bis 29.11. | #4764ARTatBerlin | Galerie kajetan Berlin zeigt ab Samstag, 13. September 2025 (Vernissage: 12.09.) die Ausstellung „Silky Way“ des Künstlers Minh Dung Vu.
Die Galerie kajetan freut sich, mit Silky Way die erste Einzelausstellung des in München lebenden Künstlers Minh Dung Vu (*1995) in ihren Räumen präsentieren zu dürfen. Neben zwei kleineren Papierarbeiten kommen neue großformatige Textilarbeiten zur Ausstellung, in denen Vu glänzende, von sanften Farbverläufen geprägte Seide mit unbehandeltem matten Leinenstoff vernäht und so mit dem Bildträger verbindet. Damit verschiebt der Künstler die Grenzen zwischen Malerei, Collage und Objekt und erweitert das klassische Verständnis des Bildes um eine konsequent materialbasierte Dimension. Seine Werke kreisen um Fragen kultureller Zugehörigkeit, Identität und Erinnerung und zeichnen sich durch eine subtile, zugleich präzise kontrollierte Materialität sowie eine starke raumbezogene Präsenz aus.
Ausstellungsansicht Silky Way, Minh Dung Vu, Ohne Titel, 2023, Genähtes Leinen und Stoff, 41 x 51 cm
Courtesy of Galerie Kajetan, Photo: Gunter Lepkowski
Vus künstlerischer Prozess beginnt mit der Auswahl und Bearbeitung einzelner Stoffbahnen, deren Eigenverhalten er bewusst in den Entstehungsprozess einbezieht. Der Stoff reagiert auf Spannung, Nähte und Faltungen, nimmt Farbe an oder weist sie ab, verändert seine Struktur und Transparenz. Je nach Stärke und Gewebeart verhalten sich die Materialien unterschiedlich – Eigenschaften, die der Künstler gezielt einsetzt. Trotz der zweidimensionalen Anlage entstehen durch das Wechselspiel von Materialstärke, Lichtdurchlässigkeit und Oberflächenstruktur vielschichtige Licht- und Schattenwirkungen, die sich mit der Positionierung im Raum verändern.
Damit spielt der Raum eine zentrale Rolle im noch jungen Werk des Künstlers. Vus Arbeiten sind nicht als isolierte Objekte gedacht, sondern treten in eine wechselseitige Beziehung mit ihrer Umgebung. Architektur, Lichtführung und Betrachterbewegung verändern ihre Wirkung, zugleich öffnen die Arbeiten neue, überraschende Lesarten des Raums.
Ausstellungsansicht Silky Way, Minh Dung Vu, XVIII, 2024, Acryl, genähte Seiden und Leinwand, 240 x 825 cm, Pentaptych, Courtesy of Galerie Kajetan, Photo: Gunter Lepkowski
Mit der Wahl des Materials – der tief in der vietnamesischen Kultur und im Kunsthandwerk verwurzelten Seide und dem fest in der westlichen Malereigeschichte verankerten Leinenstoff –, seiner Bearbeitung durch Spannen, Falten, Färben, Drapieren, Trennen und Zusammenführen sowie der finalen Installation im Raum spiegeln die Arbeiten des Künstlers die Flexibilität von Identität und die Verknüpfung zweier kultureller Bezugssysteme wider.
So bezieht Vu, in Vietnam geboren, biografische und kulturelle Erfahrungen in seine Arbeit ein, ohne sie explizit zu illustrieren. Traditionelle Textil- und Farbcodes, visuelle Anklänge an traditionelle Musikformen wie chầu văn und ca trù sowie persönliche Erinnerungsfragmente fließen in hybriden, abstrakten Formen zusammen. Damit wird der Stoff in seiner strukturell gegliederten Komposition zum Träger von Geschichte, Bruch und Aneignung – eine Materialsprache, in der sich individuelle wie kollektive Narrative einschreiben.
Ausstellungsansicht Silky Way, Minh Dung Vu, Courtesy of Galerie Kajetan, Photo: Gunter Lepkowski
Erstmals zeigt Vu in Silky Way auch eine Arbeit, die – abgesehen vom Holzrahmen – vollständig aus Chiffon besteht, einem Material, das klassischerweise aus Seide hergestellt wird, und hier den Einsatz von Leinen gänzlich ersetzt. Durch seine Mehrschichtigkeit und Halbtransparenz löst dieses Werk die Grenzen zwischen Malerei, Collage und Objekt nun vollständig auf und erweist sich als eine installative
Setzung, die den Raum aktiviert und Momente des Übergangs und der Schwelle vermittelt. Über seine Materialwahl sagt der Künstler:
„Beim Chiffon erkenne ich besonders seine halbtransparente Eigenschaft: Er verdeckt nicht vollständig, sondern lässt Licht und die dahinter liegenden Formen hindurch scheinen. So kann der Betrachter sowohl die Oberfläche des Chiffons als auch die Struktur des Rahmens wahrnehmen, wodurch ein doppeltes visuelles Erlebnis entsteht. Für mich trägt Chiffon eine Leichtigkeit in sich und lässt sich leicht bearbeiten – hinzufügen, entfernen, falten, schichten, färben oder bemalen –, ohne die Struktur des Rahmens zu zerstören. Er ist wie eine dünne Haut, die den Rahmen zugleich verhüllt und enthüllt. In diesem Moment ist der Rahmen nicht mehr nur ein technisches Element zur Unterstützung des Werks, sondern wird zu einem Teil der visuellen Sprache des Kunstwerks.“
Ausstellungsansicht Silky Way, Minh Dung Vu, Courtesy of Galerie Kajetan, Photo: Gunter Lepkowski
Während der Künstler formal an die Minimal Art anknüpft und sowohl Bezüge zur konzeptuellen Textilkunst als auch zur Prozesskunst erkennen lässt, entwickelt er ein eigenes, klar konturiertes Formenvokabular, das wirkungsvoll von stofflicher und formaler Spannung lebt. Die präzise gesetzten, reduzierten Gesten entfalten dabei ebenso Erzählcharakter wie die Materialien selbst.
Eliza Grabarek M.A.
Ausstellungsansicht Silky Way, Minh Dung Vu, Courtesy of Galerie Kajetan, Photo: Gunter Lepkowski
Minh Dung Vu (*1995 in Vietnam) lebt und arbeitet in München. Nach einem ersten Studium in Grafikdesign an der Vietnam University of Fine Arts (2013–2014) setzte er seine Ausbildung in Deutschland fort – zunächst an der HBK Essen (Malerei/Grafik, 2015–2019), anschließend an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Prof. Michael Riedel (2019–2022). Im Anschluss war er Meisterschüler bei Prof. Nikolas Gambaroff an der Kunsthochschule Mainz (2022–2023).
Seine Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit einem Anerkennungspreis im Rahmen des STRABAG Art Award International 2020 sowie dem Essener Förderpreis und dem Deutschlandstipendium im Jahr 2018. 2024 wurde er für die Ketterer Kunst Masterclass nominiert.
Einzelausstellungen führten ihn u. a. in die Gate Gate Gallery in Hanoi (Around the White Road, 2024), in die Galerie der Kunsthochschule Mainz (From East to West, 2023) sowie ins STRABAG Kunstforum nach Wien (Time on Flow, 2021). In Gruppenausstellungen zeigte er seine Arbeiten u. a. bei der Galerie Biesenbach, Köln (Trialogue: Aspects of Abstraction, 2023), bei der Galerie Heike Strelow in Frankfurt (Painting after Painting, 2023) sowie im Rahmen der Positions Berlin Art Fair 2022. Seine Werke befinden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen, darunter die des STRABAG Kunstforums Wien, und wurden in Fachmedien wie Contemporary Art Issue publiziert.
Vernissage: Freitag, 12. September 2025, 18 – 21 Uhr
Ausstellungsdaten: Samstag, 13. September – Samstag, 29. November 2025
Besondere Öffnungszeiten (Berlin Art Week): Samstag & Sonntag, 13.–14. September 2025, 11:00–18:00 Uhr
Galerierundgang CHARLOTTENWALK: Samstag, 29. November 2025, 12–18 Uhr
Zur Galerie
Bildunterschrift Titelbild: Minh Dung Vu, Courtesy of Galerie Kajetan.
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