post-title Tursic & Mille | Galerie Max Hetzler | 03.06.-06.08.2022

Tursic & Mille | Galerie Max Hetzler | 03.06.-06.08.2022

Tursic & Mille | Galerie Max Hetzler | 03.06.-06.08.2022

Tursic & Mille | Galerie Max Hetzler | 03.06.-06.08.2022

bis 06.08. | #3494ARTatBerlin | Galerie Max Hetzler präsentiert seit 3. Juni 2022 in der Bleibtreustraße 45 und Bleibtreustraße 15/16 eine Doppelausstellung mit neuen und aktuellen Arbeiten des Künstlerduos Tursic & Mille.

Ida Tursic und Wilfried Mille arbeiten seit dem Jahr 2000 zusammen. In der Bilderflut der heutigen Welt beschäftigen sie sich mit der Frage, wie man heutzutage malen kann. Bekannt für ihre freudig exzentrischen Gemälde und Skulpturen, die kunsthistorisches Wissen mit einem breiten Spektrum an Motiven verbinden, agieren Tursic & Mille einerseits innerhalb der Tradition des Mediums und fordern es gleichzeitig spielerisch auf verschiedenen Referenzebenen heraus. Sie bedienen sich dabei instinktiv aus unterschiedlichen Medien, vor allem aus dem Internet. Die einzelnen Elemente ihrer Arbeiten wechseln sich ab und bilden eine eigene Sprache oder führen den Betrachter durch Szenen, in denen sie über die Praxis der Malerei reflektieren.

In der Bleibtreustraße 45 präsentieren die Künstler die neuesten Arbeiten aus ihrer 2021 begonnenen Serie Peindre la peinture (Paint the paint). Die auf Holz gemalten Werke in kleinen Formaten zeigen Genreszenen mit Beckettschen Figuren, die mit Farbflecken kämpfen und dabei seltsamen und archaischen Ritualen ausgesetzt sind. Der Kurator und Kritiker Judicaël Lavrador sagt über das erste Werk der Serie: „Die junge Frau betrachtet halb angewidert und halb verwirrt die dicke Schicht blauer Farbe, die ihre Finger befleckt. Sie hat sie absichtlich gefärbt, indem sie sie in die dicke Pfütze derselben Farbe getaucht hat, die sich vor ihr auf dem Tisch befindet. Das Bild könnte ein Porträt jeder Malerin und jedes Malers bei der Arbeit sein, die mit ihrem Dämon konfrontiert sind, diesen in Öl verdünnten Pigmenten, die unkontrollierbar an ihren Fingern, ihrem Körper und ihrer Seele kleben, berauscht und aufbegehrend auf die Pinselstriche, die behaupten, alle Macht über sie zu haben. Und doch. Die Farbe macht, was sie will: Sie kommt aus dem Nichts und beeinflusst das Bild so sehr, wie sie es zeichnet.“

Im Dialog mit dieser Serie steht ein großes Porträt von Walter Benjamin. Das Bild basiert auf seinem Personalausweis und wurde in Teilen durch bunte Farbtupfer und Pinselstriche über einem Siebdruckrahmen abstrahiert. Außerdem ist eine Serie expressiver Holzausschnitte zu sehen, die mit einer Kettensäge geschnitten und in Blau, Magenta, Gelb und Schwarz bemalt wurden. Auf den ersten Blick abstrakt, verweisen sie auf bestimmte Farbflecken auf Papier. Anstelle des Blau, Rot und Gelb der Moderne bilden ihre Farben die Grundlage für jede Bildproduktion im Offsetdruck (CMYK) und verweisen damit auf eines der ersten Mittel zur Verbreitung von Bildern, lange vor dem Internet.

ART at Berlin - courtesy of Galerie Max Hetzler - Tursic & Mille - Studie in Red - (c) TURSIC + MILLE
Tursic & Mille, Study in Red, 2022, oil on canvas, 190 x 230 cm.; 74 3/4 x 90 1/2 in

Im letzten Raum der Galerie wird ein Gemälde gezeigt, das sich auf Gustave Courbets L’Hallali du cerf (Tod des Hirschs), 1866-1867, bezieht. An die Stelle der Jäger sind ein Maler und seine Gefährtin getreten, die im Gras lagern. In einer ikonoklastischen Geste wurde das Gemälde vertikal in der Mitte geteilt und die Tafeln ausgetauscht, wodurch das der Szene innewohnende Narrativ gestört wird. Die „Geschichte“ entfaltet sich nun in umgekehrter Reihenfolge: Die Figuren blicken aus dem Feld, während die Hundemeute und der Hirsch nach rechts fliehen. Nur der Kopf des Hirsches bleibt vor dem Paar stehen, wie eine Jagdtrophäe mit erschrockenen Augen. Das Werk ist von drei großformatigen, anachronistischen Landschaften umgeben, die von Dinosauriern, UFOs und Kometen bevölkert sind und aus Holzplatten bestehen, die ursprünglich die Wände des Ateliers der Künstlerin bildeten. Auf dem Boden und über die anderen Räume verteilt ist eine Installation aus Zigarettenkippen, Schmerzmitteln und Antidepressiva zu sehen, eine Weiterentwicklung der Installation aus ihrer jüngsten Ausstellung im Consortium Museum in Dijon. Diese in Bronze gegossenen und bemalten Objekte sind Hilfsmittel in unruhigen Zeiten, die den Lauf der Zeit verdeutlichen.

Der Ausstellungsraum in der Bleibtreustraße 15/16 ist vier Gemälden und einer Bodeninstallation aus bronzenen bemalten Äpfeln gewidmet, von denen einige verrottet, andere zerquetscht oder angebissen sind und die von der Straße aus durch die großen Schaufenster im Erdgeschoss sichtbar sind. Die Gemälde basieren auf Antoine Vollons La motte de beurre (Der Butterberg), 1875/1885, das sich in der Sammlung der National Gallery of Art in Washington befindet. Für Tursic & Mille liegt die Anziehungskraft dieses Werks in seinem im Wesentlichen abstrakten Aspekt und in der Aufhebung der Unterscheidung zwischen Figuration und Abstraktion, die es unwissentlich in sich trägt. Vom Original haben die Künstler nur die Idee eines dunklen Hintergrunds und den skulpturalen Aspekt des dargestellten Objekts – einer farbigen Masse – übernommen. Die Wiederholung, Vereinfachung und Vergrößerung in Verbindung mit der Verwendung von Primärfarben abstrahiert das Bild und verschleiert seine Aussage. Obgleich die Butter sehr gegenwärtig ist, beginnt sie, von etwas anderem als sich selbst zu sprechen; zunächst vertraut und erkennbar, wird sie durch ihre übermäßige Größe und Instabilität fast verstörend. Was hier gezeigt wird, verweist auf ein im Entstehen (oder Vergehen) begriffenes Objekt, das sich wiederum auf das Gemälde selbst bezieht.

Ida Tursic (*1974, Belgrad, Serbien) und Wilfried Mille (*1974, Boulogne-Sur-Mer, Frankreich) leben und arbeiten in Mazamet, Frankreich. Ihre Werke wurden in zahlreichen Einzelausstellungen gezeigt, zuletzt unter anderem im Consortium Museum, Dijon (2022); Le Portique, Le Havre (2021); Museum Sztuki, Lodz (2020); Fondation d’Entreprise Ricard, Paris (2017); Musée des Beaux-Arts, Dole (2011); FRAC Auvergne, Clermont-Ferrand (2011) und Le Musée de Serignan (2008-2009). Das Künstlerduo wurde 2020 mit dem Preis der Fondation Simone et Cino Del Duca und 2009 mit dem Preis der Fondation d’Entreprise Ricard ausgezeichnet. Sie waren 2019 für den Marcel-Duchamp-Preis nominiert. Die Werke von Tursic & Mille befinden sich unter anderem in den Sammlungen des Centre Pompidou, Paris, des Le Consortium, Dijon, des Berardo-Museums, Lissabon, der Fondation Francès, Senlis, und der Nationalen Sammlung für zeitgenössische Kunst-FNAC, Paris.

Vernissage: Freitag, 3. Juni 2022, 18:00 – 20:00 Uhr

Ausstellungsdaten: Freitag, 3. Juni – Samstag, 6. August 2022

Zur Galerie

 

 

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Ausstellung Tursic & Mille – Galerie Max Hetzler | Contemporary Art – Zeitgenössische Kunst in Berlin – Ausstellungen Berlin Galerien – ART at Berlin

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