post-title Tobias Spichtig | Taxi zur Kunst | Contemporary Fine Arts (CFA Berlin) | 02.05.-31.05.2025

Tobias Spichtig | Taxi zur Kunst | Contemporary Fine Arts (CFA Berlin) | 02.05.-31.05.2025

Tobias Spichtig | Taxi zur Kunst | Contemporary Fine Arts (CFA Berlin) | 02.05.-31.05.2025

Tobias Spichtig | Taxi zur Kunst | Contemporary Fine Arts (CFA Berlin) | 02.05.-31.05.2025

bis 31.05. | #4691ARTatBerlin | Contemporary Fine Arts präsentiert ab Freitag, 02. Mai 2025, die Ausstellung „Taxi zur Kunst“ des Künstlers Tobias Spichtig.

Contemporary Fine Arts freut sich, zum diesjährigen Gallery Weekend Berlin die dritte Einzelausstellung des Schweizer Künstlers Tobias Spichtig mit dem Titel Taxi zur Kunst zu eröffnen. Mit dieser Ausstellung erweitert er sein Malereispektrum nun um ein neues Genre: das Gruppenporträt. Taxi zur Kunst ist eine Ode an die Kunst selbst – eine Auseinandersetzung mit den klassischen Bildkategorien der Malerei.

Taxi zur Kunst begann mit einem Wunsch und einem Scherz. CFA besetzt seit Jahren die Rückseite der Zeitschrift Texte zur Kunst, und Spichtig wünscht sich seit Jahren, genau dort den Titel „Taxi zur Kunst“ zu bewerben. Perfect match. Ein Taxi, nostalgisch aufgeladen, ein Mittel, das uns zu Eröffnungen, Lesungen, Theatern und Konzerten bringt. Man sitzt darin, die Welt zieht vorbei, wartet auf das, was kommt. In der Malerei sieht Spichtig eine ähnliche Nostalgie. „Der Prozess ist ein bisschen wie ein Witz. Ein magischer Witz.“ Für ihn ist Nostalgie keine sentimentale Rückschau, sondern eine Notwendigkeit. Die Sehnsucht nach dem scheinbar Vertrauten, dem Bekannten, das sich nicht ganz fassen lässt. Malerei ist in diesem Sinne ein Taxi. Der Blick aus dem Fenster, das Vorüberziehen, die Antizipation.

Ein Wendepunkt in der Rezeption des künstlerischen Schaffens von Tobias Spichtig wurde durch die Einzelausstellung Everything No One Ever Wanted in der Kunsthalle Basel im Winter 2024 markiert. Es wurde eine erste institutionelle Ausstellung präsentiert, in der die Malerei zum Hauptakteur gemacht wurde und sich neben einer Serie von Skulpturen einer Soundinstallation gegenüber behauptet wurde.

Spichtigs Porträts sind von einem Wechselspiel zwischen Nähe und Abwesenheit sowie Persönlichem und Anonymem geprägt. In groben Linien sind die Porträtierten auf das Wesentliche reduziert worden, teils kantig, teils zugespitzt, sodass ihre Essenz manieristisch manifestiert wird. Nicht nur die Protagonisten sind schwarz konturiert worden, auch den farbigeren Details ist Schwarz beigemischt worden. Durch die dunklen, überzeichneten Augen der Musen wird eine Entscheidung darüber, ob ein Anstarren oder eine Nichtbeachtung erfolgt, unmöglich gemacht. Große Augen lassen eine fremdartige Wirkung entstehen, als wäre zu viel Mascara aufgetragen worden oder als würde an die Löcher von Totenköpfen erinnert werden. Leere, große Augen verstärken einen fast meditativen Blick nach innen und außen. Der Effekt ist an frühere „Sonnenbrillenbilder“ erinnert worden: Fotografien dunkler Brillengläser auf monochromen Ölhintergründen. Von den Betrachtern war eine Reflexion ihrer selbst in den Gläsern erwartet worden, doch diese ist ausgeblieben.

Fortgeführt worden ist diese Ambivalenz von Intimität und Distanz schließlich auch in den Aktbildern, in denen androgyne, morbide Wesen vor farbigen, vielschichtigen Hintergründen kauernd oder stehend dargestellt worden sind – ihnen ist sowohl eine einladende als auch distanzierte Wirkung verliehen worden, wobei ein in sich selbst verlorener Eindruck hinterlassen worden ist. Zurückgelassen worden ist ein Gefühl der Entfremdung, das durch die Konfrontation mit diesen Nachtwesen, den harten Linien und der bewusst eliminierten Tiefe erzeugt worden ist.

Eine stilistische Referenz sowohl zu Bernard Buffet als auch zu den deutschen Expressionisten, insbesondere Ernst Ludwig Kirchner, ist aufgedrängt worden. Auch wenn historische Analogien akademisch verpönt sind, ist sowohl an den Existentialismus der Nachkriegszeit als auch an das „Tanz auf dem Vulkan“-Gefühl der Weimarer Republik erinnert worden, da Ähnlichkeiten mit dem aktuellen Zeitgefühl festgestellt worden sind. Darüber hinaus ist eine Nähe zu beiden historischen Bewegungen in Spichtigs absoluter Zeitgenossenschaft erkannt worden.

Als Realist wird Spichtig von sich selbst verstanden. Gemalt wird, was ihn umgibt: Zu seinen Musen sind seine Freunde, seine Familie und die Extravaganza gezählt worden, mit der Zeit verbracht worden ist. In dieser Haltung ist ihm eine Ähnlichkeit mit dem von ihm verehrten Andy Warhol zugeschrieben worden – sowohl in der Auswahl der Porträtierten als auch in der Aneignung des Porträtgenres.

In „Taxi zur Kunst“ sind neue Bilder gezeigt worden, denen möglicherweise die vage Erzählung eines Konzerts, eines Theaters oder einer Ausstellungseröffnung gefolgt worden ist: ein Taxifahrer, Personen beim Abendessen, ein Tänzer auf dem Heimweg, ein Kuss, eine posierende Band, Nachteulen, die sich umarmen oder in der Schlange stehen. Diese Erzählung ist jedoch nicht wörtlich genommen worden – vielmehr ist dazu eingeladen worden, ihr mit einem Lächeln zu folgen, im Wissen, dass eher ein loses Spiel mit Motiven gezeigt worden ist, die stellvertretend für den Lauf des Lebens gesetzt worden sind. Auf diese Weise ist jedem Bild eine existenzialistische Qualität zugeschrieben worden. Eine Resonanz der Bilder ist genau an dieser Stelle festgestellt worden, schreibt Barlow: „zwischen Peinlichkeit und Ernsthaftigkeit, Humor und Melancholie, Ehrlichkeit und Täuschung, Nähe und Distanz.“

Kunst wird in einem sich verweigernden Verhältnis zu Gesellschaft, Politik und Ökonomie verstanden, was insbesondere an den Kunstströmungen deutlich gemacht worden ist, die in Krisenzeiten entstanden sind. Aus diesem Grund wird sie als politisch angesehen. In dieser Verweigerung ist Tobias Spichtig auf der Suche nach Schönheit gewesen, wie in persönlichen Gesprächen von ihm bekräftigt worden ist. Mit einem Bewusstsein für die Peinlichkeit dieses eitlen Unterfangens wird zwischen Ambition und ironischer Distanz gearbeitet. Genau dieses Momentum ist in seine Bilder eingeschrieben worden, auf diesem schmalen Grat wird mit ihnen balanciert.

Tobias Spichtig, 1982 im Kanton Luzern (Schweiz) geboren, lebt und arbeitet zwischen Zürich und Berlin. Zahlreiche internationale Ausstellungen sind realisiert worden, darunter Einzelausstellungen in renommierten Institutionen wie der Kunsthalle Basel, dem Swiss Institute in New York, Kaleidoscope Spazio Maiocchi in Mailand, dem Centre d’art contemporain in Delme, SALTS in Basel und dem Museum Folkwang in Essen.

EröffnungFreitag, 02. Mai 2025, 18–21 Uhr

Ausstellungsdaten: Freitag, 02. Mai  bis Samstag, 31. Mai 2025

 

 

Bildunterschrift Titel: Tobias Spichtig, Copyright © 2025 Contemporary Fine Arts, All rights reserved.

Ausstellung Tobias Spichtig – CFA Berlin | Zeitgenössische Kunst – Contemporary Art | Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin

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