bis 15.04. | #1225ARTatBerlin | CAMERA WORK und Ryan Mendoza präsentieren am 08. April das legendäre „The Rosa Parks‘ House“ von Ryan Mendoza in Berlin. Zusätzlich zeigt die CWC GALLERY ab dem 08. April eine Doppelausstellung mit Fotografien von Ryan Mendoza und Steve Schapiro.
»The Rosa Parks‘ House“ ist ein Kunstprojekt von Ryan Mendoza. Der in Berlin lebende Künstler brachte im Jahr 2016 das frühere Wohnhaus der USIamerikanischen Bürgerrechtlerin Rosa Parks (1913–2005) nach Berlin, um es im Stadtteil Wedding wiederaufzubauen. Rosa Parks zählt zu den berühmtesten Personen in der Geschichte der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Ihre Weigerung, ihren Sitzplatz in einem Bus für eine weiße Person im Dezember 1955 freizugeben, ist ein bedeutender Moment in der Geschichte der Bewegung. Von 1957 bis 1959 lebte Rosa Parks in einem zweistöckigen Haus in Detroit: »The Rosa Parks‘ House«. Nachdem das Haus über mehrere Jahrzehnte verschiedene Besitzer hatte, kaufte Rosa Parks‘ Nichte Rhea McCauley das Haus zurück. Sie kontaktierte daraufhin Ryan Mendoza, der bis dahin schon mehrere Kunstprojekte in Detroit realisiert hatte. Zerstört von Flutungen, unbewohnbar und dem Abriss nahe, erschuf Ryan Mendoza den Plan, »das Gebäude in ein Kunstwerk zu verwandeln, ohne das Haus als historisches Zeugnis zu missachten«. Ryan Mendoza baute das Haus innerhalb von 18 Tagen in Detroit ab und verschiffte es anschließend über den Atlantik nach Deutschland. Im Oktober letzten Jahres begann der Wiederaufbau des »The Rosa Parks‘ House« im Innenhof von Ryan Mendozas Studio in Berlin-Wedding. Sein Ziel, das Haus und dessen Geschichte zu erhalten, verwirklichte er nun in Berlin.
Das Kunstprojekt »The Rosa Parks‘ House« wird von einer Doppelausstellung mit Fotografien von Ryan Mendoza und Steve Schapiro in der CWC GALLERY begleitet. Auf den ersten Blick erscheinen die ausgestellten Fotografien aus Ryan Mendozas Serie nicht besonders ungewöhnlich. Sie zeigen junge Menschen in verschiedenen Positionen – scheinbar attraktiv, eigenartig vielleicht, teilweise schmutzig. Doch der Betrachter wird umgehend mit der Frage konfrontiert, was Ryan Mendoza mit seinen fotografischen Werken beabsichtigt. Ein ausgestelltes Bild zeigt eine junge Frau, gekleidet in einer dunklen Militärjacke, die im Begriff ist, ihre Lippen auf eine Fotografie von einem jungen Mann zu drücken. Wie sich herausstellt, ist dieser Mann der junge Vladimir Putin und die junge Frau mit dem rasierten Haupt entpuppt sich als Rose McGowan. Wieso presst sie ihr Gesicht wie eine Verliebte gegen seins? Wieso posiert eine offenkundige Feministin in einer Situation offensichtlicher Unterwerfung? Sind dies Bilder von Amerikanern, die die russische Kultur huldigen? Oder sind es Amerikaner, die die russische Kultur abweisen? In den Bildern ist es oft schwierig, Russen von Amerikanern zu unterscheiden: Einstig bestehende Sehnsüchte, wie der Wunsch Soldat oder Footballspieler zu werden, werden hier als leere Stereotypen dargestellt und verkörpern nicht mehr als leere Verpflichtungen. Das Bestreben, das »The Rosa Parks‘ House« nach Europa zu versetzen, ist nach Ryan Mendoza paradoxerweise eine Aufrechterhaltung der amerikanischen Neigung, die Welt nach amerikanischen Werten und Abbildern zu bevölkern und zu kolonialisieren. Das »The Rosa Parks‘ House« kann als Versuch betrachtet werden, den europäischen Kontinent mit amerikanischen Werten zu versehen, der aber letztendlich gescheitert ist.
Es ist folgerichtig, dass Ryan Mendozas Bilder in dieser Ausstellung zusammen mit Arbeiten des amerikanischen Fotografen Steve Schapiro präsentiert werden, die heute als historische Zeugnisse der Bürgerrechtsbewegung gelten. Die Auswahl an Fotografien beinhaltet unter anderem Porträts von Rosa Parks und Martin Luther King sowie Fotografien des historischen SelmaI achIMontgomeryIMarsches (1965), in dem sich Rosa Parks, Martin Luther King und weitere couragierte Frauen und Männer gegen die Ungerechtigkeit stämmen. Steve Schapiro gelingt es in seinen bewegenden Fotografien, die spezielle Stimmung und die Charakteristika dieser Zeit abzubilden.
Über Ryan Mendoza
Ryan Mendoza wurde 1971 in den USA geboren und wuchs in New York auf. Zurzeit lebt und arbeitet er in Berlin. Ryan Mendozas Arbeiten wurden unter anderem in der White Cube Gallery (London), Galerie Lelong (Paris), Akira Ikeda (Japan), Museo Madre (Neapel), Museo Castel Nuovo (Neapel), Museo MART (Trient), in der Overbeck Gesellschaft (Lübeck), Verbeke Foundation (Belgien), Galleria Massimo Minini (Italien) sowie in der Galerie Klüser (München) ausgestellt. Im Jahr 2016 erhielt Ryan Mendoza für seine Kunstprojekte »The White House«, »The Invitation« und »The Rosa Parks‘ House« große internationale Aufmerksamkeit. Ryan Mendoza hat u.a mit Bernard HenriILèvy, Irvine Welsh und Milan Kundera zusammengearbeitet, der einen Essay über Ryan Mendozas Kunst mit dem Titel »Brushed by the Hand of Oblivion« veröffentlicht hat.
»The White House Documentary« (von Fabia Mendoza, 2017, 67 min) ist ein Film über Ryan Mendozas Kunstprojekte aus dem Jahr 2016 und feiert am Samstag, dem 8. April um 18 Uhr, im Kino Babylon in BerlinI Mitte Premiere. Die Dokumentation porträtiert u.a.: »The Underground Restistance« (Technopioniere), Thomas Hearns (ehem. Schwergewichtschampion im Boxen), The Last Poets (»The Grandfathers of Hip Hop«), »The Packard Plant Project« (Nordamerikas größtes industrielles Renovierungsprojekt), Rosa Parks‘ Familie und viele weitere. Im Anschluss an den Film findet ein Q&A mit Rhea McCauley und Ryan Mendoza statt.
Über Steve Schapiro
Steve Schapiros (*1934) Karriere als Fotojournalist begann 1961. Während des »Goldenen Zeitalters des Fotojournalismus« begleitete er u.a. den Präsidentschaftswahlkampf von Robert F. Kennedy. Darüber hinaus war Steve Schapiro der erste Fotograf am Schauplatz, an dem Martin Luther King erschossen wurde. Zahlreiche Porträts von Steve Schapiro (u.a. Andy Warhol, David Bowie, Muhammad Ali, Samuel Beckett, Truman Capote, Barbra Streisand und Jackie Kennedy) sind heute weltbekannt. Neben seiner Arbeit als Fotojournalist hat Steve Schapiro an Sets von mehr als 600 Filmen als Fotograf mitgewirkt (u.a. »Der Pate« und »Taxi Driver«). Steve Schapiros Fotografien werden seit den 1960erIJahren in zahlreichen namhaften Zeitschriften veröffentlicht und in Museen sowie Galerien ausgestellt. Steve Schapiro lebt in Chicago.
Ausstellungsdaten: Samstag, 08. April bis Samstag, 15. April 2017
The Rosa Parks’ House Besichtigung: 08. April 2017 – Wriezener Straße 19, 13359 Berlin
Zur exklusiven Eröffnung des »The Rosa!Parks‘ House« und!der Doppelausstellung in der CWC GALLERY werden als Ehrengäste Rhea McCauley (Rosa Parks‘ Nichte) und Rose McGowan (frühere Schauspielerin, Regisseurin, Aktivistin und Model in einigen von Ryan Mendozas Fotografien) erwartet.
Zur CWC Gallery
Bildunterschrift: © FABIA MENDOZA, ROSA PARKS’ HOUSE HOW IT STOOD UNTIL SEPTEMBER 2016, DETROIT, 2016
Ausstellungen Berliner Galerien: The Rosa Parks’ House und Doppelausstellung Ryan Mendoza + Steve Schapiro – CWC GALLERY | ART at Berlin