bis 31.01. | #4858ARTatBerlin | Taubert Contemporary zeigt ab Freitag, 7. November 2025 die Ausstellung „Knotted Time“ des Künstlers Jens Risch.
Mit Knotted Time präsentiert Jens Risch seine erste Einzelausstellung bei Taubert Contemporary – ein konzentrierter Einblick in ein Werk, das sich seit über zwei Jahrzehnten radikal der Verknüpfung von Zeit, Material und Handlung verschreibt. In der Tradition konzeptueller und prozessbasierter Kunst, wie sie etwa bei Hanne Darboven, On Kawara oder Tehching Hsieh begegnet, transformiert Risch eine scheinbar einfache, wiederholte Geste – das Knoten eines Fadens – in eine poetische Auseinandersetzung mit Dauer, Präsenz und existenzieller Beharrlichkeit.
In vier Räumen entfaltet sich ein vielschichtiges künstlerisches Universum, das ebenso still wie eindringlich das Verhältnis von Präsenz und Abwesenheit, von Prozess und Dokumentation befragt. Dabei steht weniger das sichtbare Resultat im Zentrum, als vielmehr das unsichtbare Gerüst von Zeit, Disziplin und Wiederholung, das diese Werke trägt – eine Haltung, die sich in der Nähe zur meditativen Strenge östlicher Praktiken ebenso verorten lässt wie in der westlichen Tradition performativer Selbstvermessung.
Im ersten Raum begegnet das Publikum drei zentralen Arbeiten der vergangenen Dekade: Seidenstück6 (2015 – 2017, 1269 Arbeitsstunden), Seidenstück7 (2017 – 2018, 1679 Arbeitsstunden) und Seidenstück8 (2018 – 2020, 1858 Arbeitsstunden). Jedes dieser Stücke besteht aus einem einzigen Seidenfaden (1000 m Länge), welchen der Künstler jeweils so oft wie möglich verknotet hat. Konkret heißt das, es wurde erst eine Knotenreihe in den Faden geknüpft, darüber dann in gleicher Weise eine zweite, eine dritte u.s.f.. Die siebente Knotenreihe, welche die finale Form darstellt, ist eine fraktale Form, etwa faustgroß, ca. 30 g schwer und gut eineinhalb Jahre verdichtete Zeit.
Der zweite Raum versammelt fünfzehn Schwarzweiß-Fotografien (2000–2025), die Orte zeigen, an denen Risch – meist auf Reisen – seiner täglichen Knotenarbeit nachging. Leere Hocker, Stühle, unscheinbare Umgebungen: Der Künstler bleibt abwesend, die Handlung jedoch spürbar gegenwärtig. Die Barytabzüge bilden ein stilles Archiv von wechselnden Kulissen der künstlerischen Praxis.
Raum drei zeigt mit Seilstück3 (100 m Hanfseil, 2014) und Jutestück (100 m Juteschnur, 1998) frühe und parallele Arbeiten, die das Prinzip des Knotens mit gröberem Material erproben. Die physische Präsenz dieser Werke kontrastiert mit der Feinheit der Seidenstücke – und verweist zugleich auf die Konstanz der konzeptuellen Haltung.
Abschließend versammelt der vierte Raum Rischs Knotennotizen: akribisch handschriftlich geführte Aufzeichnungen der täglichen Arbeitsstunden von 2015 bis 2025, geordnet in Jahresblöcke. Diese Notizen verweisen auf den performativen und kontemplativen Charakter seiner Praxis – auf das Knoten als Ritual, als täglich praktizierte Kontinuität, als Spur.
Mit Knotted Time entsteht ein kontemplativer Erfahrungsraum, der nicht nur die Materialität des Knotens, sondern auch die Zeit selbst sichtbar macht – als gelebte, verkörperte und geordnete Dimension künstlicher Existenz.
Vernissage: Freitag, 7. November 2025, 18:00 – 21:00 Uhr
Ausstellungsdaten: Freitag, 7. November 2025 – Samstag, 31. Januar 2026
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Bildunterschrift Titel: Jens Risch, Knotenplatz, Berlin, 24.01.2025. Baryta print, framed. 45,5 x 35,5 cm. Edition 3 + 1 AP, 1/3.
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