post-title Michel Majerus | Noch ein bild | neugerriemschneider | 12.09.-18.10.2025

Michel Majerus | Noch ein bild | neugerriemschneider | 12.09.-18.10.2025

Michel Majerus | Noch ein bild | neugerriemschneider | 12.09.-18.10.2025

Michel Majerus | Noch ein bild | neugerriemschneider | 12.09.-18.10.2025

bis 18.10. | #4772ARTatBerlin | neugerriemschneider (Linienstrasse) zeigt ab 12. September 2025 (Vernissage: 11.09.) die Ausstellung „Noch ein bild“ des Künstlers Michel Majerus.

Die elfte Einzelausstellung mit Arbeiten von Michel Majerus bei neugerriemschneider, noch ein bild, legt den Fokus auf das Frühwerk des Künstlers und präsentiert eine Gruppe kleinformatiger Gemälde aus seinen späten Studienjahren, von denen einige seit ihrer Entstehung erstmals wieder gezeigt werden. Mit der unbekümmerten Erweiterung des traditionellen Mediums Öl-auf-Holz durch Acrylfarben, unkonventionelle Bildträger wie Spanplatten oder Sperrholz, popkulturelle Motive und serielle Prinzipien nehmen sie zentrale Elemente seiner späteren Praxis vorweg. Die comicartigen Figuren, bildfüllenden Logos, auf Wiederholung und Raster basierenden abstrakten Kompositionen und surrealen figurativen Szenen lassen im Ausstellungskontext ein Ganzes entstehen, das die Grundlage für Majerus’ räumliche Behandlung von Malerei bildet. Sie zeugen von einer Freiheit bei der Auswahl, Kombination und Installation von Bildern, die den Künstler in den folgenden zehn Jahren ein Werk schaffen ließ, das die Simultanität der heutigen visuellen Kultur vorausahnte.

ART at Berlin - Neugerremschneider- Michel Majerus-Jens ZieheMichel Majerus, Sleeping, 1992, © Michel Majerus Estate. Courtesy neugerriemschneider, Berlin. Photo: Jens Ziehe, Berlin, oil on plywood 20.32 x 40.64 cm

Die ausgestellten Gemälde entstanden Anfang der 1990er Jahre, in einer Übergangsphase, die von Majerus’ Wechsel von der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart ins dynamische Nachwende-Berlin geprägt war. Mit den Professoren K.R.H. Sonderborg und Joseph Kosuth sowie gleich gesinnten Studierenden und einer neuen Kunstszene mit Off-Spaces und progressiven Veranstaltungen wie der Konferenz „A New Spirit in Curating?“ im Künstlerhaus Stuttgart bot die baden-württembergische Hauptstadt ein fruchtbares Umfeld für Majerus, der sich bereits als Student einerseits mit den großen Namen der jüngeren Kunstgeschichte und deren Produktionstechniken auseinandersetzte, andererseits kooperative und konzeptuelle Methoden in sein Schaffen integrierte.

Früh begann er, auf Bilder aus der Hochkultur sowie der Pop- und Alltagswelt gleichermaßen zurückzugreifen und sie als einfache kompositorische Elemente zu behandeln. Vor allem das Verhältnis von Motiv, Technik und Bildträger wurde erforscht, um durch die installative Entgrenzung der Malerei den Raum neu zu kontextualisieren. Während Majerus 1991 große Stoffbahnen mit Siebdrucken versah und sie in einem Flur der Stuttgarter Kunstakademie die existierende Architektur ignorierend dicht nebeneinander hängte, wählte er für eine Ausstellung zusammen mit Kommilitonin und Künstlerkollegin Susa Reinhardt in einem besetzten Haus in Berlin im Jahr darauf Restholz aus einer Schreinerei als Bildträger und setzte die Arbeiten durch das gemeinsame kleine Format miteinander und mit dem Raum in Beziehung.

Teil dieser Werkgruppe ist Majerus’ Gemälde Bunte (1992), das ein frühes Beispiel für seine ausgiebige Verwendung kommerzieller Bildsprachen darstellt. Zu sehen ist das Logo der gleichnamigen Illustrierten, die seit Jahrzehnten das voyeuristische Interesse der Öffentlichkeit bedient. Auf der querformatigen Holzplatte sind die serifenlosen weißen Großbuchstaben vor rotem Grund zusätzlich schwarz konturiert und stehen enger beieinander als beim Original, wodurch Majerus die visuelle Wirkung des Motivs steigert. Im Gegensatz zu Bunte, das in Acrylfarben gemalt ist, verwendet der Künstler bei Sleeping (1992) Öl auf Sperrholz. Das Bild zeigt eine schlafende Figur, der von einer kleineren Figur, die nun mit der blutigen Säge flieht, mit der sie die Tat begangen hat, beide Beine in Höhe der Knie durchtrennt wurden.

ART at Berlin - Neugerremschneider- Michel Majerus-Jens Ziehe
Michel Majerus, Bunte, 1992, © Michel Majerus Estate. Courtesy neugerriemschneider, Berlin. Photo: Jens Ziehe, Berlin, acrylic on wood, 19 x 25.2 cm

Die Komposition erinnert an Zeichnungen von Wilhelm Busch, während der Werktitel an Andy Warhols Experimentalfilm Sleep aus dem Jahr 1964 denken lässt, in dem John Giorno über fünf Stunden lang beim Schlafen zu sehen ist – eine ironische Verschmelzung scheinbar äußerst verschiedenartiger Verweise, die für Majerus’ Praxis typisch werden sollte. Eine gute Idee (1992) geht vermutlich auf einen Comic zurück, ein Bild-Text-Medium, das eine zentrale Rolle in gemälde spielte, der ersten Einzelausstellung des Künstlers bei neugerriemschneider im Jahr 1994. Die Komposition zeigt eine gehende Figur in einer verschneiten Umgebung. Sie wird von der Sprechblase „Eine gute Idee …“ begleitet, die das Motiv in der Ursprungsgeschichte in einem bestimmten Zusammenhang verortet, hier aber als abstrakte Aussage steht. Gleichwohl korrespondiert die Arbeit in ihrer Größe mit anderen Gemälden der ausgestellten Werkgruppe und kündigt damit Majerus’ Mitte der 1990er Jahre begonnene Bilder im Format 60 x 60 cm an, die ganz unterschiedliche Sujets umfassen und in der Hängung flexibel kombiniert werden können.

Majerus’ Frühwerk wird diesen Herbst sowohl bei neugerriemschneider als auch in der Matthew Marks Gallery präsentiert. Während sich noch ein bild in Berlin auf die prägende Zeit der späten Studienjahre konzentriert, werden in New York neben großformatigen Leinwänden aus den Jahren 1991 bis 1993 auch solche von 1995 zu sehen sein, die in Berlin gemalt wurden. Zusammen beleuchten die Ausstellungen die Entstehung von Majerus’ künstlerischem Vokabular, das 1996 in der Kunsthalle Basel erstmals voll entwickelt institutionell sichtbar werden sollte. Parallel zu noch ein bild beginnt im Michel Majerus Estate die Reihe „Lectures on Lectures“, in der die Vorträge, die Majerus im Laufe seiner Karriere auf Einladung von Institutionen und Kunstakademien gehalten hat und die einen seltenen Zugang zu seinem künstlerischen Denken und Schaffen bieten, erstmals öffentlich gezeigt und durch Gespräche, kurze Vorträge und ausgewählte Arbeiten des Künstlers kontextualisiert werden. Den Anfang macht „Meine Sicht auf Polke“, eine performative Auseinandersetzung von Majerus mit dem Werk Sigmar Polkes anlässlich der Ausstellung Sigmar Polke: Die drei Lügen der Malerei in der Bundeskunsthalle in Bonn im Jahr 1997. Susanne Kleine, die Majerus damals zur Teilnahme eingeladen hatte, wird am 13. September auf die Veranstaltung und die Verbindung der beiden Künstler zurückblicken.

ART at Berlin - Neugerremschneider- Michel Majerus-Jens ZieheMichel Majerus, Noch ein Bild, 1992, © Michel Majerus Estate. Courtesy neugerriemschneider, Berlin. Photo: Jens Ziehe, Berlin, oil on board, 24 x 27 cm

Werke von Michel Majerus (1967 – 2002) wurden in Einzelausstellungen internationaler Museen und Institutionen gezeigt, darunter Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean, Luxemburg (2023, 2006); Neuer Berliner Kunstverein, Berlin (2022); Institute of Contemporary Art, Miami (2022); Kunstverein in Hamburg, Hamburg (2022); KW Institute for Contemporary Art, Berlin (2022); Kunsthalle Bielefeld, Bielefeld (2018); CAPC musée d’art contemporain de Bordeaux, Bordeaux (2012); Kunstmuseum Stuttgart, Stuttgart (2011); Kunsthaus Graz, Graz (2005); Stedelijk Museum, Amsterdam (2005); Deichtorhallen Hamburg, Hamburg (2005); Kestner-Gesellschaft, Hannover (2005); Tate Liverpool, Liverpool (2004); Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Berlin (2003), und Kunsthalle Basel, Basel (1996). Majerus nahm an der 48. Biennale von Venedig (1999) und an der Manifesta 2 in Luxemburg (1998) teil.

Vernissage: Donnerstag, 11. September, 18 – 22 Uhr

Ausstellungsdaten : Freitag, 12. September– Samstag, 18. Oktober 2025

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Bildunterschrift Titel: Michel Majerus, Schwein – Maus, 1992, © Michel Majerus Estate. Courtesy neugerriemschneider, Berlin. Photo: Jens Ziehe, Berlin, acrylic on wood, 29 x 38.5 cm

Ausstellung Michel Majerus – Galerie neugerriemschneider | Zeitgenössische Kunst in Berlin | Contemporary Art | Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin

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