bis 13.04. | #4166ARTatBerlin | Galerie Friese zeigt ab 10. Februar 2024 (Vernissage: 09.02.) die Ausstellung „Begegnung zweier Künstler in den 1950er Jahren“ der Künstler Willi Baumeister & Georg Karl Pfahler.
Willi Baumeister (1889-1955) zählt zu den Pionieren der Kunst des 20. Jahrhunderts, der sich nicht um scheinbare Gegensätze wie abstrakt oder figürlich scherte. Es geht ihm immer ums Ganze der Kunst, die, wenn man sie ernst nimmt, ihre Verwobenheit in die Geschichte des Menschen meint. Ebenso bedeutend wie sein Werk ist folgerichtig Baumeisters Vermächtnis als Lehrer: zunächst lehrte er ab 1928 an der Städtischen Kunstgewerbeschule in Frankfurt, bis er 1933 von den Nationalsozialisten entlassen wurde. 1946 wurde Baumeister, der in den Kriegsjahren im Verdeckten arbeitete und sein Geld als Werbegrafiker verdiente, durch den damaligen Kultusminister Theodor Heuss zum Professor an die wieder neu eröffnete Kunstakademie Stuttgart berufen.
Er war die Symbolfigur für den Neubeginn der Kunstakademie, integrierte die Lehren des Bauhauses in seinen Unterricht und vertrat die moralisch begründete Freiheit der Kunst. Durch seine 1947 veröffentlichte programmatische Schrift „Das Unbekannte in der Kunst“ sowie seine Positionierung bei den Darmstädter Gesprächen 1950 festigte sich sein Ruf als Verfechter der Moderne in Deutschland weiter.
Georg Karl Pfahler, Formativ Nr. II a, 1959–1960, Mischtechnik auf Leinwand, 110 x 100 cm, Foto: Pfahler Archive
An der Stuttgarter Kunstakademie traf auch Georg Karl Pfahler (1926-2002) auf Baumeister und studierte bis 1954 in seiner Klasse. Pfahlers frühe Werke zeigen die Prägungen des Lehrers und seines Spätwerks der schwarzen schwebenden Formen. Doch Pfahler fand bald seinen eigenen Kosmos. 1958 begann er seine umfangreiche Werkgruppe „Formativ“, die für sein gesamtes späteres Schaffen als Basis und konzeptionelle Quelle dienen sollte: malerische Kompositionen von Farbblöcken- und -feldern, die das Verhältnis von Farbe und Form in sensiblen Balanceakten erforschen.
Heute ist Pfahler vor allem für seine späteren, geometrisierenden Farbformkompositionen mit scharfen Umrissen bekannt, die seinen Ruf als Hauptvertreter der Hard-Edge Malerei in Europa prägten. Sein Interesse galt von Beginn an nicht nur den Dynamiken innerhalb des Bildraums, sondern auch der Beziehung seiner Bilder zum umgebenden Raum. Dabei verfolgte er ein größeres, gesellschaftliches Anliegen: mit Kunst soziale Räume zu schaffen. So entstanden ab 1965 architektonische „Farbraumobjekte“ im Innen- und Außenraum, beispielsweise die begehbaren Farbräume im Deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig 1970 sowie seine „Palaverhäuser“. Diese Dimension von Pfahlers Kunst lässt ihn heute auch als Vordenker späterer, an sozialen Interaktionen interessierten Kunsttendenzen wie der „Relational Art“ erscheinen.
Vernissage: Freitag, 09. Februar 2024, von 19:00 bis 21:00 Uhr, Einführung mit Klaus Gerrit Friese, 20 Uhr
Ausstellungsdaten: Samstag, 10. Februar – Samstag, 13. April 2024
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Bildunterschrift Titel: Willi Baumeister, Schwarzer Fels, metaphysisch, 1955, Öl, Kunstharz, Spachtelkitt auf Hartfaserplatte, 65 x 81 cm, Foto: Reinhard Truckenmüller, Courtesy Willi Baumeister Stiftung
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