post-title Muhammad Zeeshan | Grass don’t grow on my land | Kristin Hjellegjerde Gallery Berlin | 15.10.-12.11.2022

Muhammad Zeeshan | Grass don’t grow on my land | Kristin Hjellegjerde Gallery Berlin | 15.10.-12.11.2022

Muhammad Zeeshan | Grass don’t grow on my land | Kristin Hjellegjerde Gallery Berlin | 15.10.-12.11.2022

Muhammad Zeeshan | Grass don’t grow on my land | Kristin Hjellegjerde Gallery Berlin | 15.10.-12.11.2022

bis 12.11. | #3653ARTatBerlin | Kristin Hjellegjerde Gallery Berlin präsentiert ab 15. Oktober 2022 die Ausstellung “Grass don’t grow on my land” des Künstlers Muhammad Zeeshan.

Unbekleidete Frauen erscheinen in verschiedenen Begegnungen mit wilden Tieren und Pflanzen: kommunizierend mit einer Eule, liegend in einem großen grünen Blatt oder auf den präparierten Kopf eines Rehs übertragen. Dies sind die neuesten Werke des pakistanischen Künstlers Muhammad Zeeshan, der seine Erkundungen darüber fortsetzt, wie Frauen objektiviert und entmachtet wurden und werden. „Grass don’t grow on my land“, der Titel der Einzelausstellung in der Galerie Kristin Hjellegjerde in Berlin, bezieht sich auf einen Mangel an Fortschritt oder Veränderung in Bezug auf die Denkweise und nicht auf äußere Entwicklungen. Durch seine lebendigen, traumhaften Kompositionen hinterfragt Zeeshan starre Geschlechterrollen und Stereotypen, die in den zeitgenössischen Kulturen auf der ganzen Welt weiterhin verstärkt werden.

Zeeshan bezeichnet dieses jüngste Werk als direkte Fortsetzung seiner früheren Serie mit dem Titel „Nangeli“, die aus den Nachforschungen des Künstlers über die Legende einer Frau namens Nangeli aus dem 19. Jahrhundert hervorging, die sich angeblich aus Protest gegen eine kastenbasierte „Bruststeuer“ die Brüste abschnitt. Die Werke dieser jüngsten Serie sind zwar dynamischer, was die Posen der Frauen und die leuchtend farbigen Hintergründe betrifft, doch die Kompositionen deuten auf tiefer liegende, eingebettete Erzählungen von Unterdrückung hin, die mit jeder Generation fortgeschrieben werden. Das Gemälde einer Frau, die in einem Seerosenblatt sitzt, greift beispielsweise auf die bekannte Märchenvorstellung einer verletzlichen Frau zurück, die gerettet werden muss, was impliziert, dass eine Frau nicht in der Lage ist, sich selbst zu retten. „Seit ich eine Tochter habe, ist mir bewusst geworden, dass dies eine Erzählung ist, die wir in Geschichten, Filmen und Liedern immer wieder verherrlichen oder romantisieren“, sagt Zeeshan. Äußerlich scheinen sich die Dinge in Bezug auf die Gleichstellung zum Besseren gewendet zu haben, aber kulturell haben wir noch einen langen Weg vor uns.

Dieser Gedanke spiegelt sich in der verführerischen Oberfläche der Bilder wider, die abwechselnd schön und humorvoll erscheinen, doch bei genauerer Betrachtung zeigt sich eine andere Perspektive, ebenso wie der Anschein von Veränderungen auf gesellschaftlicher Ebene nicht immer die Wahrheit der Situation für den Einzelnen widerspiegelt – ein Punkt, der durch das Possessivpronomen im Titel noch unterstrichen wird. Wie Zeeshan sagt: „Gedüngtes Land ist immer ein positives Zeichen, Gras ist ein Symbol für Produktivität, aber das bedeutet nicht, dass überall Gras wächst“. Bemerkenswert ist, dass jede der dargestellten Frauen nicht nur körperlich, sondern auch emotional völlig unterschiedlich ist: ihre Körper und ihre Mimik sind mit akribischen Pinselstrichen wiedergegeben. Dies ist zum Teil auf die Technik der Miniaturmalerei zurückzuführen – der Künstler verwendet sehr feine Pinsel, die von hell nach dunkel verlaufen, um sowohl präzise Details als auch ein Gefühl der Weichheit zu erzielen -, aber auch auf die Dekontextualisierung des Bildes. Die Frauen stehen vor leeren, farbintensiven Hintergründen, die einen starken emotionalen Charakter hervorrufen und dem Betrachter erlauben, dem Bild ohne Vorurteile zu begegnen.

Dennoch gibt es eine starke männliche Präsenz, die sich durch die gesamte Ausstellung zieht und sowohl Zeeshan’s eigenes Bewusstsein für seine komplizierte Position als männlicher Künstler, der den weiblichen Körper darstellt, als auch die anhaltenden Auswirkungen historischer patriarchalischer Systeme widerspiegelt. Am deutlichsten wird dies in dem Bild der Frau, die ein locker sitzendes blaues Tuch über die Schulter drapiert hat. Auf dem Stoff ist die durchscheinende Silhouette eines muskulösen Mannes aufgedruckt, der sowohl den Beschützer als auch den Unterdrücker symbolisiert, während in anderen Werken der Vogel als Ersatz für den Mann oder die dominante Kraft erscheint, der „wie eine Krone“ auf dem Kopf der Frau sitzt oder ihre Nacktheit teilweise verdeckt. In jedem dieser Gemälde besteht eine Diskrepanz zwischen dem, was der „Mann“ oder die autoritäre Figur zu tun glaubt – die Frau zu beschützen – und dem, was sie tatsächlich tun: ihre Freiheit einzuschränken.

Auf diese Weise zeigt „Grass don’t grow on my land“ die ungeheure Macht der künstlerischen Darstellung auf – sie kann einschränkende Perspektiven bekräftigen, wie bei traditionellen Märchenerzählungen, oder neue Sichtweisen nicht nur auf das Geschlecht, sondern auch auf die Identität und die Welt um uns herum bieten.

Vernissage: Samstag, 15. Oktober , 2022, 12:00 bis 18:00 Uhr

Ausstellungsdaten: Samstag, 15. Oktober – Samstag, 12. November 2022

Zur Galerie

 

 

Bildunterschrift Titelbild: Muhammad Zeeshan, Chupan chupai (Hide n seek), 2022, gouache on wasli, 53.3 x 68×5 cm

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