post-title John Seal | BEHIND THE GLARING BLAZE OF THEIR CHRISTIAN NAMES THE OBJECTS QUIETLY EMANATE THEIR UNFATHOMED TALES LIKE THE DIM LIGHT OF DISTANT STARS | KÖNIG GALERIE | 08.06.–09.07.2017

John Seal | BEHIND THE GLARING BLAZE OF THEIR CHRISTIAN NAMES THE OBJECTS QUIETLY EMANATE THEIR UNFATHOMED TALES LIKE THE DIM LIGHT OF DISTANT STARS | KÖNIG GALERIE | 08.06.–09.07.2017

John Seal | BEHIND THE GLARING BLAZE OF THEIR CHRISTIAN NAMES THE OBJECTS QUIETLY EMANATE THEIR UNFATHOMED TALES LIKE THE DIM LIGHT OF DISTANT STARS | KÖNIG GALERIE | 08.06.–09.07.2017

John Seal | BEHIND THE GLARING BLAZE OF THEIR CHRISTIAN NAMES THE OBJECTS QUIETLY EMANATE THEIR UNFATHOMED TALES LIKE THE DIM LIGHT OF DISTANT STARS | KÖNIG GALERIE | 08.06.–09.07.2017

bis 09.07. | #1395ARTatBerlin | KÖNIG GALERIE präsentiert ab dem 08. Juni 2017 diese Ausstellung des Künstlers John Seal.

„Ob die Objekte in der Ausstellung nun Gemälde oder Skulpturen sind, sollte eigentlich egal sein“, sagte mir John Seal unlängst bei einem abendlichen Atelierbesuch. „Aber es ist eben überhaupt nicht egal.“ Und da hat er recht. Man könnte die Exponate seiner ersten Ausstellung in der KÖNIG GALERIE genau
genommen als „polychrome Reliefs“ bezeichnen – eine Technik, die auf eine lange Geschichte zurückblickt, insbesondere in der christlichen Kunst –, aber die Probleme und Möglichkeiten, die diese Werke aufwerfen, sind letztendlich doch malerischer Natur.

Er arbeitet zwar auch mit Skulpturen und Installationen, doch Seals Vorliebe für die Malerei entspringt dem festen Glauben an die Ernsthaftigkeit und Tiefgründigkeit des Mediums, an seine philosophische und sinnliche Tragweite und an seine ungebrochene Relevanz in der visuellen Kultur des Westens. Angeschlagen und abgeschrieben nach jahrzehntelangen Angriffen erlebt die Malerei in den Augen Seals zurzeit eine Wiederauferstehung als ironisches und selbstironisches „Painting Lite“. Es wäre allerdings verfehlt, Seals humoristische Seite mit dieser Manier zu assoziieren. Schließlich meint das Wort „Witz“ zugleich Humor und Geist. Wenn der Künstler seinen Witz spielen lässt, möchte er unsere Verdauungsfähigkeit für komplexe Zusammenhänge des Wissens, der Wahrnehmung und der Mimese stimulieren. Das polychrome Relief, wie es in Seals neuen Werken auftritt, ist eine Tautologie: ein konventioneller Darstellungsmodus, der dreidimensionale Formen mit Formillusionen übermalt. Eine absurde und komische Praxis, ein paradoxes Aufeinanderprallen von Repräsentationstechniken, ausgelöst von dem zwanghaften Verlangen, den Informationsgehalt des Bildes zu vermitteln. Im Verlauf des Prozesses beginnt die Repräsentation selbst zu zerfallen: Von den Rändern her frisst sich die Sinnlosigkeit herein und verschlingt die Illusion.

Nun beabsichtigt Seal aber nicht, uns zu einer Kritik der Darstellungsmodalitäten anzuleiten. Es geht ihm einzig um die direkte lebendige und irreduzible Erfahrung der physischen Realität. In seinen Werken artikuliert sich ein Protest gegen die allgegenwärtige (Un-)Wirklichkeit der mediatisierten, digitalisierten Umwelt, in der jedes Bild flach und auswechselbar wird. Unter diesen Bedingungen, warnt er, wird die Wirklichkeit zur Währung reduziert, zur Zirkulation äquivalenter Tauschmittel in einer Ökonomie des Wissens. (Nicht zufällig verweigern sich die dreidimensionalen Reliefs des Künstlers der konventionellen fotografischen Reproduktion.)

Anstelle eines allwissendes Zynismus befürwortet Seal die offene, endlose Recherche. Die Welt, argumentiert er, sei nicht bloß die Summe unseres Wissens von ihr. Das Wissen möchte die Welt darstellen und erklären, was ihr freilich nie vollends gelingt.

Eine Fruchtschale an sich ergäbe in der heutigen Zeit ein schales Malmotiv. Seals Inszenierung bringt sie dazu, sinnliche Überfülle, berauschende Augenfreuden, wissenschaftliche Errungenschaften und den globalen Verkehr von Waren und Bildern zu symbolisieren, die zeitlose Dimension der Malerei zu indizieren und mittels der Optik des scheinbar Banalen eine Vision des Erhabenen zu evozieren. Die naturgetreu dargestellten Früchte werden in Schalen präsentiert, die mit bunten Impasto-Strichen bedeckt sind. Beides scheint auf den ersten Blick nicht recht zu harmonieren. Erst bei genauerer Betrachtung wird man gewahr, dass das Früchtearrangement und sein Gefäß im selben exzentrischen und kapriziösen Stil gearbeitet sind.
Die vom Künstler handgeschnitzten Rahmen bestehen – wie die Früchte und Schalen – aus Lindenholz. Erneut stellt sich das ontologische Dilemma: Sind die Handwerksstücke ernst gemeint oder nur äußerer Schein? Haben wir es mit Bühnenstaffage zu tun oder mit bewusst konzipierten Bilderweiterungen in der Manier eines Georges Seurat oder Howard Hodgkin? Eine solche Unterscheidung zu treffen, ist schwerer als man denkt. Alte Bildrahmen sind gewöhnlich aus Holz gefertigt und mit Blattgold überzogen. Manche Rahmen erhalten einen extra Anstrich, um sie älter wirken zu lassen, und manche sind teurer als das Bild.

Der Rahmen diente ursprünglich zum Schutz der Leinwand, wurde aber rasch zu einem Statussymbol. (Wenn etwas wert ist, geschützt zu werden, muss es Wert haben, lautete der logische Schluss. Wenn etwas wert ist, durch etwas Wertvolles geschützt zu werden, muss es von unschätzbarem Wert sein.) Im bürgerlichen Heim oder in der Galerie geriet der Rahmen zu einer Vorrichtung, die das Bild in seiner eigenen ontologischen Zone isoliert. Innerhalb des Goldrahmens gelten andere Gesetze als außerhalb des Goldrahmens.

Seals Rahmen haben ironischerweise den gegenteiligen Effekt: Sie heben die Trennlinie zwischen Betrachter und Bild auf. Der Rahmen wird von der visuellen Ordnung des Bildes annektiert und verliert dadurch die Fähigkeit, das Bild zu begrenzen und zu umschließen. Hinzu kommt, dass die Schale über den Rand hinauszuragen scheint, nicht willens, sich einengen zu lassen. Indem er die Wand, die sonst verdeckt bleibt, stellenweise freilegt, schließt Seal den Kreis der Kreuzkontamination von Ausstellungskontext und Gemälde – seines Bildfelds und Umfelds, seiner Oberfläche und Substanz, seines Inhalts und Bezugsraums.
Jonathan Griffin

Vernissage: Mittwoch, 07. Juni 2017, 18:00 bis 21:00 Uhr

Ausstellungsdaten: Donnerstag, 08. Juni bis Sonntag, 09. Juli 2017

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Bildunterschrift: John Seal, The World Is Waiting For Us III, 2017, oil on basswood,122 x 107 x 5 cm, unique

Ausstellungen Berliner Galerien: John Seal – KÖNIG GALERIE | ART at Berlin

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