bis 26.08. | #3922ARTatBerlin | galerie probst präsentiert ab 2. Juni 2023 die Ausstellung Erde der Künstlerin Selina Baumann.
Selina Baumann (*1988) ist bekannt für ihre biomorphen, organischen Skulpturen aus Keramik. Manche erinnern an Quallen, Bakterien oder außerirdische Wesen. Andere sind säulenförmig und über zwei Meter groß, von wulstigem Geflecht umrankt. Ihre Plastiken sind für Selina Baumann „mystische Wesen“, wie sie sie nennt. Deshalb tragen sie Namen wie „Bellis“, „Silene“ und „Rafita“, Namen, die fremd und doch vertraut klingen – so wie die Wesen selbst. Obwohl sie aus harter und schwerer Keramik sind, scheinen die Skulpturen in ständiger Veränderung zu sein, sie zeichnen sich durch das Unperfekte aus. Sie sind instabil und schief, fast als wären sie noch unfertig. Baumann sagt selbst: „Ich will nichts Hübsches erschaffen. Der Betrachter soll sich stören an meinen Skulpturen, soll das Bedürfnis haben, die Skulptur anzufassen und sie geradezurücken.“
galerie probst, Selina Baumann, Ylva, 2019, Keramik, 162 x 60 x 60 cm
Dieses buchstäbliche Begreifen ihrer Wesen ermöglicht dem Betrachter eine haptische Erfahrung: Ist die Oberfläche porös und rau oder glatt und kühl? Und was macht diese Berührung mit einem? Baumann selbst geht beim Herstellungsprozess sehr körperlich vor. Das kraftvolle Bearbeiten des weichen Tons mit den Händen empfindet sie als Dialog mit einem Freund. Mal formen ihre Hände, mal bestimmt der Ton die Form. Unter ihren Händen entwickelt das Material ein Eigenleben, das Wesen drängt zur Formwerdung.
galerie probst, Selina Baumann, Uras, 2019, Keramik
Baumann liebt es mit verschiedenen Materialien zu experimentieren. Die neuesten Arbeiten sind gezeichnete Urpflanzen auf Keramikplatten und Textilien. Erstere sind aus weißem Ton gebrannt und nur etwas größer als ein DinA4 Blatt. Die schwere, harte Platte und das filigrane, schwebende Gewächs darauf erzeugen eine spürbare Spannung. Auch bei ihren Stoffbildern spielt sie mit der sinnlichen Wahrnehmung des Materials. Der Stoff strahlt etwas Leichtes, Weiches aus, ist aber aufgrund der Größe (180x100cm) recht schwer. Je nach Lichteinfall hebt sich das gesteppte florale Muster auf dem olivgrünen Stoff reliefartig ab – wie fossile Spuren auf dem Waldboden.
Insofern haben alle ihre Arbeiten etwas mit Erde zu tun. Das Material Ton besteht aus Erde. Und nicht zuletzt wächst aus Erde neues Leben – in jeglicher Form.
Kurzbiografie:
Selina Baumann lebt und arbeitet in Basel, Schweiz. Ihr Studium der Bildhauerei hat sie 2014 abgeschlossen. Im Jahr 2013 erhielte sie den Förderpreis Kunst- und Kulturstiftung Heinrich Danioth , 2014 und 2015 den Kiefer Hablitzel Preis, 2018 den Cristina Spoerri Preis und 2019 erzielte sie den Kunstpreis Riehen . Sie nahm an bislang 46 Gruppenausstellungen in vielen verschieden Städten und Ländern teil.
Vernissage: Freitag, 2. Juni 2023 ab 6pm
Ausstellungsdaten: Freitag, 2. Juni bis Samstag, 26. August 2023
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Bildunterschrift Titelbild: Selina Baumann, Courtesy of Galerie Probst
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