post-title Jimmy DeSana | Einzelausstellung | Meyer Riegger | 04.11.-22.12.2023 – verlängert bis 06.01.2024

Jimmy DeSana | Einzelausstellung | Meyer Riegger | 04.11.-22.12.2023 – verlängert bis 06.01.2024

Jimmy DeSana | Einzelausstellung | Meyer Riegger | 04.11.-22.12.2023 – verlängert bis 06.01.2024

Jimmy DeSana | Einzelausstellung | Meyer Riegger | 04.11.-22.12.2023 – verlängert bis 06.01.2024

bis 06.01. | #4068ARTatBerlin | Meyer Riegger präsentiert ab 04. November 2023 (Vernissage: 03.11) die Ausstellung des Künstlers Jimmy DeSana.

Meyer Riegger zeigt 53 Werke aus allen Phasen der kurzen, aber produktiven Karriere von Jimmy DeSana. Mit einer Serie aus 56 Schwarz-Weiß-Lithografien namens 101 Nudes schloss DeSana 1972 sein Kunststudium an der Georgia State University ab, wo er zunächst mit Malerei begonnen und sich ab dem zweiten Semester der Fotografie zugewandt hatte. Bereits an seinem Abschlussprojekt werden die Themen deutlich, die DeSana seit dem beschäftigten und die er, bis zu seiner AIDS-Diagnose 1985,meist mit Humor betrachten sollte: Körper, Sex, Objektifizierung und Unterwerfung–fast immer in häuslicher Umgebung.

„Ich begreife diese Werke nicht wirklich als erotisch. Ich betrachte den Körper fast wie ein Objekt.” – Jimmy DeSana über seine Serie Suburban (1979–84)

ART at Berlin - Meyer Riegger - courtesy Jimmy DeSana 1

Jimmy DeSana. Debbie Harry, 1977. vintage C-print. image: 42,2 x 30,8 cm. framed: 60 x 48,9 x 3,5 cm. © Jimmy DeSana Trust. Courtesy of the Jimmy DeSana Trust, P·P·O·W, New York and Meyer. Riegger, Berlin

Der queere Fotograf Jimmy DeSana arbeitete von 1973 bis zu seinem frühen Tod aufgrund einer AIDS-bedingten Krankheit im Jahr 1990 in New York: No-Wave-Musik, Clubkultur, Performancekunst, die Pictures Generation und Mail Art – DeSana war nicht nur selbst Schlüsselfigur dieser Szenen, durch seine Fotografien avancierte er auch zum Chronisten der queeren New Yorker Subkultur der 70er und 80er Jahre.

Trotz seiner Bekanntheit in Künstler*innenkreisen zu Lebzeiten, wurde DeSanas Werk lange Zeit nur wenig Aufmerksamkeit zuteil. Erst letztes Jahr richtete das Brooklyn Museum in New York unter dem Titel Submission seine erste museale Einzelausstellung aus. Im Juli 2024 eröffnet in den Berliner KW die erste institutionelle Schau DeSanas in Deutschland.

ART at Berlin - Meyer Riegger - courtesy Jimmy DeSana 5

Jimmy DeSana. Aluminum Foil #1 (Self-Portrait), 1985. cibachrome. Image: 34,3 × 26,7 cm. Sheet: 35,6 × 27,9 cm. © Jimmy DeSana Trust. Courtesy of the Jimmy DeSana Trust, P·P·O·W, New York and Meyer. Riegger, Berlin

Für 101 Nudes fotografierte DeSana seine queeren Freund*innen im Interieur eines amerikanischen Vorstadt-Einfamilienhauses: Sie sitzen nackt am Klavier, liegen auf dem Sofa oder posieren im Vorgarten. Dabei gibt es meist einen zentralen Gegenstand im Bild, mit dem die Person interagiert. Die nackten Körper eignen sich diese Objekte als Insignien eines bürgerlichen Lebens in ungewohnten Stellungen an. In einer Art Nachtund Nebelaktion scheinen diese jungen Menschen eingedrungen zu sein in die sinnstiftende Ordnung des American Dream, in der sich der Mittelstand der amerikanischen Nachkriegsgesellschaft eingerichtet hat.

Ein Jahr nach dem Abschluss seines Studiums, 1973, zog DeSana nach New York. Er begann seine Fotografien an die Mitglieder des Mail-Art-Netzwerks zu verschicken und im darauffolgenden Jahr veröffentlichte das kanadische Kollektiv General Idea (AA Bronson, Georg Partz und Jorge Zontal) – deren Retrospektive aktuell im Berliner Gropius Bau zu sehen ist – Fotografien DeSanas in ihrem Magazin FILE, das seitdem eine zentrale Rolle in der Veröffentlichung von DeSanas Arbeiten spielte. (1)

ART at Berlin - Meyer Riegger - courtesy Jimmy DeSana 2

Jimmy DeSana. Coat Hanger, 1980. gelatin silver print. Image: 24,3 x 16,8 cm. Sheet: 25,4 x 20,3 cm – © Jimmy DeSana Trust. Courtesy of the Jimmy DeSana Trust, P·P·O·W, New York and Meyer. Riegger, Berlin

In New York entstanden die zentralen Serien seines Schaffens: Submission (1977–79) und Suburban (1979–84) sowie die Dungeon Series (1978–79). Neben seiner freien Arbeit nahm DeSana Aufträge für Albencover an, (wie Talking Heads’ More Songs about Buildings and Food, 1978) er fotografierte für Magazine, Zeitungen, und später porträtierte er Künstler*innen wie Laurie Simmons, Debbie Harry oder Anya Phillips, eine der Gründer*innen des legendären Mudd Clubs.

1980 veröffentlichte DeSana unter dem Titel Submission seinen Band mit 29 Fotografien, die sadomasochistische Sexpraktiken thematisieren. Gemeinsam mit Robert Mapplethorpe überführte DeSana damit Repräsentationen des schwulen Sex in die Öffentlichkeit. Unmittelbar nach Submission begann DeSana mit Suburban eine Serie, die seine Erkundung häuslicher Umgebungen mit nackten Menschen fortsetzte, nun aber nicht mehr in Schwarz-Weiß, sondern in grellen Farben. DeSana verwendete für diese Arbeiten Kunstlicht und Farbfilter und fotografierte die Körper aus seltsamen Winkeln und in verdrehten Posen. DeSana benannte seine Fotos stets, außer die Porträts, nicht nach den Modellen, sondern nach den darin abgebildeten Gegenständen, auf oder mit denen die nackten Körper ungewohnte Haltungen einnehmen.

ART at Berlin - Meyer Riegger - courtesy Jimmy DeSana 4

Jimmy DeSana. Refrigerator, 1978 – vintage black and white gelatin print. image: 25,4 x 20,3 cm – frame: 39,1 x 49,5 x 4,8 cm. © Jimmy DeSana Trust. Courtesy of the Jimmy DeSana Trust, P·P·O·W, New York and Meyer. Riegger, Berlin

Nachdem DeSana 1985 seine AIDS-Diagnose bekam und immer schwächer wurde, schränkte er sein Sujet ein, arbeitete aber weiterhin wie besessen: Er konzentrierte sich nun auf bis in die Abstraktion reichende Darstellungen von Objekten wie Kerzenhaltern aber auch von menschlichen Gesichtern. Wie die Kuratorin Elisabeth Sussman in ihrem Essay „Jimmy DeSana: Erotic Miniaturist“ schreibt, waren die 1970er das letzte Jahrzehnt, in dem erotischer Hedonismus nicht mit der Gefahr einer Infektion verbunden war2 – ein Unwissen, das für die queere Szene große Freiheit bedeutete, die aber gleichzeitig tagtäglich eingeschränkt oder gar verunmöglicht wurde durch gesellschaftliche Anfeindungen bis hin zu gewaltsamen polizeilichen Übergriffen, von denen schwule Männer wie DeSana damals betroffen waren. DeSanas Werk ist die ästhetisch mitreißende Verhandlung der subversiven Kraft des queeren Körpers zwischen diesen beiden Polen von Freiheit und Einschränkung, Leben und Tod.

Jimmy DeSana (1949, Detroit–1990, New York)

Zu seinen jüngsten Einzel- und Doppelausstellungen gehören die Retrospektive Submission im Brooklyn Museum, New York, 2023; The Sodomite Invasion: Experimentation, Politics and Sexuality in the work of Jimmy DeSana and Marlon T. Riggs, Griffin Art Projects, Vancouver, 2020; und Remainders, Pioneer Works, New York, 2016. DeSanas Werke befinden sich in zahlreichen öffentlichen Sammlungen, darunter das Institute of Contemporary Art, Boston; das Metropolitan Museum of Art, New York; das Museum of Contemporary Art, Chicago; das Museum of Fine Arts, Houston; das Museum of Modern Art, New York; und das Whitney Museum of American Art, New York.

Vernissage: Freitag, 3. November 2023, 18–21 Uhr. Talk: 19 Uhr

Ausstellungsdaten: Samstag, 04. November bis Freitag, 22. Dezember 2023 – ACHTUNG: verlängert bis Samstag, 6. Januar 2024

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Bildunterschrift Titel: Jimmy DeSana. Shoe, 1979. stamped by DeSana Estate verso – vintage C-print. Sheet: 40,6 x 50,8 cm, Image: 34,3 x 49,2 cm, © Jimmy DeSana Trust. Courtesy of the Jimmy DeSana Trust, P·P·O·W, New York and Meyer. Riegger, Berlin

Ausstellung Jimmy DeSana – Meyer Riegger | Contemporary Art – Kunst in Berlin | Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin

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