post-title Rebecca Horn | Galerie Thomas Schulte | 28.04.-26.06.2021

Rebecca Horn | Galerie Thomas Schulte | 28.04.-26.06.2021

Rebecca Horn | Galerie Thomas Schulte | 28.04.-26.06.2021

Rebecca Horn | Galerie Thomas Schulte | 28.04.-26.06.2021

bis 26.06. | #3019ARTatBerlin | Galerie Thomas Schulte präsentiert ab 28. April 2021 anlässlich des diesjährigen Gallery Weekends eine Solo Show mit neuen Arbeiten der Künstlerin Rebecca Horn.

Neben aktuellen Arbeiten werden zwei der bekanntesten kinetischen Installationen der Künstlerin aus den Neunzigerjahren gezeigt, Bee’s Planetary Map (1998) und Der Turm der Namenlosen (1994). Als erste Ausstellung überhaupt eröffnete Thomas Schulte die Galerie im April 1991 mit Rebecca Horns Installation Chor der Heuschrecken in Berlin-Charlottenburg. Zum 30-jährigen Jubiläum der Galerie und viele gemeinsame Projekte später setzt die Galerie die Zusammenarbeit mit einer der bedeutendsten lebenden deutschen Künstlerinnen fort.

1991 hatte Rebecca Horn für die Galerie Thomas Schulte ihre Arbeit Chor der Heuschrecken I, II geschaffen. Damit war zum ersten Mal eine skulpturale Choreographie entstanden, die zwei Räume, später zwei Orte, landschaftsartig verband und formbestimmend für ihr Werk wurde. Auch Insekten mit ihren Liebespassionen zwischen Leben und Tod, ihren Raumfühlern und ihrer seismographischen Wahrnehmung wurden von da an zu Leitmotiven ihres Werks. In diese Thematik gehören die Bienen mit ihrer Kunst, Substanzen zu verwandeln und Lebensräume zu bauen.

Bee’s Planetary Map (1998) gehört zur Werkgruppe von ortsbezogenen, aber nicht ortsgebunden Raumkompositionen. Ebenso wie ihre Arbeiten oft das entwurzelte Leben von Emigranten ins Bild setzen, sind auch die Protagonisten ihrer Inszenierungen auf Wanderschaft. Bee‘s Planetary Map wurde schon 1997, noch vor den Strömen von Geflüchteten aus dem Balkan, konzipiert. Die Geschichte hat die Vision der Künstlerin bestätigt. Leere Bienenkörbe erfüllen den Raum mit dem eindringlichen Summen eines umherirrenden Bienenschwarms. Honiggelbes Licht strömt aus den Körben, wird von runden, drehenden Spiegeln aufgefangen und über Wände und Decken projiziert. Im regelmäßigen Abstand von zweieinhalb Minuten fällt ein an einer mechanischen Seilwinde befestigter Stein von der Decke und zertrümmert einen dieser Spiegel. Dessen sich weiterdrehende Splitter jagen panische Lichtfetzen durch den Raum. Um ein Zentrum ringen, nach Schutz und Sicherheit suchen, um Freiheit und Zugehörigkeit bangen – das sind die großen menschlichen Themen im Werk von Rebecca Horn.

Den Flugbahnen der flüchtenden Bienen ist Der Turm der Namenlosen (1994) verwandt. Rebecca Horn hatte ihn den Emigranten gewidmet, die damals ohne Pass und ohne die Landessprache zu sprechen in Wien auftauchten und oft nur ihre Musikinstrumente hatten, um ihren Schmerz auszudrücken. Ineinander verhakt schraubt sich eine Spirale von Obstleitern in die Höhe des neun Meter hohen Corner Space der Galerie, als wollten sie aus den Fensterbögen fliehen. Neun Geigen klettern diesen Leiterturm hinauf; in regelmäßigem Abstand von dreieinhalb Minuten setzen sie sich in Bewegung und stimmen eine wilde Polyphonie an. Saiteninstrumente können auf die Flucht mitgenommen werden und gehören zu den Leitmotiven im Werk von Rebecca Horn. So auch im Konzert für Buchenwald, jener seit 1999 in Weimar fest eingerichteten skulpturalen Komposition, die zeitgleich mit Bee‘s Planetary Map entstand. Zu den leitmotivischen Objekten ihres Werks gehören auch die drehenden Ferngläser, die in ihrer zehnteiligen Filmographie wiederkehren, so etwa in Der Eintänzer, La Ferdinanda und in Buster’s Bedroom.

Rebecca Horns Werk, das sich aus ihren frühen Performances aufbaut und neben ihren animierten Skulpturen Zeichnungen, Gedichte, übermalte Fotografien, Bühnenbilder und Malereien umspannt, lebt aus der Denkbewegung einander weitertreibenden Schaffensimpulsen. Zentral darin ist immer wieder die Performance Einhorn von 1970 mit ihrer von einem Stab verlängerten Frauengestalt, die als wandelnde Vertikale den Raum körperlich vermisst. Rebecca Horn dehnt in ihrer poetischen Vorstellung die Gestalt so, dass sie unendliche Tiefen und Höhen berührt. Mit demselben körperlichen Bewusstsein sind die großen Papiere, auf denen sie malt, nach den Dimensionen ihrer Armeslänge bemessen. Manchmal ist ein mit Bleistift markierter Mittelpunkt, der ihrem eigenen Zentrum entspricht, noch sichtbar. Den unteren Rand dieser Malereien, wie das in der Malerei Im Schatten des Schmerzes erkennbar ist, bildet oft eine angedeutete Landschafts-Silhouette. Von dieser Linie ihren Elan nehmend, steigen Energieströme in die Höhe, verästeln sich immer mehr und verdichten sich schließlich in einem Himmelsraum, wo sie in einem ekstatischen Drehtanz zu wirbeln beginnen. Der Aufstieg jedoch in diese spirituelle Höhe vollzieht sich im Kampf zwischen dunklen und lichten Flugkörpern. Unwillkürlich ahmen wir als Betrachter das Auf und Ab dieses Ringens körperlich nach, während wir beobachtend den Kopf heben und senken. Wie in fast allen Arbeiten von Rebecca Horn sind wir im Bild.

Rebecca Horn (geb. 1944 in Michelstadt, Deutschland) lehrte nach ihrem Studium in Hamburg und London ab 1989 fast zwei Jahrzehnte an der Universität der Künste in Berlin. Als jüngste Künstlerin wurde sie 1972 vom Kurator Harald Szeemann eingeladen, ihre Arbeit auf der documenta 5 zu präsentieren. Später wurden ihre Arbeiten auch auf der documenta 6 (1977), 7 (1982) und 9 (1992) sowie auf der Biennale von Venedig (1980; 1986; 1997), der Biennale von Sydney (1982; 1988) und als Teil der Skulptur Projekte Münster (1997) gezeigt.

Auszeichnungen (Auswahl): Kunstpreis der Böttcherstraße (1979), Arnold-Bode-Preis (1986), Carnegie-Preis (1988), Kaiserring der Stadt Goslar (1992), Medienkunstpreis des ZKM Karlsruhe (1992), Alexej von Jawlensky-Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden (2007), Alice Salomon Poetik Preis, Berlin (2009), Praemium Imperiale Tokyo (2010), Pour le Mérite für Wissenschaft und Kunst (2016) und Wilhelm-Lehmbruck-Preis (2017). 1993 richtete das Guggenheim Museum in New York für Rebecca Horn als erste Künstlerin eine mid-career-Retrospektive aus. Die Ausstellung reiste anschließend ins Stedelijk Van Abbemuseum, in die Nationalgalerie Berlin, die Kunsthalle Wien, die Tate Gallery und die Serpentine Gallery in London und ins Musée de Grenoble. Eine zweite Retrospektive fand 2005 in der Hayward Gallery in London statt. Eine weitere Retrospektive richtete 2006 der Martin-Gropius-Bau in Berlin aus. Im Jahr 2019 fanden gleichzeitig zwei umfassende Ausstellungen ihrer Werke im Centre Pompidou-Metz und im Museum Tinguely in Basel statt. Rebecca Horns Werke sind in bedeutenden und großen Museen international vertreten. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Bad König im Odenwald.

Ausstellungsdaten: Mittwoch, 28. April – Samstag, 26. Juni 2021

Zur Galerie

 

 

Bildunterschrift: Rebecca Horn, Bees Planetary Map, 1998 (Installationsansicht, Centre Pompidou-Metz, 2019) / Photo: Jacqueline Trichard / © Rebecca Horn, VG Bildkunst, Bonn, 2020 / Courtesy the artist and Galerie Thomas Schulte, Berlin

Ausstellung Rebecca Horn – Galerie Thomas Schulte | Zeitgenössische Kunst in Berlin | Contemporary Art | Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin

 

Diese Fehlermeldung ist nur für WordPress-Administratoren sichtbar
Fehler: Hashtag-Limit von 30 einzigartigen Hashtags pro Woche wurde erreicht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Meisterwerke in Berlin

Viele beeindruckende Meisterwerke der Kunst aller Epochen können Sie in den Berliner Museen besuchen. Aber wo genau findet man Werke von Albrecht Dürer, Claude Monet, Vincent van Gogh, Sandro Botticelli, Peter Paul Rubens oder die weltberühmte Nofretete? Wir stellen Ihnen die beeindruckendsten Meisterwerke der Kunst in Berlin vor. Und leiten Sie mit nur einem Klick zu dem entsprechenden Museum. Damit Sie Ihr Lieblingsmeisterwerk dort ganz persönlich live erleben und in Augenschein nehmen können.

Lädt…
 
Send this to a friend