post-title Lindinger + Schmid | Außer Konkurrenz | Galerie Tammen | 09.02.-06.04.2024

Lindinger + Schmid | Außer Konkurrenz | Galerie Tammen | 09.02.-06.04.2024

Lindinger + Schmid | Außer Konkurrenz | Galerie Tammen | 09.02.-06.04.2024

Lindinger + Schmid | Außer Konkurrenz | Galerie Tammen | 09.02.-06.04.2024

bis 06.04 | #4150ARTatBerlin | Galerie Tammen zeigt ab 9. Februar 2024 das außergewöhnliche Ausstellungsprojekt Außer Konkurrenz mit dem Künstler-Duo LINDINGER + SCHMID. Die Arbeiten des Künstlerpaares werden erstmals präsentiert.

Seit über drei Jahrzehnten sind sie gemeinsam im Kunstbetrieb unterwegs, Gabriele Lindinger und Karlheinz Schmid, als Lindinger + Schmid weithin bekannt. Denn das Duo hat nicht nur Bücher und die KUNSTZEITUNG verlegt, sondern auch unzählige Ausstellungen und Projekte realisiert. Kunstvermittlung im engsten Zusammenwirken mit Malern, Bildhauern und Fotografen wie Jochen Gerz, Jürgen Klauke und Franz Erhard Walther sowie mit interdisziplinär tätigen Künstlern, darunter Hermann Nitsch und Christoph Schlingensief. Zudem ist Lindinger + Schmid ein Künstlerpaar, allemal seit 2007.

Dabei haben sich Gabriele Lindinger und Karlheinz Schmid auf Themen fokussiert, die im Zusammenhang mit ihrer journalistischen und verlegerischen Arbeit zu sehen sind. Es geht folglich allzeit um die kritische Auseinandersetzung mit den Usancen und den Entwicklungen im Kontext einer Branche, die in den vergangenen Jahrzehnten quantitativ gewachsen ist, aber teils qualitativ nachgelassen hat.

Die Galerie präsentiert das Künstler-Duo erstmals mit Malereien aus drei Jahrzehnten. Das bislang heimlich arbeitende Maler-Duo zeigt seine Kunstbetriebskunst in Werkgruppen wie „Ranking“, „Label“, „Diptychen“, „classic to go“. Im Herbst 2023 haben LINDINGER + SCHMID ihre jahrzehntelange verlegerische und journalistische Ausnahmeposition am deutschen Kunstmarkt u.a. mit der KUNSTZEITUNG und dem Branchendienst „Informationsdienst KUNST“ sehr überraschend eingestellt – dies ist bekannt. Nicht bekannt ist, dass Gabriele Lindinger viel von Emilio Vedova gelernt hat und Karlheinz Schmid bei Raimer Jochims an der Städelschule Malerei + Kunsttheorie studierte und bei Thomas Bayrle Siebdruck erlernte. Nach ihrer intensiven verlegerischen Arbeit ging es jahrelang abends ins gemeinsame Atelier – fernab jeder irgendwie gearteten Öffentlichkeit. Bildnerische Arbeit im Kontext identitätsstiftender Art zu machen, das ist ihr immerwährendes Anliegen.

ART at Berlin - courtesy of Galerie Tammen - Lindinger und Schmid -1PRADA, 2008, Acryl auf Leinwand, 160 x 160 cm

Interview: Lindinger + Schmid
Kunstbetriebskünstler

Galerist Werner Tammen im Gespräch mit Gabriele Lindinger und Karlheinz Schmid

Frage: Sie haben noch niemals gemeinsam eigene Werke ausgestellt; erstmals sind nun Arbeiten aus drei Jahrzehnten in der Berliner Galerie Tammen zu sehen. Unter dem Titel „Außer Konkurrenz“ zeigt Lindinger + Schmid, das bislang heimlich arbeitende Maler-Duo, seine Kunstbetriebskunst. Warum erst
jetzt?

Gabriele Lindinger: Solange wir verlegerisch und journalistisch tätig waren, ob dank unserer Buch-Produktion oder der KUNSTZEITUNG und dem Branchenbrief Informationsdienst KUNST, wollten wir mit unseren Bildern nicht an die Öffentlichkeit gehen. Alte Schule eben: Interessenskollisionen vermeiden.

Frage: Bevor Sie beide ein Paar wurden, 1990, privat und in Sachen Kunst, waren Sie schon künstlerisch tätig, freilich in unterschiedlichen Disziplinen. Wie fanden Sie dann bildnerisch zusammen?

Karlheinz Schmid: In der Tat hat Gabriele viel von Emilio Vedova gelernt, ich hatte bei Raimer Jochims in Frankfurt Malerei und Kunsttheorie studiert. So vereint sich in unseren gemeinsamen Arbeiten die informelle, auch die expressive Handschrift mit der konzeptuellen, seriellen Ausrichtung. Freilich vor dem Hintergrund unserer jahrzehntelangen Beobachtung und kritischen Auseinandersetzung mit dem Kunstbetrieb.

Frage: Lässt sich also sagen, dass Lindinger + Schmid, das neu in den Kunstmarkt kommende Doppelpack, im Wesentlichen für Kunstbetriebskunst steht?

Karlheinz Schmid: Ja, das ist richtig. Zweifellos haben die intime Einblicke in den internationalen Kunstbetrieb, die durch unseren früheren Beruf möglich waren, zu einer einzigartigen Informationsfülle geführt. Ein Pfund, mit dem wir nun weiterhin kritisch wuchern dürfen – per Malerei, Fotografie, Zeichnung, mit Werkgruppen wie „Ranking“, „Label“ und „classic to go“.

Gabriele Lindinger: Und vergesse bitte die Diptychen nicht, jene zweiteiligen, gleichwohl wie aus einem Guss kommenden Gemälde, die in einem hautengen, ungeheuer tiefen Mal-Akt entstanden sind. Letztlich vielleicht auch ein Statement gegen die grassierende Vereinsamung im Atelier, unter der viele Kolleginnen und Kollegen leiden.

Frage: Apropos Vereinsamung. Dass Sie, Karlheinz Schmid, einst etwa zwei Jahre nach dem Studium ihr Atelier dichtmachten und in den Journalismus wechselten, soll mit ihrer Kontaktfreudigkeit und ihrer Unzufriedenheit als vornehmlich als Zeichner tätiger Solist zu tun gehabt haben. Korrekt?

Karlheinz Schmid: Es kam meine Erkenntnis hinzu, dass ein junger Künstler zwar über bildnerisches Handwerk verfügt – ich hatte an der Städelschule auch Siebdruck bei Thomas Bayrle gelernt – und kunsthistorisches und -theoretisches Wissen einbringen kann, doch in der Kunst muss es ums Ganze
gehen, eben um die existenzielle Dimension. Die hat mit gelebtem Leben zu tun.

Frage: Können Sie das genauer erläutern?

Gabriele Lindinger: Es geht nicht nur um die ganz persönlichen Erfahrungen, beispielsweise um Schicksalsschläge, um Herausforderungen für den Einzelnen oder für ein Duo, etwa eine Herz-Transplantation, sondern auch um die Einordnung welt- und branchenpolitischer Entwicklungen über einen langen Zeitraum. Bildnerische Arbeit im Kontext identitätsstiftender Art zu machen, das ist unser Anliegen.

Frage: Den Kunstbetrieb auf der Achse Wahrheit und Ware kritisch zu begleiten, das haben Sie als Verleger und Journalisten lange getan und in der Folge auch allerlei Anfeindungen hinnehmen müssen. Wird diese unbequeme Grundhaltung beibehalten, wollen Sie auch in der Kunst anecken?

Karlheinz Schmid: Provokation um der Provokation halber ist nicht das Ziel. Wo es freilich vonnöten sein sollte, den Finger in die Wunde zu legen oder Schwachstellen zu diagnostizieren und Transparenz herzustellen, werden wir weiterhin unbestechlich reagieren. Das schließt nicht aus, dass in den Bildern von Lindinger + Schmid immer wieder eine Prise Humor enthalten sein wird.

Gabriele Lindinger

Im Jahr 1952 wurde sie in Osterhofen, Bayern, geboren. Ihr Vater, ein Steuerberater, fotografierte in seiner Freizeit immer wieder Landschaften. Sie selbst studierte zwar Betriebswirtschaft, doch auch sie liebäugelte bald mit der Kunst. Das Verlangen, der bildnerischen Leidenschaft und der autodidaktischen Malerei eine professionelle Basis zu geben, führte sie zu einem ihrer wichtigsten Lehrer, zu Emilio Vedova. Aus der ursprünglich auf Porträts und Landschaften bezogenen Malerei entwickelte sich über die Abstraktion eine ungegenständliche Bildsprache, sie sich allmählich wieder für den Gegenstand öffnete. Im künstlerischen Zusammenspiel mit Karlheinz Schmid, intensiviert von 2007 an, entstehen Arbeiten, die als Kunstbetriebskunst einzuordnen sind.

Karlheinz Schmid

1953 in Hanau geboren, studierte er zehn Semester lang Malerei und Kunsttheorie bei Raimer Jochims an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste in Frankfurt, Städelschule, bevor er als freier Künstler tätig war und dann in die Kunstkritik wechselte. Schmid schrieb für Fachmagazine wie „Artis“, „Kunstforum“, „Kunstwerk“, „Noema“ und „Wolkenkratzer“, und er arbeitete fünf Jahre lang als Redakteur für „Art“, bevor Mitte der Achtziger eine Phase freier Autorenschaft für „FAZ“, „Spiegel“, „Stern“, „Zeit“ und viele andere Publikationen sowie Rundfunk und Fernsehen folgte. Obendrein war er in der Lehre tätig, als Dozent an der Universität in Lüneburg und als Professor an der Akademie in Nürnberg. Nach der Verlagsgründung mit Gabriele Lindinger allmählich Rückkehr auch zur bildnerischen Tätigkeit, im Doppelpack mit seiner Partnerin.

Vernissage: Freitag, 9. Februar 2024, 19:00 – 22:00 Uhr

Ausstellungsdaten: Freitag, 9. Februar bis Samstag, 6. April 2024

Zur Galerie

 

 

Bildunterschrift Titelbild: DIPTYCHON 6, 2010, Acryl auf Leinwand, 170 x 320 cm, by courtesy of Galerie Tammen

Ausstellung Lindinger + Schmid – Galerie Tammen | Zeitgenössische Kunst in Berlin | Contemporary Art | Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin

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