post-title Philipp Gufler | Romankreisen | BQ Berlin | 25.03.–15.04.2017

Philipp Gufler | Romankreisen | BQ Berlin | 25.03.–15.04.2017

Philipp Gufler | Romankreisen | BQ Berlin | 25.03.–15.04.2017

Philipp Gufler | Romankreisen | BQ Berlin | 25.03.–15.04.2017

bis 15.04. | #1145ARTatBerlin | BQ Berlin zeigt ab dem 25. März 2017 die Ausstellung „Romankreisen“ des Künstlers Philipp Gufler.

„Der ganze Roman fasst sich selbst unten an die Seite und blättert um“ Hubert Fichte über sein literarisches Projekt Die Geschichte der Empfindlichkeit

Der Titel von Philipp Guflers erster Ausstellung bei BQ geht auf einen Begriff des deutschen Schriftstellers und Ethnografen Hubert Fichte (1935-1986) zurück. Mit der wörtlichen Übertragung aus dem Griechischen verband Fichte die Vorstellung eines zirkulär angelegten Romans, der in dessen Verlauf zu seinem Ausgangspunkt zurückkehrt. Gufler greift dies als konzeptuelle Idee einer abstrakten, kreisenden Bewegung für seine Ausstellung auf, in der sich exemplarisch Themen, Methoden und Formen seines Werks wiederspiegeln. Das Zentrum bildet dabei das Künstlerbuch Indirekte Berührung , das wie ein Logbuch auf alle installativen Elemente seiner Arbeit verweist. Diese umfassen Spiegel, die mit unterschiedlichen, durchsichtigen Farbpigmenten bearbeitet wurden sowie verschiedene bedruckte Stoffschichtungen, die sowohl als Quilts im Raum hängen als auch einen abgetrennten Bereich innerhalb der Galerie bilden. Schließlich gehört auch ein Plexiglaskasten dazu auf den eine vorausgegangene Performance projiziert wird.
Guflers Prosa nimmt im (für seine Arbeiten typischen) Siebdruckverfahren auf blauer und roter Folie mit Ringbindung auch eine haptisch erfahrbare Gestalt an. Darin begegnen den Lesern unterschiedliche Charaktere und Figuren, die teils schon seit langem die künstlerische Arbeit Guflers inspirieren und beeinflussen. Sie alle reihen sich dabei entlang einer imaginären Zeitleiste ein, die von 1597 – dem Jahr indem vermutet wird, dass der Frühbaroke Maler Caravaggio an seinem Narziss zu malen begann – bis 2075 – dem noch zukünftigen Jahr des 100. Jubiläums der Performance een gebeueren von 1975 des niederländischen Künstlers Ben d´Armagnac (1940-1978) – reicht. Neben diesen beiden für Gufler bedeutsamen künstlerischen Positionen, markieren die Jahreszahlen auch den Rahmen eines breiten Spektrums, dessen er sich als Referenzpunkte bei seiner häufig auf künstlerischer Recherche basierenden Arbeiten bedient. Allen dabei ausgewählten Schlüsselfiguren ist gemein, dass sie gleichgültig ob sie aus dem Bereich der Wissenschaft, der Schriftstellerei oder der Künste entstammen, bestimmt sind von einer gegenüber den jeweils in ihrer Zeit herrschenden Normvorstellungen tiefgreifenden Auseinandersetzung mit Fragen nach kultureller, politischer oder auch sexueller Identität.

Unabhängig vom zeitlichen Ablauf begegnen sich in Indirekte Berührung historische Figuren ebenso wie Guflers Zeitgenossen, die er allesamt durch abgewandelte Textfragmente (die nicht immer zuordenbar sind) indirekt aus seinem Text sprechen lässt. Er zitiert oder reproduziert diese Charaktere aber nicht einfach nur, sondern verdichtet ihre geäußerten oder überlieferten Haltungen. Im Prozess des indirekten Schreibens scheint Gufler immer wieder selbst Teil seiner Figuren zu werden. Die alle 21 Kapitel verbindende Persona ist dabei Jäcki , der auf dem schwulen Flaneur und schreibenden Protagonist aus Hubert Fichtes Roman Palette (1968) basiert. Ähnlich wie bei Fichte dient Gufler die Figur Jäckis mal als Projektionsfläche dann wieder als eine Art ambivalenter Doppelgänger (der niemals ganz zum Alter Ego wird). In der Gestalt Jäckis vermitteln sich so wiederholt scheinbar autobiografische Passagen, die teils den Text durchweben oder auch ganze Kapitel bestimmen.

Guflers literarische und künstlerische Selbstzeugnisse sind gleichermaßen indirekter Natur und scheinen ganz dem Prinzip „Setz dein Ich in Anführungsstriche – nenn dich Roman“ verpflichtet. Das bereits zuvor von ihm (in Teilen) als Ausstellungstitel verwendete Zitat Fichtes aus Versuch über die Pubertät (1974) verdeutlicht eine bewusst selbstkritische Distanz gegenüber einer allzu unmittelbar autobiografischen Herangehensweise. Dieses Prinzip durchzieht auch das installative und performative Werk Guflers. Seine Annäherungen an ausgewählte Figuren einer langen Emanzipationsgeschichte sind gekennzeichnet vom künstlerischen Interesse an einer tieferen inhaltlichen und emotionalen Durchdringung. Auf diese Weise verschmilzt Gufler zeitweilig mit seinen untersuchten Subjekten und verweist doch in der dabei zu ihm hervortretenden Differenz immer auch wieder zurück auf sich selbst.
Philipp Fürnkäs, 2017

Vernissage: Freitag, 24. März 2017

Ausstellungsdaten: Samstag, 25. März bis Samstag, 15. April 2017

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Bildunterschrift: Philip Gufler, “QUILT #17 (Kraximo)”, 2017, Siebdruck auf Stoff

Ausstellungen Berliner Galerien: Philipp Gufler – BQ Berlin | ART at Berlin

 

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