post-title Georges Adéagbo | Galerie Barbara Wien | 08.02.-18.04.2020 – verlängert bis 15.08.2020

Georges Adéagbo | Galerie Barbara Wien | 08.02.-18.04.2020 – verlängert bis 15.08.2020

Georges Adéagbo | Galerie Barbara Wien | 08.02.-18.04.2020 – verlängert bis 15.08.2020

Georges Adéagbo | Galerie Barbara Wien | 08.02.-18.04.2020 – verlängert bis 15.08.2020

verlängert bis 15.08. | #2719ARTatBerlin | Galerie Barbara Wien zeigt derzeit die Ausstellung “L’Abécédaire de Georges Adéagbo: la civilisation parlant et faisant voir la culture”..! des Künstlers Georges Adéagbo, kuratiert von Stephan Köhler.

“L’Abécédaire de Georges Adéagbo: la civilisation parlant et faisant voir la culture”..! ist die zweite Einzelausstellung von Georges Adéagbo in der Galerie Barbara Wien. Adégabo entwickelt in diesem Projekt, das mehrere Assemblagen und Rauminstallationen umfasst, eine persönliche Enzyklopädie von Dingen und Eindrücken, die er während seiner Recherchen in Berlin und Benin gesammelt und durch seine schriftlichen Kommentare in Szene gesetzt hat. Adéagbos Installationen sind sowohl ein Querschnitt unserer Zeit mit ihren divergierenden geopolitischen Interessen, als auch ein Befund der vermittelnden Funktion von Kulturen, was Adéagbo durch seinen Kulturtransfer sichtbar macht. In Benin lässt er in Berlin Gefundenes in Bilder und Reliefs umsetzen, von dort bringt er Skulpturen und Masken mit, die mit westlichen Artefakten ins Gespräch kommen. Zugleich, wie der Titel es andeutet, ist die neue Assemblage eine Reflexion über die eigene Praxis des Sammelns und Fragen-Stellens.

ART-at-Berlin---Courtesy-of-Barbara-Wien---Georges-Adeagbo-2020---Foto-Nick-Ash
Georges Adéagbo, L’Abécédaire 2020, Collage Dans Le Pays,
Courtesy of the artist and Galerie Barbara Wien, Berlin, Foto: Nick Ash

Oft vergleicht Adéagbo seine Installationen mit einem Gerichtssaal, in dem viele Zeugen zu einem Sachverhalt Aussagen machen und der Beobachter letztendlich sein eigenes Urteil fällt oder konträr scheinendes zunächst einfach so stehen lässt. Vor allem sieht Adéagbo Schriftsysteme als Bausteine von Kulturen, fast als eine Art DNA, deren Veränderung fatale Folgen haben kann. Auch spielt er auf Kontrolle und Manipulation durch Sprache an. Er formuliert dies in einem Textteil der Arbeit: Da der Name aller Personen, aller Tiere sich in den 26 Buchstaben findet und wiedererkennt, was wird aus der Person, dem Tier, wenn ein Buchstabe unter den 26 Buchstaben verschwindet und ausgelöscht wird? Paul und Pierre, die sich ähneln, wie man am P, dem 16ten Buchstaben sieht, wusste Paul, der den Tod von Pierre anstrebt, indem er das P löscht, dass er auch seinen eigenen Tod herbeiführt?¹

Einige Buchstaben haben nach Adéagbo bei ihrer Entstehung Privilegien erhalten: Alfa, der Weise, der den 26 Buchstaben das Leben geschenkt hat, wählte das kleine i aus, welches der neunte Buchstabe ist, um ihm etwas aufzusetzen, ihm als einzigen unter den 26 Buchstaben einen Hut zu geben. Wer sich klein machen kann, wird groß werden, und wer es liebt, sich groß zu machen, wird klein. Sieht man das große I mit einem Hut..?²

Inspirationsquelle für diesen gemeinsam mit der Galeristin Barbara Wien ausgewählten Titel ist das berühmte L’Abécédaire de Gilles Deleuze, eine Serie von Interviews, geführt von Claire Parnet, die vom französischen Fernsehen 1988/89 gesendet wurde. Es ist kein Zufall, dass gerade dieser Philosoph mit Félix Guattari das Bild des Rhizoms aus der Botanik in den Diskurs über kulturelle Prozesse ohne Hierarchie, ohne Zentrum, Anfang oder Ende übertragen hat.3 Dieses Bild, zusammen mit deren Konzept „the logic of the and“4, helfen die Dynamik von Adéagbos Praxis als offene Systeme zu verstehen.

ART-at-Berlin---Courtesy-of-Barbara-Wien---Georges-Adeagbo-2019---Foto-Nick-Ash
Georges Adéagbo, L’Abécédaire 2020, Foyer Detail Stela 2 2019,
Courtesy of the artist and Galerie Barbara Wien, Berlin, Foto: Nick Ash

Adéagbos rhizomatische Netzwerke stellen die konventionelle Ästhetik abgeschlossener Werke in Frage – und somit auch den Mythos der vom Kunstmarkt gefeierten Ikone einzelner Bilder oder Skulpturen. Er fordert den Betrachter heraus, sich für eine akkumulative Ästhetik des Ständig-Wachsenden und Sich-Verwandelnden zu öffnen.5 Adéagbos Abécédaire ist daher nicht auf die limitierte Familie der Buchstaben des Alphabets begrenzt, sondern der Anfang einer Exempla-Sammlung, die ins Unendliche geht.

Text: Stephan Köhler

¹ “Le nom de toutes les personnes, de tous les animaux, pour se trouver et se voir dans les 26 lettres de lui l’alfa qui est le  savant, que deviendrait la personne, l’animal, si une lettre dans les 26 lettres, arrive à s’éclipser pour s’éffacer..? […]  S’assemblent les individus qui se ressemblent Paul, Pierre vu dans P la 16ème lettre […] Paul cherchant la mort de Pierre  [en éffacent la lettre P] savait-il que c’est la mort de lui-meme, Paul, qu’il cherchait..?”
² “L’Alfa, qui est le savant pour donner vie à 26 lettres, pour venir prendre la lettre i miniscule, qui est le la 9ème lettre de  lui l’Alfa qui est le savant, et la coiffer, lui faire porter chapeau dans les 26 lettres auxquelles lui l’Alfa qui est le savant, avait donné vie: qui sait se faire petit, deviendrait grand, et qui aime se faire grand, deviendrait petit..!”
³ Gilles Deleuze – Félix Guattari 1977: Rhizom. Aus dem Französichen von Dagmar Berger. Merve Verlag Berlin.
4 Gilles Deleuze – Félix Guattari (1986 [1980]): A Thousand Plateaus. Capitalism and Schizophrenia. University of Minnesota Press. S. 25.
5 Siehe Dana Rush zu „unfinished aesthetics“ in: Vodun in Coastal Benin. Unfinished, Open-Ended, Global. Nashville. 2013 Nashville, Tennessee. S.30.

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Portrait Georges Adéagbo, Foto: Petra Graf

Georges Adéagbo wurde 1942 in Cotonou (Republik Benin) geboren. Er lebt und arbeitet in Cotonou und Hamburg.

Nach seinem Jurastudium in Abidjan (Elfenbeinküste) und Rouen (Frankreich) kehrte Adéagbo Ende der 60er nach Benin zurück. Bis er 1993 von einem europäischen Kurator durch Zufall entdeckt wurde, machte er täglich komplexe Installationen in seinem Hof, ohne sich als Künstler zu verstehen. 1994 wurde er zu seiner ersten Ausstellung eingeladen. Ab diesem Zeitpunkt setzt er seine ortsspezifischen Installationen mit einem Team von Handwerkern in Benin um. 1999 nahm er an der Biennale von Venedig teil und erhielt für seine Installation auf dem Campo Arsenale als erster Künstler aus Afrika eine Auszeichnung. Spätestens seit 2002, als Adéagbo im Rahmen der von Okwui Enwezor kuratierten documenta 11 in Kassel eine In-Situ-Installation präsentierte, die später in modifizierter Form in die Sammlung des Museum Ludwig in Köln überging, gehört Adéagbo zu den renommiertesten Künstlern Afrikas. Seine Werke sind in weiteren großen Sammlungen zu finden, z.B. Centre Pompidou, Paris; Philadelphia Museum of Art; Toyota City Museum; KIASMA Helsinki; Moderna Museet, Stockholm; The Withworth Art Gallery, Manchester; Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland.

Adéagbos Ausstellungen werden unterstützt und kuratorisch betreut von Stephan Köhler (Kulturforum Süd-Nord Hamburg-Cotonou).

Vom 24. Juni bis 26. Oktober 2020 zeigt das Centre Pompidou in Paris im Rahmen der Ausstellung Global(e) Résistance einen großen Raum von Adéagbos Installation “Les artistes et l‘écriture”..!. Diese Installation von 2014 gehört seit kurzem zur Sammlung des Centre Pompidou. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog

Vernissage: Freitag, 7. Februar 2020, 18:00 – 21:00 Uhr

Ausstellungsdaten: Samstag, 8. Februar 2020 – Samstag, 18. April 2020 – ACHTUNG: verlängert Samstag, 15. August 2020!

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