Iwan und Manuela Wirth, die Ko-Präsidenten von Hauser & Wirth, belegen den ersten Platz in der diesjährigen Ausgabe der ArtReview Power 100.
In den 14 Jahren, die es das Ranking der ArtReview gibt, erscheinen die Wirths an zweiter Stelle der einflussreichsten Kunsthändler. Während Larry Gagosian (die Nummer eins 2004 und Nummer 6 in diesem Jahr) auch weiterhin den größten Gewinn unter den Galerien einholen wird, basiert der wachsende Einfluss der Wirths auf Innovationen im Verkauf und in der Präsentation von Kunst.
Während Händler im Allgemeinen immer besser darin werden, Arbeiten zu hohen Preisen zu verkaufen, und Sammler sich nicht nur als anonyme Einkäufer sehen wollen (diese Liste enthält auch einige Sammler, die private Institutionen gegründet haben, darunter Eli und Edythe Broad, Platz 28, Bernard Arnault, Platz 38, und Dasha Zhukova, Platz 97), geht es dem Eheleute-Team nicht nur darum, Kunst zu verkaufen, sondern einen Lifestyle. Neben ihren eher konventionellen Filialen in Zürich, London und New York, haben sie letztes Jahr Hauser & Wirth Somerset eröffnet, außerhalb der Kleinstadt Bruton. Einerseits ist es eine Galerie, andererseits ein multifunktionales Kunstzentrum, in dem Sammler ein Stück des englischen Countrystils erleben und Objekte aus Architektur und Landschaftsdesign erwerben können.
Nächsten März eröffnen die Wirths Hauser, Wirth & Schimmel in Los Angeles, einen 9.300 qm großen Raum, der von Paul Schimmel geleitet wird, einem der einflussreichsten Museumskuratoren LAs. Angeboten wird ein museumsähnliches Bildungsprogramm, neben einem Buchladen, einer Bar und einem Restaurant, werden Arbeiten der wichtigsten Künstler LAs, darunter Paul McCarthy und Mike Kelley präsentiert.
Die diesjährige Liste, die von einer internationalen Jury aus 16 Mitgliedern zusammen gestellt wurde, reflektiert auch die zunehmende Internationalisierung der zeitgenössischen Kunstwelt. Koyo Kouoh, eine der aktivsten Unterstützer und Promoter für Kunst aus afrikanischen Ländern, steigt auf Platz 73 auf, die libanesische Kuratorin Christine Thome ist in diesem Jahr erneut Teil der Liste (diesmal auf Platz 74), nicht nur aufgrund ihrer Position als Kuratorin der Sharjah Biennale 2017, sondern auch aufgrund ihres Einflusses auf die libanesische Kunstszene. Hyun-Sook Lee, der Gründer der südkoreanischen Galerie Kukje, erscheint zum ersten Mal auf der Liste, auf Platz Nummer 82. Die indischen Künstler und Gründer der Kochi-Muziri Biennale Bose Krishnamachari und Riyas Komi sind ebenfalls Neuzugänge (Platz 86), ebenso wie der südafrikanische Künstler William Kentridge (Platz 81) und die beiden Sammler aus Bangladesch Nadia und Rajeeb Samdani (Platz 98). Die Liste zeigt auch, dass es eine Kunstwelt jenseits der vermögenden Eliten gibt, und führt jene an, die eine kritische, politische oder aktivistische Position besetzen, wie etwa Hito Steyerl (Platz 18), Theaster Gates (38), und Rick Lowe (Platz 89).
Die Liste der Power 100 begleiten Essays von Nicolas Bourriaud, der bis zuletzt Direktor der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris war und über die Gegenwart und Zukunft von Kunsthochschulen schreibt, sowie von Timothy Morton, einer der Vertreter der einflussreichen ‚objekt-orientierten’ ontologischen Strömung innerhalb der Philosophie und der Ansätze im Zusammenhang der Diskurse um das Anthropozän.
Patrizia Sandretto Re Rebaudengo und Peter Brant erzählen ArtReview, was sie dazu gebracht hat, zeitgenössische Kunst zu sammeln und den Markt mit zu bestimmen. Der Gründer von Kickstarter, Yancey Strickler, spricht über die Zukunft der Kunstförderung, der chinesische Kulturtheoretiker Sun Ge diskutiert darüber, ob es in Zeiten von Globalisierung Kunst aus China gibt, die nicht vom Westen beeinflusst ist. Heman Chong, Künstler aus Singapur, hat das Cover des Magazins gestaltet und eine Reihe an Arbeiten, die in der Ausgabe enthalten sind.
Als führendes Ranking der Kunstmagazine stellt die ArtReview Power 100 einen einzigartigen Snapshot der zeitgenössischen Kunstszene dar. ArtReview, gegründet im Jahr 1949, ist eines der weltweit führenden Magazine über zeitgenössische Kunst. Es richtet sich an Spezialisten wie Interessierte und bietet, ebenso wie seine Schwester ArtReview Asia (seit 2013), eine Mischung aus Kritik, Reviews, Kommentaren und Analysen.