post-title Irina Rastorgueva + Thomas Martin | Kommunalka 55 | BQ Berlin | 20.09.-20.12.2018

Irina Rastorgueva + Thomas Martin | Kommunalka 55 | BQ Berlin | 20.09.-20.12.2018

Irina Rastorgueva + Thomas Martin | Kommunalka 55 | BQ Berlin | 20.09.-20.12.2018

Irina Rastorgueva + Thomas Martin | Kommunalka 55 | BQ Berlin | 20.09.-20.12.2018

bis 20.12. | #2210ARTatBerlin | BQ Berlin zeigt ab 20. September 2018 die Ausstellung Kommunalka 55 von Irina Rastorgueva und Thomas Martin.

Bevölkert von Generationen sozial unterschiedlich klassifizierter Bewohner stellt die Kommunalka eine Osmose von Ideologie und Lebensgewohnheiten dar. Wände, Tapeten, Möbel, Geschirr, Requisiten des täglichen Bedarfs sind von der Aura übermäßigen Gebrauchs durchtränkt. Sie atmen Geschichte, sie erzählen davon. Sie bilden in ihrer Gesamtheit ein Palimpsest des Privatlebens unter dem Druck der Verhältnisse in der Spirale der Zeit. Die Kommunalka ist die auf engstem Raum erlebte Zwangskollektivierung des Wohnens. Eine Reflektion nicht nur des Alltags und komprimierten Privatlebens, auch und vor allem ein Spiegel der Gesellschaft – nirgends mehr Mikrokosmos als hier.

ART at Berlin – BQ – Irina Rastorgueva + Thomas Martin
Kommunalka – Irina Rastorgueva + Thomas Martin

Kommunale Wohnungen entwickelten sich als eine Reaktion auf die Wohnungskrise in urbanen Bereichen. Sie wurden von der Obrigkeit als ein Produkt der „neuen kollektiven Zukunftsvision“ dargestellt. Für gewöhnlich wohnten zwischen zwei und sieben Familien in einer gemeinsamen Wohneinheit. Jede Familie hatte ihren eigenen Raum, der oft als Wohnzimmer, Esszimmer und Schlafzimmer für die gesamte Familie diente. Alle Bewohner der gesamten Wohnung teilten sich den Flur, die Küche (auch Kommunalküche genannt), das Badezimmer und das Telefon (wenn existent). Die kommunale Wohnung wurde die vorherrschende Wohnform für Generation von Menschen in der UdSSR. Beispiele für Kommunalwohnungen existieren heute noch in „den angesagtesten zentralen Vierteln großer russischer Städte“. Die Große Russische Enzyklopädie Bevölkert von Generationen sozial unterschiedlich klassifizierter Bewohner stellt die Kommunalka eine Osmose von Ideologie und Lebensgewohnheiten dar. Wände, Tapeten, Möbel, Geschirr, Requisiten des täglichen Bedarfs sind von der Aura übermäßigen Gebrauchs durchtränkt. Sie atmen Geschichte, sie erzählen davon. Sie bilden in ihrer Gesamtheit ein Palimpsest des Privatlebens unter dem Druck der Verhältnisse in der Spirale der Zeit. Die Kommunalka ist die auf engstem Raum erlebte Zwangskollektivierung des Wohnens. Eine Reflektion nicht nur des Alltags und komprimierten Privatlebens, auch und vor allem ein Spiegel der Gesellschaft – nirgends mehr Mikrokosmos als hier. „Kommunalka 55“ ist die Installation einer Wohngelegenheit, sie ist Ausstellung einer Ausstellung. Sie ist Reproduktion einer tatsächlich existierenden Moskauer (St. Petersburger, Samarer, Kiewer, Omsker, Jaroslawler …) Kommunalka, die am Rosa-Luxemburg-Platz wiederaufersteht. „Kommunalka 55“ nimmt nicht nur 100 Jahre russischer, sondern auch hiesiger Geschichte auf. Sie ist Kommentar zur Mietpolitik und Migrationslage unserer Tage, sie zeigt vielschichtig auf engstem Raum Formen gewöhnlichen Lebens, Formen des gemeinschaftlichen Wohnens, der Interaktion innerhalb eines speziellen Regelwerks vor dem Hintergrund einer Politik, die die Schaffung eines neuen Menschenbilds beansprucht hat. Wie verhalte ich mich, wenn der private Rückzugsraum zugleich öffentlicher Raum ist? Mit dieser Frage ist die Fragilität des Wohnens benannt. In prekären Situationen sind die Grenzen zwischen privatem und öffentlichen Raum schwimmend, der treibende Mensch erzeugt ein neues Prekariat. Wohnen ist der heftigste Verdrängungsprozess der Zivilisation. Kommunalkas haben Menschen verschiedenster Berufe und Schichten vereint, dort wurden Denk- und Verhaltensweisen geprägt, die wiederum osmotisch die herrschende Ideologie durchdrangen und nicht zuletzt das Konzept des Totalitarismus zersetzten. Das Leben in der Kommunalka war Installation und Performance zugleich, so gesehen wird diese Lebensform zum Thema der Kunst. Autoren wie Blok, Majakowski, Bulgakow, Achmatowa, Brodsky lebten in Kommunalkas, Ilya Kabakow hat dem Leben dort einige seiner Totalinstallationen abgerungen.

Während der dreimonatigen Ausstellungszeit wird die prekäre Robustheit des Bermuda-Dreiecks von Alexanderplatz, Volksbühne und Karl-Liebknecht-Haus in einer Veranstaltungsreihe in Kooperation mit dem Verlag Matthes & Seitz Berlin in den Räumen der Galerie debattiert.

Wir danken der Senatsverwaltung für Kultur und Europa für die freundliche Unterstützung.

Vernissage: Mittwoch, 19. September 2018, 18 – 21 Uhr

Ausstellungsdaten: Donnerstag, 20. September – Donnerstag, 20. Dezember 2018

An mehreren Abenden laden wir Gäste ein, die die „Kommunalka 55″ auch als Ort für Lesungen, Performances und Debatten nutzen werden.

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Bildunterschrift: Courtesy of BQ Berlin – die Künstler Irina Rastorgueva + Thomas Martin

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