bis 19.08. | #3875ARTatBerlin | neugerriemschneider (Christinenstraße) präsentiert ab 29. April 2023 (Vernissage 28.04) die Ausstellung des Künstlers Jorge Pardo.
Neugerriemschneider präsentiert die 11. Einzelausstellung von Jorge Pardo in der Galerie. Ausgangspunkt für die Arbeiten des Künstlers sind eiserne Fensterabdeckungen, die er in Mérida, Mexiko, wo er lebt und arbeitet, gefunden hat. Diese Konstruktionen, die sowohl abstrakte als auch physische Formen annehmen, manifestieren sich hier als monumentale Assemblagen, komplizierte, lebendige Gemälde und in Messing eingefasste Glaslichtskulpturen. Aufbauend auf und abweichend von der Fensteransicht als kunsthistorischer Trope sind Pardos Arbeiten entscheidende Entwicklungen innerhalb seiner Praxis, die die Kriterien erforschen, nach denen ein Raum definiert wird, und wie er überbrückt werden kann, um mit anderen zu koexistieren.
Ursprünglich als rein schützende architektonische Elemente gedacht, passten sich Fenstergitter nach und nach an ihre Umgebung an, ergänzten sie und wurden schließlich zu einem integralen Bestandteil der lokalen Traditionen. Mit ihrer dynamischen Mehrdeutigkeit und ihrer je nach Perspektive wechselnden Bedeutung sind sie Mittler zwischen öffentlich und privat, zwischen draußen und drinnen und stehen beispielhaft für die Fähigkeit gebauter Umgebungen, sich dem Leben um sie herum anzupassen. Dieser Gedanke – praktische Belange werden zu ästhetischen, konzeptionellen und sozialen – ist eng mit Pardos künstlerischem Ansatz verbunden, dessen zentraler Ankerpunkt der gegenseitige Austausch zwischen den Disziplinen sowie die Gestaltung und Wahrnehmung von Raum ist.
Zwei hoch aufragende Assemblagen – eckige, bemalte, poröse Monolithen – werden aus wiederverwendeten Fenstergittern aus Metall zusammengesetzt, die in unregelmäßigen Reihen übereinander gestapelt und zu Ringen verbunden werden. Für diese Arbeiten wird das von Natur aus skulpturale Eisenwerk von seinen Ursprüngen abgelöst, aber nicht von seinen utilitaristischen Wurzeln befreit. Stattdessen wird ihr Zweck angepasst, indem sie nun einen Bereich von sich selbst abgrenzt und den Zugang und die Navigation neu konfiguriert.
Eine Reihe von großformatigen Gemälden auf lasergravierten MDF-Platten vereint eine Fülle von visuellem Material, das von Fotografien gefundener Fenstergitter bis hin zu alltäglichen Handy-Screenshots und Reproduktionen von Kunstwerken reicht. Digitale Manipulationen dieser Quellen werden in mehrschichtigen Kompositionen überlagert, ihre Motive werden in fast malerische Motive verwandelt, wodurch das einstmals Repräsentative zu Teilen eines zusammenhängenden Ganzen wird. Hier nimmt Pardo Barrieren, die dazu bestimmt sind, Welten greifbar zu trennen, und setzt sie als strukturelle Rahmenelemente für einen vielschichtigen, additiven Prozess der Bilderzeugung ein.
Beleuchtete, mundgeblasene Glaskörper durchziehen die Galerie, die in Gruppen aufgehängt sind und deren Formen sich in verschiedenen Stadien der Abstraktion bewegen. Die käfigartigen Messinghüllen erweitern die durchgehende Linie der Fenstergitter, die die Ausstellung durchzieht, indem sie sich an die Konturen der Glasformen selbst anschmiegen. Die robusten Exoskelette, die das durchscheinende Glas scheinbar umschließen, ohne es jemals zu berühren, bilden einen materiellen Kontrast zu dem, was sie umgeben. Ausgewählte Gruppen steigen in die Skulpturen hinab, wobei ihr Licht durch die Metallstangen in einer modifizierten Simulation der Trennung und Vereinigung des Häuslichen und des Gemeinschaftlichen scheint.
Location: Christinenstraße
Vernissage: Freitag, 28. April 2023 – 18:00 bis 21:00 Uhr
Ausstellungsdaten: Samstag, 29. April bis Samstag, 19. August 2023
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Bildunterschrift Titel: Jorge Pardo, Untitled, 2023, Copyright Jorge Pardo, Courtesy the artist and neugerriemschneider, Berlin, Photo: Jens Ziehe, Berlin
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