post-title Bernd Koberling | Einzelausstellung | Contemporary Fine Arts (CFA Berlin) | 01.03.-19.04.2025

Bernd Koberling | Einzelausstellung | Contemporary Fine Arts (CFA Berlin) | 01.03.-19.04.2025

Bernd Koberling | Einzelausstellung | Contemporary Fine Arts (CFA Berlin) | 01.03.-19.04.2025

Bernd Koberling | Einzelausstellung | Contemporary Fine Arts (CFA Berlin) | 01.03.-19.04.2025

bis 19.04. | #4622ARTatBerlin | Contemporary Fine Arts zeigt derzeit eine Ausstellung des Künstlers Bernd Koberling.

Koberling hat als einer der wenigen gebürtigen Berliner (Jahrgang 1938) nie ein Interesse an den Themen der Großstadt gezeigt. Seine nordischen Landschaften und Szenerien entstehen in Berlin, aus dem er immer wieder durch Reisen nach Island, Schottland und Lappland ausbricht. Vulkanische Räume, Blocklavagestein, Kormorane, Brüter, Landschaften, Strandarbeiter, Wale und Metamorphosen – diese Themata scheinen von der Großstadtwirklichkeit weitab zu liegen. Gegenüber der dominanten urbanen Welt stellt er die in sich ruhende, immer selbstverständliche Naturwirklichkeit. Es ist die unmittelbare Natur, die in den arktischen Gegenden besser als in den durch den Menschen verwandelten Landstrichen erfahrbar wird.

Und dennoch: Huldigt heute ein Maler nicht des Eskapismus, der in der Großstadt Klatschmohn, Kormorane, Wale oder Flussmündungen darstellt? Die Frage wendet sich gegen den Fragenden selbst, denn es könnte sein, dass der Eskapismus die einzige Rettung des Menschen ist, der in der komplexen Großstadt zu überleben versucht. Koberling bejaht darum den bewussten Eskapismus, auch der Elfenbeinturm hat seine positive Funktion, insofern er einzelnen die Chance bietet, sich wieder dem Elementaren zu nähern.

Bernd Koberling, “Klatschmohn”,1975, Oil on canvas, 142 x 171 cm

Der Maler Bernd Koberling kann auf 60 Jahre seiner eigenen Kunstentwicklung zurückblicken – ein Zeitraum, in dem sich die vorherrschenden Vorstellungen über Kunst dramatisch verändert haben und doch auch konstant geblieben sind. Bildende Kunst ist eine wesentliche Arena der Ausbildung und Wirkung des kulturellen Gedächtnisses, und sie wirkt dabei im Sinne einer Vergegenwärtigung von Ideen und Emotionen, durch die unsere alltägliche Aktualität überwunden wird. Ihre Ausstrahlung ist in der Lage, tiefer in Raum und Zeit einzugreifen. Ein Kunstwerk steht im Spannungsverhältnis zwischen Neuheit und Allgemeingültigkeit; der Künstler muss seine eigene Sprache finden, um diesen beiden Polen entsprechen zu können. Die Auseinandersetzung mit Tradition und Gegenwart kann dabei nicht konfliktfrei und bruchlos erfolgen, sondern allein durch die Überwindung von Widerständen und eine gleichzeitig respektvolle und respektlose Haltung den Vorläufern gegenüber. Für die Generation der Künstler, zu denen Bernd Koberling gehört, ist die Erfahrung der völligen Zerstörung und der völligen Relativierung kultureller Werte, bedingt durch zwölf Jahre Faschismus und den Zweiten Weltkrieg, in besonderer Weise bestimmend geworden.

Bernd Koberling, “Blütenschuss”, 1988, Öl on canvas 225 x 320 cm

Bernd Koberling entschloss sich im Jahr 1957, Künstler zu werden, und ging 1958 an die Hochschule für Bildende Künste in Berlin, wo Max Kaus sein Lehrer wurde – ein Expressionist der zweiten Generation. Nach dem Krieg hatte Karl Hofer die Akademie neu aufgebaut und in seiner Ausrichtung an den Expressionismus und die klassische Moderne der Jahre vor der NS-Diktatur angeknüpft. Im selben Jahr sah Koberling nun dort die große Ausstellung »Die neue amerikanische Malerei«, die nicht nur für ihn zu einer Schlüsselerfahrung wurde. Eine ganze Generation von Künstler wurde von dieser Wanderausstellung beeinflusst. Dieses aufwendige Projekt fügte sich nahtlos in eine Kampagne ein, mit der die neue Kunst in Westeuropa in diesen Jahren vom Slogan der »Abstraktion als Weltsprache« beherrscht wurde, der als zentrale Metapher für die Kultur der freiheitlichen westlichen Welt gegen die sozialistischen Diktaturen in der Einflusssphäre der UdSSR in Stellung gebracht wurde. Auch ohne Berücksichtigung dieser damals nicht offen propagierten politischen Implikationen war die Wirkung der hier zu sehenden neuen amerikanischen Malerei für viele junge Künstler ein ebenso befreiender wie verunsichernder Schock.

Bernd Koberling, “Blocklava-Tagtraum”, 1980, Oil on canvas, 190 x 245 cm

1969 nahm er an der viel beachteten Ausstellungsreihe »14 x 14« in der Kunsthalle Baden-Baden teil, 1972 an »Szene Rhein-Ruhr« in Essen und an der von Christos Joachimides ausgerichteten Präsentation »The Berlin Scene« in London. 1975 folgte die Gruppenausstellung »8 in Berlin« in Edinburgh und 1978 »13° East. Eleven Artists Working in Berlin« in der Londoner Whitechapel Art Gallery. Reinhard Onnasch hatte in der Zwischenzeit eine Sammlung von 13 Gemälden zusammengestellt und brachte sie 1978 im Rahmen der Ausstellung »Aspekte der 60er Jahre. Aus der Sammlung Reinhard Onnasch« als Dauerleihgabe in die Nationalgalerie Berlin ein.

Als dann in den 1980er Jahren die Welle der sogenannten »Wilden Malerei« ausgelöst wurde, war es kaum überraschend, dass auch Bernd Koberlings Werk eine Neubewertung erfuhr.

Bernd Koberling, “Über dem Horizont”, 1982/83, Oil on canvas, 85 x 110 cm

Seine Teilnahme an der von Christos Joachimides, Norman Rosenthal und Nicholas Serota organisierten Ausstellung »A New Spirit in Painting« 1981 in der Royal Academy in London markierte den Beginn einer Reihe umfassender Ausstellungen, in denen Koberling international präsentiert wurde – »Berlin – la rage de peindre« 1982 im Musée cantonal des Beaux-Arts Lausanne, »New Painting in Germany« 1982 im Tel Aviv Museum of Art, »New Figuration – Contemporary Art from Germany« 1982 in der Frederick S. Wight Art Gallery Los Angeles, »Zeitgeist« 1982 im Martin-Gropius-Bau Berlin, »La Métropole retrouvée« 1983 im Musée des Beaux-Arts in Brüssel, »Origen y Visión« 1984 im Centre Cultural de la Caixa de Pen-sions Barcelona, »An International Survey of Recent Painting and Sculpture« 1984 im Museum of Modern Art New York.

Bernd Koberling, “Windstelle”, 1992, Oil on canvas, 250 x 250 cm

Bereits ab 1976 hatte Bernd Koberling Gastdozenturen an den Akademien in Hamburg, Düsseldorf und Berlin inne, und von 1981 bis 1988 lehrte er als Professor zunächst an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg, ab 1988 dann bis zu seiner Emeritierung an der Universität der Künste in Berlin. »Für ihn war die innere Notwendigkeit, was immer sie hervorbringen mochte, der ausschlaggebende Antrieb […], nicht falsches Epigonentum. Dieses Müssen, dem er bis heute kompromisslos folgt, hat er seinen SchülerInnen nahegebracht und sie verehren ihn dafür«, schrieb der Kunsthistoriker Eugen Blume anlässlich einer Gruppenausstellung zu Ehren Koberlings im Künstlerhaus Bethanien, in dem seine Werke gemeinsam mit Werken von zehn seiner Studentinnen und Studenten ausgestellt wurde. Diese Charakterisierung trifft Bernd Koberlings künstlerische Haltung genau, und sie bestimmt bis heute die außerordentliche Qualität seiner Werke. Bis heute arbeitet er auf ausgedehnten Reisen im hohen Norden, in der Ungestörtheit der Natur. Sein Werk ist wohltuend frei von Tagesfragen und vorgeblich aktuellen Diskursen. Seine Kunst ist gekennzeichnet von großer Ernsthaftigkeit, Demut und Kraft.

Ausstellungsdaten: Samstag, 01. März bis Samstag, 19. April 2025

 

 

Bildunterschrift Titel: Bernd Koberling, “Spannweiten”, 1983, Oil on canvas, 150 x 140 cm, Courtesy CFA (Contemporary Fine Arts)

Ausstellung Bernd Koberling – CFA Berlin | Zeitgenössische Kunst – Contemporary Art | Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin

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