bis 12.04. | #4595ARTatBerlin | Galerie Max Hetzler ( Bleibtreustraße 45) zeigt ab Samstag, 01. März 2025 die Ausstellung The Classic Themes des Künstlers Karel Appel.
Die große Karel-Appel-Retrospektive im Gemeentemuseum Den Haag im Jahr 2016 – zehn Jahre nach dem Tod des Künstlers – sollte die traditionelle Sicht auf Appels umfangreiches Werk radikal erneuern. Innerhalb seiner thematischen Struktur war nur einer der sechs großen Säle der CoBrA-Bewegung gewidmet, während drei der anderen sich auf sehr klassische Themen konzentrierten – Akt, Landschaft oder Porträt. Die Betonung dieser klassischen Themen stand in krassem Widerspruch zum Primitivismus von CoBrA. Darüber hinaus wurde zum ersten Mal gezeigt, dass Appel nicht immer „spontan“ malte, sondern sehr oft von Zeichnungen ausging, die er aus der grafischen Vielfalt seines ständig aktiven visuellen Denkprozesses auswählte. Auch dies wirft ein neues Licht auf das traditionelle Bild Appels, das gewöhnlich mit der intuitiven Improvisation in Verbindung gebracht wird, die für die Avantgarden der fünfziger und sechziger Jahre tonangebend war: die CoBrA-Gruppe, die Nouvelle École de Paris und den Abstrakten Expressionismus.
Die Ausstellung in der Galerie Max Hetzler konzentriert sich auf diese drei klassischen Themen und stellt den ausgestellten Gemälden Vorzeichnungen zur Seite, wenn diese mit ihnen in Verbindung gebracht werden können. Die Klassischen Themen bieten somit neue Einblicke in die Arbeitsweise von Karel Appel und laden dazu ein, etablierte Stereotypen neu zu bewerten. Aufgrund des thematischen und damit nicht chronologischen Aufbaus der Ausstellung werden Werke aus verschiedenen stilistischen Phasen nebeneinander ausgestellt.
Die Ausstellung beginnt mit einem sehr frühen „Porträt“ von 1946. Sein Stil scheint mit dem verwandt zu sein, was der französische Kritiker Michel Ragon später als „Postkubismus“ bezeichnen würde. Appel und sein Freund Corneille waren auf eine Publikation gestoßen, die zu einer Ausstellung in der Galerie de France erschienen war, in der fünf „postkubistische“ Maler vorgestellt wurden. Der Plan, einen von ihnen – nämlich Édouard Pignon, einen engen Freund Picassos – zu besuchen, war der Auslöser für die erste Reise der beiden jungen Künstler nach Paris im Jahr 1947.
Die ersten beiden Räume der Ausstellung sind ebenfalls dem Thema Porträt gewidmet. Der erste Raum versammelt Porträts von Dichtern, mit denen Appel lebenslang befreundet war, darunter zwei Belgier, Emmanuel Looten (1908-1974) und Hugo Claus (1929-2008), sowie der bekannteste Vertreter der amerikanischen „Beat Generation“, Allen Ginsberg (1926-1997). Der zweite Raum zeigt Porträts von zwei Frauen, mit denen Appel in den markantesten Anfangsphasen seiner Karriere eng verbunden war: Tonie Sluyter (1929-2012), Appels Partnerin während der CoBrA-Jahre, und Machteld van der Groen (1935-1970), seine Begleiterin in den ersten zehn Jahren seines internationalen Ruhms.
Der dritte Raum vereint Akte aus drei verschiedenen Phasen seines Schaffens: Anfang der sechziger Jahre, Mitte der neunziger Jahre und im Jahr 2000. Der letzte Raum zeigt Landschaften, ebenfalls aus verschiedenen Phasen: ein Relief, das stilistisch an die Pop Art erinnert; ein viereinhalb Meter breites Triptychon aus den achtziger Jahren, als Appel das Landschaftsthema ganz dezidiert als Panorama aufgriff; und zwei Bilder aus den späten neunziger Jahren, von denen eines spontan gemalt zu sein scheint, während die Vorzeichnung für das andere einen Einblick in Appels Verfahren gibt, aus vorgefundenen Bildern Vorlagen für monumentale Gemälde zu entwickeln.
Franz Kaiser, 2025
Karel Appel (1921-2006) lebte und arbeitete u. a. in Paris und New York. Retrospektive Ausstellungen des Künstlers fanden im Musée d’Art Moderne de Paris (2017) und im Gemeentemuseum Den Haag, Den Haag (heute Kunstmuseum Den Haag) (2016) statt. Weitere Einzelausstellungen fanden u.a. im Emil Schumacher Museum Hagen; The Phillips Collection, Washington, D.C.; Staatliche Graphische Sammlungen, Pinakothek der Moderne, München (alle 2016); Centre Pompidou, Paris (2015); Museum Jorn, Silkeborg (2013); Cobra Museum, Amstelveen (2008); Albertina, Wien (2007); Gemeentemuseum Den Haag, Den Haag (heute Kunstmuseum Den Haag) (2005); Nationalmuseum, Belgrad; Palais des Beaux-Arts, Brüssel (beide 2004); Kunstforum Wien, Wien (2002); Stedelijk Museum, Amsterdam (2001); und Stedelijk Museum voor Actuele Kunst, Gent (2000), um nur einige zu nennen.
Appels Werke befinden sich in den Sammlungen der Albertina, Wien; Art Gallery of Ontario, Toronto; Astrup Fearnley Museet, Olso; Centre Pompidou, Paris; Gemeentemuseum Den Haag, Den Haag (heute Kunstmuseum Den Haag); Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington, D.C.LACMA, Los Angeles; Moderna Museet, Stockholm; Musée d’Art Moderne de Paris; Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid; The Museum of Modern Art, New York; Neue Nationalgalerie, Berlin; Pinakothek der Moderne, München; Rijksmuseum, Amsterdam; Solomon R. Guggenheim Museum, New York; Stedelijk Museum, Amsterdam; und Tate, London, neben vielen anderen.
Ort: Bleibtreustraße 45
Vernissage: Samstag, 01. März 2025, 18 – 20 Uhr
Ausstellungsdaten: Samstag, 01. März bis Samstag, 12. April 2025
Bildunterschrift Titelbild: Karel Appel Nude (Nude Series), 1962, © Karel Appel Foundation / VG Bild-Kunst, Bonn, 2025
Ausstellung Karel Appel – Galerie Max Hetzler | Contemporary Art – Zeitgenössische Kunst in Berlin – Ausstellungen Berlin Galerien – ART at Berlin