post-title Aron Mehzion | parallélisme élémentaire | Daniel Marzona | 07.09.-20.10.2018

Aron Mehzion | parallélisme élémentaire | Daniel Marzona | 07.09.-20.10.2018

Aron Mehzion | parallélisme élémentaire | Daniel Marzona | 07.09.-20.10.2018

Aron Mehzion | parallélisme élémentaire | Daniel Marzona | 07.09.-20.10.2018

bis 20.10. | #2232ARTatBerlin| Daniel Marzona präsentiert ab 7. September 2018 die Ausstellung parallélisme élémentaire des Künstlers Aron Mehzion.

 Der Gipsabdruck einer (Kinder-)Hand ist ein ziemlich vertrautes Objekt. Der Moment der Berührung mit dem noch ungeformten Material wird konserviert. Die Hand ist anwesend/abwesend und so offenbart sich in dem vertrauten Objekt die komplexe zeitliche Struktur eines Gegenstandes, der gegenwärtig und zugleich vergangen ist. Georges Didi-Huberman hat in seinem Essay „Ähnlichkeit und Berührung“ eine eingehende Analyse der Theorie und Geschichte des Abdrucks in der Kunst vorgelegt. Einer der künstlerischen Gewährsleute dabei ist Marcel Duchamp, der mit Abdrücken und Abformungen, sowie mit scheinbaren Abdrücken und Abformungen operierte.

Duchamps Denken ist auch einer der maßgeblichen Referenzpunkte für das Werk von Aron Mehzion, der mit „Corrélation non-local“ den Negativabdruck einer linken Hand zeigt. Getrennt von und zugleich verbunden durch einem halbtransparenten Spiegel befindet sich ein vollplastischer Abguss einer rechten Hand. Der Blick in und durch den Spiegel offenbart, dass sich Abdruck und Abguss perfekt ineinander fügen. Das Spiegelbild des einen überlagert sich mit dem Durchblick auf das andere, sodass der Moment der Berührung von Hand und Abdruck sichtbar wird. Im transparenten Spiegel ereignet sich eine unmögliche Berührung, zweier Objekte, deren eines doch nur aus dem tatsächlichen Ereignis dieser Berührung hervorgegangen sein kann. Aber: nur im Spiegel kann eine rechte Hand den Abdruck einer linken Hand hervorbringen und doch stehen beide Objekte im realen Raum vor uns.

Wo eine rechte Hand  den Abdruck einer linken Hand hinterlässt, verlassen wir den euklidischen Raum, denn nur eine Hand, die sich wie der Körper Gottfried Plattners in der Erzählung von H.G. Wells im vierdimensionalen Raum um eine Ebene gedreht hat, kann einen solchen Abdruck hinterlassen. Auf keine andere Weise kann ein dreidimensionaler Gegenstand in sein eigenes Spiegelbild überführt werden. Dies geschieht nur in jenem lediglich denkmöglichen Raum, in dem vier Ausdehnungsachsen jeweils im rechten Winkel zueinander stehen.

ART at Berlin – Courtesy of Daniel Marzona – Aron Mehzion – Foto Thomas Bruns
Aron Mehzion 2018, piège de l’apparition Ⅰ, Foto Thomas Bruns 1

Duchamp legte die Betrachtungsweise nahe, die dreidimensionalen Gegenstände der für uns wahrnehmbaren Welt seien lediglich Projektionen vierdimensionaler Objekte – ein Gedanke, der vielen seiner Werke, nicht zuletzt dem sogenannten Großen Glas zugrunde liegt. Es ist bezeichnend, dass auch Aron Mehzion das in den Raum gestellte Glas als Projektionsfläche einer vierdimensionalen Geometrie einsetzt. Er ist er damit der erste seit Duchamp, der in radikaler Weise die künstlerischen Möglichkeiten jener Denkräume erkundet, die in Spielarten aktueller physikalischer Modelle wie der Supergravitaiton oder der Superstringtheorie nach wie vor relevant sind.

Hierzu nutzt der Künstler die Möglichkeiten des 3D-Drucks, denn nur damit lassen sich identische spiegelverkehrte Abbilder erzeugen. In seinen neuesten Arbeiten experimentiert er zudem mit sich durchdringenden Volumina, die Objekte – auch hier sind es wiederum Hände – in der Bewegung erzeugen. Sie zeigen, wie zeitlich aufeinanderfolgende Zustände sich überlagern. Es entstehen abstrakte Gebilde, bei denen der Takt des Nacheinander aufgehoben ist und in eine die Wahrnehmung überfordernde Simultanschau überführt wird.

In seinen großformatigen Zeichnungen interpretiert er bereits seit vielen Jahren diese Denkbewegung in der Fläche: Iterierende zeichnerischen Formen beziehen sich hier jede für sich auf Gegenständliches. In Wiederholung und Überlagerung aber betreiben Sie die Aufhebung des Gegenständlichen, denn sie lösen Fläche und Form zugunsten einer simultanen Wahrnehmung auf. Im sich überlagernden Rapport etablieren sie eine Sicht auf den Gegenstand aus allen möglichen Perspektiven zugleich, die in ihrer Verdoppelung verschwimmen und unkenntlich werden. Nur ein Wesen dem ein vierdimensionaler Blick gegeben ist, könnte die dreidimensionalen Gegenstände unserer Wahrnehmungswelt von allen Seiten zugleich sehen.

So lassen die Arbeiten von Aron Mehzion eine Welt aufscheinen, die nicht betreten werden kann, die aber dennoch in den Möglichkeitsräumen von Physik und Mathematik präsent ist.

Text: Falk Wolf

Vernissage: Freitag, 7. September 2018, 18:00 – 21:00 Uhr

Ausstellungsdaten: Freitag, 7. September – Samstag, 20. Oktober 2018

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Bildunterschrift: Aron Mehzion 2018, piège de l’apparition Ⅰ, Foto Thomas Bruns 1

 

 Ausstellung Aron Mehzion – Daniel Marzona | Zeitgenössische Kunst in Berlin | Contemporary Art | Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin

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