bis 16.03. | #4172ARTatBerlin | Kristin Hjellegjerde Gallery Berlin zeigt ab 15. Februar 2024 (Vernissage: 14.02.) die Ausstellung Find Me in the Garden mit Werken der Künstlerin Rita Maikova.
In den Tiefen des Waldes und an den Ufern eines Sees versammeln sich vor einem stimmungsvoll-rosafarbenen Himmel eine Reihe von haarigen, gespenstischen Kreaturen. Für die ukrainische Künstlerin Rita Maikova sind diese exzentrischen, freundlichen und manchmal fragmentarischen Figuren eine Art Familie. Sie haben sie durch die verschiedenen Phasen ihres Lebens begleitet, haben sich in Form und Farbe verändert, sind gekommen und gegangen, scheinbar nach eigenem Willen, während sie gleichzeitig ein Gefühl von Stabilität und Trost vermittelten. „Find Me in the Garden”, Maikovas Einzelausstellung in der Galerie Kristin Hjellegjerde in Berlin, zeigt ausschließlich neue Arbeiten und dokumentiert eine Zeit des persönlichen Wandels, in der die Künstlerin ins Ausland zog und mit ihrem ersten Kind schwanger wurde. Doch anstatt äußere Umwälzungen festzuhalten, bieten diese Bilder einen Raum der Ruhe und Reflexion. Sie sind weniger ein Rückzug aus der realen Welt als eine Reise tief in das eigene Ich.
Für Maikova ist das Kunstschaffen eine Form der Heilung und der Freiheit – es erlaubt ihr, Zugang zu ihrem Unterbewusstsein zu finden und ohne die Grenzen von Zeit und Raum zu träumen. Dies zeigt sich in den fließenden Formen, die ihre Kompositionen bestimmen, und in der Art und Weise, wie ihre Figuren oft gleichzeitig als felsenartige Formationen, wellenförmige Körper und riesige, anthropomorphe Bestien erscheinen. Die Landschaften, die sie bevölkern, sind typischerweise karg und wüstenähnlich, inspiriert von Maikovas Kindheit in der weiten, offenen Steppe der südlichen Ukraine, aber in dieser neuesten Serie begegnen wir ihnen auch in üppigen, grünen, waldähnlichen Umgebungen, die an die Sprache der Mythen und Märchen erinnern. Am deutlichsten wird dies vielleicht in „Save Narcissus”, einer Neuinterpretation eines Gemäldes von Jan Cossiers, das Narziss darstellt, der sich dem griechischen Mythos zufolge in sein eigenes Spiegelbild in einem Wasserbecken verliebte und allein stirbt. Maikovas Narziss ist in ähnlicher Weise verzaubert, allerdings vom Wasser und nicht von seinem eigenen Spiegelbild. Für Maikova ist das Wasser eine magische, heilende Quelle. Aus der Oberfläche des Beckens tauchen kleine durchscheinende Formen auf, von denen sich eine auch im Mund von Narziss befindet und in anderen Gemälden zu sehen ist, die über das Land wandern. „Sie sind Wassergeister“, erklärt Maikova, „die über uraltes Wissen und Kräfte verfügen”.
In einem anderen Werk, einer Hommage an John William Waterhouse‘ “Nymphen finden den Kopf des Orpheus“ (1900), sehen wir zwei fragmentierte weibliche Figuren oder vielmehr zwei Versionen derselben Figur, die am Rande eines Wasserfalls sitzen und sich scheinbar waschen oder eine Art Reinigungs- oder Heilungsritual durchführen wollen. Sie sind, wie viele der anderen Figuren, in seidige Bänder gehüllt, die sowohl als Bandagen wie auch als Kleidung oder Kostüm dienen. In der Tat haben einige der Werke eine theatralische Qualität, die auf Ideen rund um Kindheit und Spiel Bezug nimmt. Zwei Gemälde zeigen sandfarbene Kreaturen, die mit ihren merkwürdigen, buckligen Silhouetten wie Kamele aussehen, aber in Wirklichkeit Darstellungen der Drachen sind, die Maikova und ihre Freundin sich als Kinder ausdachten. “Wir glaubten, die Drachen würden kommen und uns in eine magische Welt entführen“, sagt sie. Dies ist das erste Mal, dass sie in ihren Gemälden auftauchen, wobei jeder von ihnen sowohl als Transportmittel als auch als Wohnsitz für eine Reihe anderer kleiner Kreaturen dient. Eines von ihnen erscheint sogar unter einem glänzenden, violetten Vorhang, als ob es gerade dabei wäre, eine Aufführung oder einen Trick vorzuführen. Der Titel der Ausstellung verweist auf diese Idee der Verspieltheit und gleichzeitig auch auf die Sehnsucht nach der Einfachheit und Freiheit der Kindheit.
Es erscheint naheliegend, dass Maikova Nostalgie für ihre eigene Jugend empfindet, da sie kurz davor steht, Mutter zu werden, aber die Werke drücken auch ein Gefühl der Verbindung oder Synergie zwischen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft aus. Vor allem in den Wüstenbildern sind ihre Figuren untrennbar miteinander verbunden, ihre Formen oder „Gliedmaßen“ überschneiden sich oder verweben sich miteinander, um kleine, sich selbst erhaltende Ökosysteme zu schaffen, in deren Zentrum sich oft ein winziges, leuchtendes Ei befindet. Dies ist der einzige direkte Verweis auf Schwangerschaft und Mutterschaft in den Werken, aber es ist dennoch ein wichtiges Symbol für die Art und Weise, in der Maikova versucht, ein Gefühl der Einheit zwischen dem, wer sie war und ist, und dem, wer sie sein wird, zu finden.
Sie sagt: „Wir leben nach wie vor in einer sehr beängstigenden und instabilen Zeit, und obwohl ich nicht ignoriere, was passiert, glaube ich, dass es wichtig ist, auch einen Schritt zurückzutreten, auf unsere Instinkte und die Weisheit der Natur zu hören, damit wir uns selbst heilen und zur Heilung anderer beitragen können.”
Vernissage: Mittwoch, 14. Februar 2024, 19 Uhr
Ausstellungsdaten: Donnerstag, 15. Februar – Samstag, 16. März 2024
Bildunterschrift Titel: Rita Maikova, Awakening of Adonis, 2023, Öl auf Leinwand, 35 x 65 cm, 13 3/4 x 25 5/8 in
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