bis 08.03. | #4585ARTatBerlin | Haverkampf Leistenschneider zeigt derzeit die Ausstellung REVERIES OF A SOLITARY MUSE der Künstler*innen Nadja Abt, Annabelle Agbo Godeau, Solweig de Barry, Isabella Fürnkäs, Suah Im, Alex Müller, Eglė Otto, Sophia Süßmilch und Sophia Tabatadze.
In der griechischen Mythologie wurde angenommen, dass die Musen immer flüstern und diejenigen inspirieren, die sie mit ihren Gaben segnen. Der Überlieferung nach wurde dieses Flüstern vom Wind getragen, oft vom Berg Helikon, dem heiligen Berg, auf dem die neun Musen verweilen sollten. Jede von ihnen war die Patronin eines bestimmten Bereichs der Künste oder Wissenschaften – von Poesie, Musik über Tanz bis hin zu Geschichte und Astronomie. Gemeinsam verkörperten sie die unendliche Vielfalt menschlicher Kreativität und begleiteten Künstler:innen, Dichter:innen und Musiker:innen in ihrem Schaffen, wenn diese sich in die Tiefe ihrer Gedanken zurückzogen.
Die Vorstellung und das Bild des Flüsterns hat sich über die Zeit hinweg bewahrt und besteht weiterhin als Metapher für die geheimnisvolle Aura der Muse als Quelle der Inspiration und persönlicher Erleuchtung. Ausgehend von dieser Idee präsentiert die Ausstellung “reveries of a solitary muse” (Träumereien einer einsamen Muse) die Werke von neun Künstlerinnen: Nadja Abt, Annabelle Agbo Godeau, Solweig de Barry, Isabella Fürnkäs, Suah Im, Alex Müller, Eglė Otto, Sophia Süßmilch und Sophia Tabatadze. Ihre Werke, die eine Vielzahl an Medien umfassen, bieten vielfältige Perspektiven auf die Muse und offenbaren Erzählungen, die von Traum, Poesie, aber auch von Gesellschaftskritik und Humor durchdrungen sind.
Suah Im, Samsara, 2024 | Zwischen Schwäche und Stärke (Between weakness and strength), 2024, Photo: Frank Kleinbach
In einigen Werken taucht die Muse als leitendes Prinzip auf – als Vermittlerin zwischen der physischen Welt und dem Reich der Ideen – und zeigt sich beispielsweise in der Hingabe zu einem bestimmten Medium, wobei die Wiederholung zum Mittel der intensiven Auseinandersetzung mit dem Wesen und der Sprache der Kunst selbst wird. Andere nähern sich diesem Konzept durch Metaphern, Allegorien sowie durch mythologische oder filmische Bezüge an, wobei sie häufig die weibliche Figur – oder die mit ihr traditionell verbundenen Motive – in den Mittelpunkt ihrer Ikonografie stellen. Trotz unterschiedlicher Ansätze teilen die Künstlerinnen eine gemeinsame Verbindung zur Muse, die im Persönlichen verankert ist – in ihrer Identität als Künstlerinnen und Frauen – und von der Vielfalt ihrer kulturellen Hintergründe geprägt ist.
Über die klassischen Ursprünge der Muse hinaus lädt die Ausstellung dazu ein, die Rolle der Muse neuzudenken und ihre Darstellung in der zeitgenössischen Kultur zu reflektieren. In der westlichen Kunst wurde die Muse historisch vom männlichen Blick geprägt – nicht als Schöpferin, sondern als Objekt der Inspiration – und seit dem späten 19. Jahrhundert häufig mit der „femme fatale“ gleichgesetzt, einem Archetypus von Schönheit, zugleich verführerisch und bedrohlich. Im Gegensatz dazu erobert sich jede Künstlerin in der Ausstellung das Archetypische zurück und dekonstruiert dabei, direkt oder indirekt, die klischeehafte Darstellung, die gemeinhin damit verbunden ist.
Kuratiert von Alexia Timmermans
Ausstellungsdaten: Donnerstag, 30. Januar – Samstag, 08. März 2025
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Bildunterschrift Title: Sophia Süßmilch, Draw me like one of your french girls, 2024, pigment, acrylic, oil on canvas, 180 x 150 cm; Courtesy the artist & Petra Martinetz
Ausstellung REVERIES OF A SOLITARY MUSE – Haverkampf Leistenschneider | Contemporary Art – | Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin