post-title Martin Spengler | Auto-Splash | Galerie Kornfeld | 07.11.2020-09.01.2021

Martin Spengler | Auto-Splash | Galerie Kornfeld | 07.11.2020-09.01.2021

Martin Spengler | Auto-Splash | Galerie Kornfeld | 07.11.2020-09.01.2021

Martin Spengler | Auto-Splash | Galerie Kornfeld | 07.11.2020-09.01.2021

bis 09.01. | #2893ARTatBerlin | Galerie Kornfeld zeigt ab 7. November 2020 die Einzelausstellung Auto-Splash mit Skulpturen und Bildreliefs aus Wellpappe des Künstlers Martin Spengler.

Der Ausstellungstitel geht auf den britischen Physiker Arthur Mason Worthington zurück, der mehr als zwei Jahrzehnte lang die ideale Form eines Tropfens beim Zerplatzen suchte und dabei den Nachbildern seiner Beobachtungen, die sich auf seiner Retina sozusagen eingebrannt hatten, größte Bedeutung zukommen ließ.

Die Vorstellung, dass das Bild, das ein Objekt beim Betrachter hinterlässt, um ein Vielfaches stärker ist als der eigentliche Moment des Sehens, postuliert Martin Spengler auch für jede Art von Kunsterfahrung. Nicht das Objekt ist das Werk, sondern das, was zwischen Objekt und Betrachter entsteht. Je intensiver dieses Bild, desto stärker dessen Wirkung, die ohne das auslösende Objekt allerdings gar nicht erst entstehen kann.

Die Motive für seine Werke, zeitgenössische Stadtbilder, Hochhäuser, Fassaden, Türme und gotische Kathedralen, findet Martin Spengler anhand von Bilddateien und Skizzen, die ihm als Vorlage für detailgetreue Vorzeichnungen dienen. Sobald diese „Vorskizze“ fertig ist, so der Künstler, „ist die Arbeit im Kopf abgeschlossen.“ Das Kunstwerk ist für ihn die „Beweisführung, dass es funktioniert“, und entsteht in einem langen Schaffensprozess über Wochen und Monate aus Wellpappe, Leim und Gesso, einer kalkhaltigen weissen Farbe.

Dieser Vorskizze folgend arbeitet sich Martin Spengler in einen Block Wellpappe, wie sie auch für Verpackungen verwendet wird, mit eigens dafür hergestellten skalpellartigen Werkzeugen hinein, Schicht um Schicht, Stück für Stück. Danach wird das fragile Material mit Leim getränkt, um dem Objekt größte Haltbarkeit zu verleihen. Ist der Leim ausgehärtet, trägt der Künstler weiße Farbe auf die Oberflächen auf und betont die Konturen mit Graphitstift. Die abgebildete Gegenständlichkeit erscheint dadurch beispielhaft – es ist nicht ausschließlich das Objekt gemeint, das dem Künstler als Vorbild diente, sondern seine Strukturen, die einerseits individuell und doch auch charakteristisch für eine Vielzahl vergleichbarer Objekte sind. Die Außenseiten der Wellpappenblöcke bleiben in der Regel unbehandelt und zeigen so das von der Farbe verschleierte Material. Jeder Schritt des Entstehungsprozesses lässt sich dadurch auch im vollendeten Werk nachvollziehen: die charakteristische Textur des Kartons ebenso wie die Gestaltungskräfte Spenglers, die dem rohen Material sein Motiv entlocken.

ART at Berlin - Courtesy of Galerie Kornfeld - Martin Spengler - 2020
Martin Spengler, „Kathedrale“, Gesso, Graphit und Permanentmarker auf Wellpappe, 2020

Der komplexe und lange Herstellungsprozess, die visuelle Dynamik und die ornamentale Dimension von Martin Spenglers Werken sind auf den ersten Blick erkennbar und in der aktuellen Kunstlandschaft einzigartig. Seine Werke vereinen die beiden Wege bildhauerischen Schaffens: das Zusammenfügen der

Wellpappen zu großen Blöcken entspricht der Idee, durch das Hinzufügen von Material zur künstlerischen Gestalt zu gelangen. Bei Spengler ist dies jedoch nur der erste Schritt auf dem Weg zum vollendeten Werk, das erst durch das gezielte Wegnehmen von Material seine finale Form findet.

Inhaltlich setzt sich der Künstler mit Strukturen und Ordnungsschemata auseinander – im wahren Leben und im Bild. Dabei sei er stets auf der Suche nach „Strukturen, die ein bestimmtes soziales Ereignis oder eine bestimmte architektonische Funktion widerspiegeln”, so Spengler, und scheut sich nicht, die Fragilität dieser Ordnungen durch bewusste Brüche, die er mit dem Wort „Sollbruchstelle“ bezeichnet, zu unterstreichen.

Die monochromen, oft menschenleeren Architekturen der Wohn- und Geschäftstürme unserer Ausstellung lassen sich als ironischer Kommentar auf die Ideale vergangener sozialer Utopien lesen, die in einer heute oft befremdlich wirkenden Architektur ihren Ausdruck finden, aber auch als eine zeitgenössische Auseinandersetzung mit der Rheinromantik, wenn der stolze Fluss nur im Hintergrund der bildbeherrschenden Hochhausbauten zu sehen ist.

ART at Berlin - Courtesy of Galerie Kornfeld - Martin Spengler - Studio 2020
Martin Spengler, „Auto-Splash“ Preparations, Studio, 2020

Martin Spengler (*1974 in Köln) begann 2003 mit dem Studium der Malerei an der Hochschule für Künste in Bremen bei Karin Kneffel, unterbrochen von zwei Auslandssemestern als Erasmusstudent 2006/07 an der Akademie der Bildenden Künste in Wien bei Manfred Pernice. 2008 folgte er Karin Kneffel an die Akademie der Bildenden Künste nach München, wo er 2010 sein Diplom als Meisterschüler abschloss und bis heute lebt.

Spengler erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Preise, beispielsweise 2005 die Studienförderung des Cusanuswerks und seit 2012 je zwei Atelierförderungen der Stadt München und des Landes Bayern. 2018 wurde er mit einer Förderkoje im Rahmen der New Positions auf der Art Cologne präsentiert.

Seine Werke werden seit 2005 in zahlreichen Museen, Institutionen und Galerien präsentiert, unter anderem in der Nationalgalerie in Prag, in der Kunsthalle Emden, im Leopold-Hoesch-Museum in Düren oder in der Städtischen Galerie Bietigheim-Bissingen

Soft Opening: Samstag, 7. November 2020, 12:00 – 20:00 Uhr

Ausstellungsdaten:  Samstag, 7. November 2020 – Samstag, 9. Januar 2021

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