post-title Nengi Omuku | Chorus | Kristin Hjellegjerde Gallery Berlin | 30.10.-18.12.2021

Nengi Omuku | Chorus | Kristin Hjellegjerde Gallery Berlin | 30.10.-18.12.2021

Nengi Omuku | Chorus | Kristin Hjellegjerde Gallery Berlin | 30.10.-18.12.2021

Nengi Omuku | Chorus | Kristin Hjellegjerde Gallery Berlin | 30.10.-18.12.2021

bis 18.12. | #3207ARTatBerlin | Kristin Hjellegjerde Berlin präsentiert ab 30. Oktober 2021 (Vernissage: 29.10.) die Ausstellung Chorus der Künstlerin Nengi Omuku.

Der Körper einer liegenden Frau liegt ausgestreckt wie eine wogende Landschaft vor einer Menge von Menschen, die sich teils mit einer meerähnlichen Substanz verbinden. Dieses geheimnisvolle Gemälde mit dem Titel „Fiyin at Rest“ ist Teil einer neuen Serie eindringlicher Kunstwerke von Nengi Omuku.

Traditionell malt die Künstlerin auf Paneele eines traditionellen nigerianischen Seiden- Stoffes namens Sanyan, welcher in seiner intensiven Struktur jedem Werk eine besondere Körperlichkeit verleiht. In ihrer jüngsten Sololausstellung Chorus in der Kristin Hjellegjerde Gallery Berlin setzt die Künstlerin ihre Erkundungen von kollektiver Identität und Zugehörigkeit fort und legt dabei den Schwerpunkt auf Zuschauerschaft, Rituale und Spiritualität.

Omukus Praxis bewegt sich seit langem zwischen Figuration und Abstraktion, und dieses jüngste Werk evoziert ein größeres Gefühl von Fluidität und Dynamik, welches dazu dient, eine fast traumartige Atmosphäre zu schaffen. Das Gemälde Still Life beispielsweise zeigt eine gesichtslose Frau, die einen Topf mit einer herzförmigen Blume hält und ihre Arme auf eine schräge, mit grünem Terrazzo gemusterte Fläche stützt. Hinter ihr schweben rosafarben-wirbelnde Wolken an einem blassblauen Himmel. Die weiche Farbpalette vermittelt ein Gefühl von Ruhe und Weite und spiegelt die Vorstellung wider, dass die Figur in Gedanken versunken ist, während sie auf die Pflanze blickt. „Auch wenn nicht ich es bin, betrachte ich dieses Werk als Selbstporträt“, sagt Omuku. „Es ist eine Künstlerin, die darüber nachdenkt, ein Stillleben zu malen, was unter schwarzen Künstlern nicht unbedingt verbreitet ist, da wir uns normalerweise mehr mit dem Politikum des Körpers beschäftigen“.

Es ist bezeichnend, dass Omukus Figur vom eigentlichen Akt des Malens losgelöst bleibt und die Welt um sie herum im Fluss ist; sie scheint sich nach einem Zustand der Ruhe und Kontemplation zu sehnen, ist aber noch nicht ganz in der Lage, diesen zu erreichen. Interessant ist jedoch, dass es sich um eines der wenigen Werke handelt, welches einen einzelnen Körper zeigt, was vielleicht auf die Idee hinweist, dass die Kunst Zugang zum Raum und zur individuellen Handlungsfähigkeit bietet.

In den großformatigen Gemälden tauchen wiederum Gruppen von Körpern als gespenstische, geisterhafte Präsenz auf, die oft in den Hintergrund treten oder ineinander übergehen. „Diese Menschen tauchen in meiner Arbeit immer wieder auf und erinnern mich an den Chor im griechischen Theater, welcher traditionell das Geschehen beobachtet und manchmal auch kommentiert“, erklärt Omuku. Ihre Figuren sind jedoch stumme Zuschauer, deren Gesichter absichtlich verdeckt sind, um eine Singularität zu vermeiden und unsere gemeinsame Körperlichkeit, den Körper des Kollektivs, zum Ausdruck zu bringen.

In einem der beeindruckendsten Werke mit dem Titel Wave ist eine große Menschenmenge direkt auf den Betrachter gerichtet, und obwohl wir ihre Augen nicht sehen können, spüren wir die Präsenz ihrer Blicke und damit das unheimliche Gefühl, beobachtet zu werden. Diese besondere Komposition wurde durch die Erfahrung der Künstlerin inspiriert, die einer Hochzeit beiwohnte und Zeuge der seltsamen performativen Zeremonie des Fototermins wurde, bei dem verschiedene Gruppen von Menschen gebeten werden, sich hinter das Paar zu stellen, um sich porträtieren zu lassen. Bei ihrer ersten formellen Zusammenkunft nach der Zeit des Lockdowns erinnert sich Omuku an das seltsame Gefühl, von der Szene selbst getrennt zu sein. Der große Maßstab des Werks und das starke Gefühl der Körperlichkeit, das sowohl durch die Figuren selbst als auch durch die Materialität des Sanyan-Stoffes hervorgerufen wird, vermitteln dem Betrachter eine ähnlich beunruhigende Erfahrung.

Die Arbeit mit dem Titel Baptism erforscht ebenfalls die Wirkungen des Blicks, aber hier umgeben zwei Gruppen von Menschen eine weibliche Figur, die auf dem Boden liegt. Während die Szene zunächst beunruhigend wirkt, da wir uns über die Untätigkeit der Menge und den unbewegten Körper der Frau wundern, suggerieren ihre entspannte Körpersprache und die ausgedehnte, gewellte Oberfläche des Bodens eine andere Art der Verbindung. „Ich stelle mir den Boden als einen Wasserkörper vor“, erklärt Omuku. „Die Menschenmenge ist für mich ein homogener Körper, der den Prozess ihrer Veränderung und der Erneuerung beobachtet.“ Diese Idee wird auch in Star Gazers aufgegriffen, einem Gemälde, das eine Gruppe von Menschen zeigt, die auf ein mysteriöses, rosa Gebilde blicken. Die Form wurde von einem wunderschönen alten Bambusbaum inspiriert, den die Künstlerin auf einer Reise nach Nigeria gesehen hat, aber Omuku hat das ursprüngliche Bild bewusst abstrahiert, um die Präsenz einer feurigen, energiegeladenen und möglicherweise sogar spirituellen Kraft zu erzeugen, während der dramatische, stürmische Himmel wieder einmal eine Zeit des Wandels signalisiert.

Auf diese Weise schafft Omuku eine fesselnde Spannung zwischen Bewegung und Stille, Verbindung und Distanz, und obwohl immer wieder auch ein Gefühl des Unbehagens spürbar ist, welches die Komplexität und die Tragweite des Blicks zum Ausdruck bringt, deuten diese neuen Arbeiten – nach ihren vorherigen Werken voll politischer Schwere – nun mit gestischen Pinselstrichen, warmen Farben und dynamischen, abstrakten Formen auf Visionen von Übergang und Heilung hin.

Vernissage: Freitag, 29. Oktober 2021, 16:30 bis 21:00 Uhr

Ausstellungsdaten: Samstag, 30. Oktober – Samstag, 18. Dezember 2021

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Bildunterschrift: Nengi Omuku, Fiying at rest, 2021, Oil on Sanyan, 144 x 220 cm, 56 3/4 x 86 5/8

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