bis 20.04. | #4222ARTatBerlin | Persons Projects zeigt derzeit die Ausstellung Reflecting Spatiality der Künstlerin Ea Vasko.
Ea Vasko kann ohne weiteres als eine der innovativsten Künstlerinnen der Helsinki-Schule bezeichnet werden. Seit Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn arbeitet sie abstrakt, wobei ihr Werk in der finnischen Kunstszene der frühen 2000er Jahre eine herausragende Stellung einnimmt. Auch heute noch ist Vasko eine der wenigen Künstlerinnen dieser Plattform, die sich außerhalb der figurativen Kunst bewegt. Ihren ursprünglichen Ideen treu bleibend, hinterfragt ihr Werk die Grundprinzipien der Fotografie, vom Akt des Sehens bis zur Objektivität eines Bildes. Darüber hinaus hinterfragt sie die verschiedenen Mechanismen der menschlichen Wahrnehmung, wie z. B. die Bewertung oder Kategorisierung. Vaskos Interesse gilt der Fähigkeit einer städtischen Umgebung, sich im Laufe der Zeit fließend zu bewegen und zu verändern. Sie nutzt Spiegelungen als Methode, um die Grenzen der Abstraktion auszutesten, und treibt ihre ursprünglich figurativen Motive manchmal bis zur Unkenntlichkeit. Die Ausstellung präsentiert eine ausgewählte Gruppe von Werken, die alle verschiedene Aspekte von Architektur und Räumlichkeit dekonstruieren und unser Verhältnis zum städtischen Raum und zum nicht wahrgenommenen Raum weiter untersuchen.
Schon früh wurde Ea Vasko mit der kognitiven Fähigkeit des dreidimensionalen Denkens vertraut gemacht, beeinflusst durch den Beruf ihrer Eltern als Architekten. Sie war schon immer in der Lage, ihre Umgebung zu analysieren und räumliche Gegebenheiten zu verstehen, die sie für ihre eigenen künstlerischen Visionen nutzte. Eines ihrer Kernthemen ist daher der Prozess der Wahrnehmung selbst. Reflections of The Ever-Changing (The Short Story of Now) ist eine der umfassendsten Beobachtungen der Künstlerin. Für diese Serie hat Vasko nächtliche Spiegelungen in Städten aus nächster Nähe fotografiert und damit die ständige Veränderung und Bewegung im urbanen Raum festgehalten. Die Künstlerin vergleicht diese Spiegelungen mit Augenblickserfahrungen: Die Erfahrung des Jetzt ist frisch, abstrakt und noch weit entfernt von einer logischen Zeitlinie der Geschichte, die wir in unseren Köpfen aufzubauen pflegen. Die Abstraktion birgt eine unvorhersehbare Qualität des Jetzt, während sie bereits auf eine bevorstehende Veränderung hinweist. Sie ist noch nicht vollständig definierbar – sie ist ein Teil eines größeren Bildes. Die Reflexion kann durch ein Foto eingefangen werden, aber die Kamera ist schließlich zu langsam, um das sich ständig verändernde festzuhalten. Etwas im Bild hat sich schon während der Belichtung weiterbewegt.
Neben diesen eher zeitbasierten Arbeiten verbringt Vasko viel Zeit damit, verschiedene Aspekte der Räumlichkeit darzustellen. In Ma hat der Künstler so genannte Übergangsräume wie Korridore, Flure und Höfe fotografiert. Der Titel der Serie ist ein japanischer Begriff, der in der Kunst und Architektur verwendet wird und übersetzt „Lücke“ oder „der Raum zwischen zwei Bauteilen“ bedeutet. Vaskos Fotografien wecken das Bewusstsein für diese Art von Orten, die normalerweise nicht wahrgenommen werden oder denen nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. Ihre Bilder umarmen die Unsichtbarkeit von Übergangsräumen und schaffen traumhafte Szenarien, die ebenso bedeutsam sind wie Architekturfotografien.
In Translucents erforscht Vasko dieses Feld weiter und stellt die traditionelle Art der Darstellung von Architektur in Frage. Ausgehend von Beobachtungen, die er durch Fenster gemacht hat, reflektiert der Künstler über Architekturfotografie und darüber, wie Gebäude gewöhnlich als saubere und makellose Ergebnisse langer Arbeitsprozesse dargestellt werden. Ästhetisch ansprechend und oft ohne jegliches Zeichen von Leben, trägt diese Art von Fotografie oft einen künstlichen Charakter. Translucents kann als eine Verschiebung des Fokus gesehen werden, die zeigt, dass die Architektur ebenso am Alterungsprozess beteiligt ist wie der Mensch selbst: „Die Art und Weise, wie das alltägliche Leben die Gebäude von einer Vision des Architekten zu einem von seinen Nutzern geformten Ort verändert hat, ist für mich ein sehr inspirierendes Thema und damit auch eines der Hauptthemen in meiner Arbeit.“
Ea Vasko wurde 1980 in Helsinki geboren, wo sie heute lebt und arbeitet. Sie erwarb 2009 einen MA in Fotografie an der Aalto University, School of Arts, Design and Architecture (heute University of Art and Design). Seitdem wurden ihre Arbeiten in zahlreichen Einzelausstellungen gezeigt, darunter Ma in der Galerie Kant (Kopenhagen, 2015) und Defining Darkness in der G/P Gallery (Tokio, 2009). Ihre Arbeiten wurden auch in Gruppenausstellungen in ganz Europa ausgestellt, darunter Fin(n)ish: Fresh Contemporary Art from Finland, Rare Gallery (New York, 2014), Helsinki Abstract, Galerie Nikolaus Ruzicska (Salzburg, 2012), und Touching Dreams – The Helsinki School, The National Museum of Photography (Kopenhagen, 2011).
Vernissage: Freitag, 15. März 2024, 18:00 – 20:00 Uhr
Ausstellungsdaten: Samstag, 16. März – Samstag , 20. April 2024
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Bildunterschrift Titel: Ea Vasko, #29, 2009, digital C-print, mounted on matte Diasec, 200 x 132 cm. © Persons Projects.
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