post-title Fleischeslust | Galerie Deschler Berlin | 21.04.-08.06.-verlängert bis 02.09.2017

Fleischeslust | Galerie Deschler Berlin | 21.04.-08.06.-verlängert bis 02.09.2017

Fleischeslust | Galerie Deschler Berlin | 21.04.-08.06.-verlängert bis 02.09.2017

Fleischeslust | Galerie Deschler Berlin | 21.04.-08.06.-verlängert bis 02.09.2017

bis 02.09. | #1251ARTatBerlin | Galerie Deschler präsentiert ab dem 21. April 2017 die Ausstellung „Fleischeslust – George Grosz im Dialog mit Rainer Fetting, Sven Marquardt, Xenia Hausner, Jörn Grothkopp“.

In der neuen Ausstellung zeigt die Galerie Deschler zwanzig Arbeiten von George Grosz im Dialog mit Akten und Portraits von Rainer Fetting, Sven Marquardt, Xenia Hausner und Jörn Grothkopp. Die Arbeiten von Grosz sind zwischen 1937 und 1940 in Amerika entstanden. Sie zeigen alle Frauenakte, wobei sich Szenen des Malers mit seinem Model, Akte in verschiedenen Körperhaltungen, beim An- oder Entkleiden sowie sexuelle Interaktionen abwechseln. Dem gegenüber stehen zeitgenössische Arbeiten der anderen Künstler, wobei es sich überwiegend, aber nicht ausschließlich, um Akte handelt.

Wie der Titel „Fleischeslust“ bereits kundtut, liegt der Fokus der Akte auf dem Element sinnlicher Lust, von der voyeuristischen Lust am Betrachten des nackten Körpers bis hin zur Darstellung sexueller Lust. Dabei bleibt die Lust nicht auf die des Betrachters begrenzt, sondern kann sich auch in der Freude der Modelle am eigenen Körper zeigen. Während sich Grosz auf die Darstellung des weiblichen Körpers beschränkt, finden sich bei Fetting und Marquardt auch männliche Akte. Die Gegenüberstellung der Akte dieser Künstler zeigt eine Entwicklung – und verschiedene Möglichkeiten – wie der menschliche Akt gerade in dem Element erotischer Lust eine starke politische und gesellschaftskritische Dimension entfalten kann.

Die Arbeiten der Serie von Grosz’ amerikanischen Akten stehen im Gegensatz zu dem stark sozialkritischen und satirischen Ansatz der bekannteren Arbeiten aus seiner deutschen Schaffenszeit im Umfeld von Dada und Neuer Sachlichkeit. Während der weibliche Akt dort in der Darstellung von Prostituierten die moralische Zerrüttung der kapitalistischen Gesellschaft der Weimarer Republik anprangerte und Erotik als subversive Kraft erschien, liegt der Fokus dieser späteren Arbeiten mehr auf künstlerischem als auf politischem Ausdruck. Dies war sicher auch durch seine veränderten Lebensumstände in Amerika bedingt. Als Modell diente ihm seine Ehefrau Eva und ihre Schwester Lotte, die voyeuristische Lust an ihrer Fleischlichkeit wird durch üppige, teilweise übertriebene Formen betont. Ein in seiner Autobiografie ausführlich geschildertes Erlebnis, als er mit 14 Jahren eine 38-jährige Frau dabei beobachtete, wie sie sich auszog, war möglicherweise eine starke Inspiration für die vielen halbbekleideten Akte in seinem Oeuvre. Damit wandelt sich die Darstellung des Körpers trotz stilistischer Ähnlichkeiten von einem Mittel beißender Satire zu einer Quelle wohltuend un-verklemmter Lust, der Körper wird hier ohne falsche Scham in seiner Sinnlichkeit gefeiert, statt angeprangert.

Im Oeuvre Rainer Fettings wird diese Zelebration des Körpers in seiner Sinnlichkeit fortgesetzt, bleibt aber nicht auf den weiblichen Akt beschränkt. Außerdem bekommt die Darstellung des Körpers wieder eine politische Dimension, diesmal aber gerade in seiner Lust. Statt Lust als Chiffre für Zügellosigkeit oder Zerrüttung zu sehen wie in Grosz’ frühem Werk, oder als erotisch-voyeuristischer, wenn auch künstlerisch überhöhter Genuss, wie in Grosz’ späteren Arbeiten, wird die Freiheit zu selbstbestimmter sexuellen Lust hier als politisches Recht eingefordert. Dies ist natürlich am stärksten in Fettings frühen Männerakten der Fall, die auch in Verbindung mit seiner eigenen Sexualität und seinem Engagement in der Berliner Schwulenbewegung gesehen werden müssen.

In den Fotografien Sven Marquardts erscheint diese Lust, sowohl in den Männer- als auch in den Frauenbildern, in noch etwas anderer Form, nämlich nun in der Selbstinszenierung des Modells. Nicht mehr lediglich Lustobjekt im Auge des Künstlers oder Betrachters, präsentieren sich seine Subjekte selbstbewusst in ihrer eigenen Sexualität. Auch hier hat diese Lust an der eigenen Sexualität eine starke politische Komponente: Marquardts Stil hat sich in seinen Aufnahmen ostberliner Subkulturen der 1980er Jahre entwickelt, in denen Sexualität ganz bewusst in ihrer subversiven, weil unangepassten und unkontrollierbaren, Kraft gelebt wurde, und die von den Behörden der DDR nicht ohne Grund argwöhnisch beobachtet wurden.

In den Arbeiten von Jörn Grothkopp begegnen wir einer wiederum ganz anderen Art der Auseinandersetzung mit dem Thema Lust. Die sexuell aufreizenden Positionen der dargestellten jungen Frauen werden durch das starke Verblassen der Farben und das Abschleifen der Konturen zu Chiffren der Lust, die sich dem Betrachter auf mysteriöse Weise entzieht. Statt markanter Individuen in all ihrer Konkretheit, Imperfektion und Materialität wie in den Fotografien Sven Marquardts, die gerade daraus ihre greifbare Sinnlichkeit beziehen, erscheinen die Gestalten in Grothkopps Bildern eher wie Phantome. Durch ihre generische Abstraktheit werden sie zu Projektionsflächen für eine Lust des Betrachters, die zwangsläufig unerfüllt, weil ideell oder virtuell, bleiben wird.

Vernissage: Freitag, 21. April 2017, 19:00 – 21:00 Uhr

Ausstellungsdaten: Freitag, 21. April – Samstag 08. Juli 2017-verlängert bis 02.09.2017

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Bildunterschrift: Ausschnitte Bildseite v.l.n.r.: George Grosz, Selbstportrait mit Akt, 1973. Öl/Lwd., 72 x 58 cm. Rainer Fetting, Angelika, 1993. Öl/Lwd., 200 x 160 cm. Sven Marquardt, o.T., 1987. Fotografie, 90 x 60 cm.

Ausstellungen Berliner Galerien: Fleischeslust – George Grosz – Galerie Deschler | ART at Berlin 

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