post-title Elger Esser | Aestus II | Kewenig Berlin | 11.11.-21.12.2023

Elger Esser | Aestus II | Kewenig Berlin | 11.11.-21.12.2023

Elger Esser | Aestus II | Kewenig Berlin | 11.11.-21.12.2023

Elger Esser | Aestus II | Kewenig Berlin | 11.11.-21.12.2023

bis 21.12 | #4111ARTatBerlin | Galerie Kewenig Berlin präsentiert momentan die Ausstellung „Aestus II“ des Künstlers Elger Esser.

Die neuen Fotografien von Elger Esser, die in dieser Ausstellung zu sehen sind, zeigen Ansichten einer stillen Unendlichkeit, getaucht in blasse Farben, in Blau- oder Gelbtöne, durchbrochen vom hellen Glanz der Sonne und ihren Spiegelungen. Sie führen uns in die Normandie und die Bretagne sowie in die Haute-de-France und zeigen das Wattenmeer rund um die Insel Mont-Saint-Michel mit ihrer imposanten Silhouette und ihren Festungsanlagen. Zu sehen sind die Architektur, die Landschaft, das Wasser, der bewölkte Himmel und vor allem das Licht und der Raum.

Aestus, der lateinische Titel der Ausstellung, dient als Bezeichnung für die Gezeiten. Esser zeigt also nicht nur idealisierte Landschaften, sondern auch die stillen Naturgewalten von Ebbe und Flut, die, bestimmt durch das Wirken des Mondes, der Küsten und der Winde, das Wattenmeer der Normandie in einem immerwährenden Zyklus freilegen und verdecken. Die Höhe des weiten Horizonts im Bild legt den Fokus auf das Wasser und seine Kräfte, die Brandung, die Strömung, die Strudel oder auf die Wolken. All dies wird durchbrochen und begleitet vom Licht der Morgendämmerung oder des Tages, mal grell, mal diffus.

Diese neuen Arbeiten fügen sich in Essers Oeuvre ein, das sich mit Seestücken, Landschaften und Veduten in für einen Künstler der Düsseldorfer „Becher-Schule“ ungewöhnlichen Gattungen bewegt. Beim Betrachten seiner Bilder könnte man sich in das 19. Jahrhundert, in die Anfänge der Fotografie, zurückversetzt fühlen. Jahrhundert, in die Anfänge der Fotografie zurückversetzt. Essers Beschäftigung mit der Kunst- und Fotografiegeschichte wird bei der Betrachtung der Komposition deutlich. Insbesondere die Seelandschaften mit ihrer Darstellung eindrucksvoller Wolkenformationen erinnern an Fotografien von Gustave Le Gray (1820-1884). Dies gilt nicht zuletzt für die Regionen, die Esser bereits in früheren Werkserien bereist und fotografiert hat: Italien, der Nahe Osten und häufig auch Frankreich.

„Es gibt schöne Orte und heilige Orte. Ich bevorzuge letztere. Seit dreißig Jahren arbeite ich an meinem Blick auf Frankreich, zwischen bekannten und unbekannten Orten. Ich konstruiere Utopien und Fantasien und glaube immer noch an die Poesie.“

Elger Esser

Vieles in Essers Werk scheint unserem visuellen Gedächtnis vertraut, wie die Rahmung oder die Repoussoirs, auch wenn die Zinnen der Abtei im Vordergrund einen überraschenden, überwältigenden Blick freigeben. Esser verwendet für die Fotografien großformatige Kameras und in der weiteren Bearbeitung weitgehend analoge Verfahren. Für die hier gezeigten Bilder hat er versilberte Kupferplatten belichtet, eine experimentelle Entwicklung in der Licht-Bild-Gestaltung, die sowohl der Bildtiefe als auch dem Leuchten des Lichts einen fast malerischen Ausdruck verleiht.

Nicht zuletzt die Bilder der düsteren, märchenhaften Architektur der Abtei und der sie umgebenden mittelalterlichen Bastionen scheinen aus der Zeit gefallen zu sein, denn die Bergkirche ist seit Jahrhunderten unverändert geblieben. Essers Bilder zeigen nicht das Vergängliche. Er wählt seine Motive ohne offensichtlichen Gegenwartsbezug und überlässt dem Betrachter eine Vielzahl von möglichen Bezügen aus Literatur, Malerei oder Kulturgeschichte. Esser macht mit seinen Bildern auf den Moment und seine Einzigartigkeit aufmerksam, ob er nun lange oder nur kurz andauert.

Die Vergangenheit ist hier keine Behauptung. Vielmehr wird deutlich, dass Esser nicht den Anspruch erhebt, mit Hilfe der Fotografie die Fluktuation der Zeit und der Welt, also den aktuellen Stand der Dinge, in Form und Technik oder Inhalt und Motiv abzubilden. Auch ohne dies zu tun, ist es klar, dass seine Arbeiten Bilder dieser Zeit sind. Denn er inszeniert sie nicht – die Erhabenheit der Bilder schafft der Künstler, indem er die Schönheit des Blicks visualisiert, keineswegs nostalgisch, allenfalls melancholisch.

Elger Esser führt den Betrachter zu einem subjektiven Zeiterlebnis, und dafür inszeniert er nicht. Er arbeitet mit dem, was er sieht, mit der Landschaft und dem Temperament der Natur. Essers Bildideen offenbaren sich durch die Materialität seiner Werke, durch die Oberfläche, den Glanz und die Tiefe, die Farbe und ihre Schwingungen. Seine Bilder eröffnen den Blick auf eine kraftvolle, aber stille Harmonie und Schönheit – sie öffnen den Blick auf die Meereslandschaften der Normandie, aber mehr noch auf unser malerisches Empfinden und auf den Augenblick und die Zeit.

Die Ausstellung ELGER ESSER: AESTUS I, die bis zum 11. November im Pied-à-terre von KEWENIG in Berlin-Charlottenburg zu sehen war, bildete den Auftakt zu dieser Präsentation.

Vernissage: Freitag, 11. November 2023

Ausstellungsdaten: Freitag, 11. November bis Donnerstag, 21. Dezember 2023

Zur Galerie

 

 

Bildunterschrift: Mont Saint Michel – Pinakel I, 2023 Direktdruck auf versilberter Kupferplatte, Schellack 47 x 62 cm Auflage 1 von 3 + 1 AP

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