post-title Olaf Metzel | Plattenbau | Wentrup | 29.04.–17.06.2017

Olaf Metzel | Plattenbau | Wentrup | 29.04.–17.06.2017

Olaf Metzel | Plattenbau | Wentrup | 29.04.–17.06.2017

Olaf Metzel | Plattenbau | Wentrup | 29.04.–17.06.2017

bis 17.06. | #1209ARTatBerlin | Die Galerie Wentrup präsentiert ab dem 29. April 2017 die Ausstellung „Plattenbau“ des Künstlers Olaf Metzel.

Olaf Metzels zweite Einzelausstellung in der Galerie Wentrup präsentiert neue Arbeiten unter dem Titel
Plattenbau. Die „Platte“ ist bei Metzel nicht nur architektonische Elementbauweise und materielle Kultur
des ehemaligen Ostblocks, sondern auch ein Versprechen der westlichen Nachkriegsmoderne und
thematisiert zugleich die Diskrepanz zwischen Ideal und Wirklichkeit. Führen wir uns die Grands Ensembles in den französischen Banlieues, die Vele di Scampia in Neapel oder die Gropiusstadt in Berlin vor Augen, stehen diese Denkmäler eines utopischen Modernismus heute meist als sozial- und architekturhistorische Symbole des städtischen Zerfalls und gesellschaftspolitischen Scheiterns. Verwahrlosung, mangelnde Perspektiven, Kulturverfall, kriminelle Strukturen und soziales Gefälle prägen oftmals den Alltag dieser „Wohnmaschinen“, in denen Urbanität durch Dichte manifestiert werden sollte.
Der Lafayette Park in Detroit von Ludwig Mies van der Rohe, bedient sich zwar derselben sachlichen
Formensprache, dient jedoch urbanen Eliten als Ort der Inszenierung und konterkariert geradezu die
egalitäre Funktion und Idee des sozialen Wohnungsbaus.
Doch auch wenn sich die Akzente verschieben, wohnt diesen kritischen Architekturströmungen eine
systemübergreifende Dogmatik inne: das Wohnen und damit das Leben der Menschen zu demokratisieren.Die skulpturalen Bauten des International Style und des Brutalismus formulieren als architecture parlanteeinen visionären Glauben an eine neue gesellschaftliche Ordnung und die Teilhabe der Kunst am Leben. Die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Problemfeldern bildet den Schwerpunkt in der künstlerischen Arbeit des Bildhauers, der sich hier der Zeitzeugenschaft von Architektur – interpretiert und inszeniert von Kunstgeschichte, Populärkultur und Massenmedien – bedient. Die Gegenüberstellung dieser verschiedenen Spielarten städtebaulicher und architektonischer Moderne offenbart einen Querschnitt durch die soziale Realität und entspinnt einen Dialog zwischen Kunst und Wirklichkeit, Zeitgeist und Zeitgeschehen, Ideologie und Kritik.
Metzel faltet, biegt und verformt die beidseitig auf Aluminiumplatten gedruckten ikonischen Bilder
moderner Architektur und überträgt deren Materialästhetik auf die plastischen Strukturen der
freistehenden Skulpturen. Béton brut, 2016 paraphrasiert die rohe Ungeschliffenheit und markante
Substanz des Brutalismus. Auf rotem Marmor zeichnen geschwungene Konturen die langsame Lossagung von der strengen Orthogonalität in den Bauten des Brasília-Architekten Lúcio Costa, 2016 nach, die ihre völlige Auflösung in der organischen Architektur von Antti Lovag erfährt. Das Palais Bulles, 2016, mehr bewohnbare Skulptur als Architektur, entfaltet als Collage bei Metzel einen pittoresken Bildcharakter, während Whitney, 2016 – das den Museumsbau von Marcel Breuer zeigt – als Kontrast schwarz-weiße Versatzstücke reliefiert.
Die durch den Kontrast von Form und Material suggerierte Leichtigkeit evoziert an diesen Schnittstellen
eine eigene ästhetische Qualität und irritierende Spannung.
Wie ein Bild im Bild schichtet Metzel „Platte“ auf Platte und türmt diese mise en abyme wie Monumente
vergangener Utopien zu einer zerklüfteten Stadtlandschaft im Ausstellungsraum. Deren Scheitern und die Folgen der „Unwirtlichkeit der Städte“ werden auch durch das Motiv der Destruktion und Aggressivität deutlich, das sich in den entgegen des Widerstands des Materials geformten Arbeiten als bildhauerische Technik spiegelt: Vor der Kulisse sozialer Brennpunkte äußert sich die Kritik an den bestehenden Verhältnissen nicht selten in Protest oder Zerstörungswut wie etwa in Kreuzberg, 2015.
Die erzeugte Illusion von Papier, das achtlose Zusammenknüllen verworfener Pläne wird in trash can, 2016 ironisch gebrochen und schließt als tautologischer Kommentar formal den Kreis.
Metzels Arbeiten sind Zeitdokumente einer persönlichen Geschichtsschreibung aus dem Fundus unseres kollektiven medialen Gedächtnisses. Der Künstler zappt sich durch visuelle Archive und hält ephemere Global Images in einer Art synoptischem Bilderbuch fest. In dieser metatextuellen Struktur bildet Olaf Metzel virulente soziokulturelle Diskurse ab und gibt ihnen als Seismograph der gesellschaftlichen Situation eine Form.

Olaf Metzel (geb. 1952 in Berlin) lebt und arbeitet in München.
Metzel studierte an der Freien Universität Berlin und der Hochschule der Künste in Berlin. Seit 1990 ist er als Professor an der Akademie der Bildenden Künste München tätig, 1995–1999 stand er dieser als Rektor vor. Neben zahlreichen Einzelausstellungen im In- und Ausland nahm er an der documenta 8 und an den Skulptur-Projekten in Münster 1987 und 1997 teil, sowie 1984 und 1990 an der Sydney-Biennale, 1991 und 1995 an der Istanbul-Biennale und 2002 an der São Paulo-Biennale. Metzel wurde darüber hinaus mit einer Vielzahl von Preisen und Auszeichnungen bedacht: Unter anderem erhielt er 1987 den Villa Massimo Preis, Rom, 1994 den Arnold-Bode-Preis, Kassel, 1997 den Wilhelm-Loth-Preis, Darmstadt, 2005 den Kunstpreis der Landeshauptstadt München, 2010 den Lichtwark-Preis, Hamburg sowie 2014 den mfi-Preis für Kunst am Bau, Essen. Skulpturen im öffentlichen Raum befinden sich in Deutschland, im europäischen Ausland und in Asien. Metzel kuratierte zudem zahlreiche Ausstellungen und veröffentlichte Texte in Tageszeitungen und Zeitschriften. Er ist Autor und Herausgeber unter anderem von Basisarbeit, Rote Zelle und Circus Wols.
Werke von Olaf Metzel sind in zahlreichen Museen und Sammlungen vertreten: Museum Ludwig, Köln;
Kunstsammlung NRW, Düsseldorf; Hamburger Kunsthalle; Pinakothek der Moderne, München;
Lenbachhaus, München; Neues Museum Nürnberg; Kunsthalle Bremen; Staatliche Museen zu Berlin –
Preußischer Kulturbesitz (Kupferstichkabinett); Staatsgalerie Stuttgart; Sammlung Deutsche Bank,
Frankfurt; Munich Re Art Collection, München; ZKM, Karlsruhe; Sammlung Falckenberg, Hamburg;
Sammlung René Block, Berlin; Böckmann Collection, Berlin; Sammlung Hollweg, Bremen; Collezione
Sandretto Re Rebaudengo, Turin; Vehbi Koç Foundation, Istanbul und The Margulies Collection, Miami u.a.

Vernissage: Dienstag, 28. April 2017, 18:00 bis 21:00 Uhr

Ausstellungsdaten: Mittwoch, 29. April bis Samstag, 17. Juni 2017

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Bildunterschrift: Olaf Metzel (OM/S 116), „Plattenbau“, 2016 (detail), aluminium, stainless steel, digital print, 303 x 275 x 205 cm / 119 1/3 x 108 1/4 x 80 2/3 in, Courtesy the artist and WENTRUP, Berlin, Photo: Leonie Felle

Ausstellungen Berliner Galerien: Olaf Metzel – Wentrup | ART at Berlin

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