bis 23.04. | #3379ARTatBerlin | Crone Berlin präsentiert ab 19. März 2022 (Vernissage: 18.03.) die Ausstellung Palermo Paintings mit über 30 neuen Ölgemälden des französischen Künstlers Laurent Ajina, deren spezielle Anordnung die Ausstellungsräume in ein kompositorisches Gesamtensemble verwandelt.
Lauren Ajina ist bekannt für seine filigranen, abstrakten Wand- und Deckenzeichnungen. Mit dünnen, ineinander verflochtenen Linien verbindet er Türen, Fenster, Säulen und Mauervorsprünge, nutzt sie als dreidimensionalen Zeichen- und Malunteruntergrund und gibt den vorgefundenen Räumen eine neue, eigenwillige Bedeutung. Für seine Ausstellung „Palermo Paintings“ geht er nun genau gegenteilig vor: Er empfindet die Flure, Fluchten und Salons eines italienischen Palazzos als abstrakte Liniengeflechte nach, bannt sie auf groß-, mittel- und kleinformatige Leinwände und ordnet sie in den Galerieräumen entsprechend der tatsächlichen baulichen Gegebenheiten des Originalgebäudes an.
Laurent Ajina, Column 24, 2022.
Courtesy Galerie Crone, Berlin. Image: Marcel Koehler
Ausgangs- und Kristallisationspunkt des Projekts war ein Aufenthalt Ajinas in Palermo Ende letzten Jahres: Aufgrund eines landesweiten Lockdowns und einer mehrwöchigen Quarantäne war er dort als einziger Bewohner in dem riesigen, historischen „Palazzo Viola“ festgehalten. Nur auf sich allein gestellt und ohne jede Möglichkeit, das Gebäude zu verlassen, begann er die weitläufigen Räumlichkeiten zu ergründen und in abstrakten, linearen Skizzen festzuhalten. Wieder zurück in seiner Wahlheimat Wien übertrug er sie mit Ölfarbe und Permanent Marker auf Leinwände unterschiedlicher Formate. In den Ausstellungsflächen der Galerie gruppiert er sie nun exakt nach dem Grundriss des Palazzos: Im ersten Raum das monumentale Atrium und die ausschweifenden Gemächer, im zweiten Raum den lichten, farbenfrohen Hofgarten, im dritten Raum die kleinteiligen, pittoresken Zweck- und Nutzflächen.
Laurent Ajina, Column 23, 2022.
Courtesy Galerie Crone, Berlin. Image: Marcel Koehler
Indem Ajina die Architektur des „Palazzo Viola“ mitsamt ihrer emotionalen, ästhetischen Wirkung zuerst in abstrakt-codierte Gemälde und dann in den White Cube einer Galerie transformiert, stellt er die Frage nach der Auflösung von Ortsgebundenheit und Verankerung baulicher Strukturen in unserer mobilen, digitalen, von Handyfotos und Social Media geprägten Welt. Ein Aspekt, den auch die italienische Kunsthistorikerin Valentina Bruschi in einem Essay aufgreift, den sie anlässlich der Ausstellung „Palermo Paintings“ verfasst hat: „Es ist, als hätte Ajina in seinen abstrakten Liniengeflechten die jahrhundertealten kulturellen und architektonischen Schichten von Palermo verinnerlicht, die hier aufeinander folgten: Phönizier, Römer, Byzantiner, Araber, Normannen, Schwaben, Franzosen, Spanier – alles in einer stadtgewordenen Überlagerung und Gleichzeitigkeit, vergleichbar mit dem, was uns heute beim Blick auf das Display unserer Smartphones im virtuellen Raum begegnet.“
Vernissage: Freitag, 18. März 2022, 18:00 bis 21:00 Uhr
Ausstellungsdaten: Samstag, 19. März bis Samstag, 23. April 2022
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Titelbild: Laurent Ajina, Flower in the wall (purple), 2022. Courtesy Galerie Crone, Berlin. Image: Marcel Koehler
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