post-title Mehr Licht! | Positionen abstrakter Fotografie | Galerie Kornfeld | 19.01.-10.03.2018

Mehr Licht! | Positionen abstrakter Fotografie | Galerie Kornfeld | 19.01.-10.03.2018

Mehr Licht! | Positionen abstrakter Fotografie | Galerie Kornfeld | 19.01.-10.03.2018

Mehr Licht! | Positionen abstrakter Fotografie | Galerie Kornfeld | 19.01.-10.03.2018

bis 10.03. | #1760ARTatBerlin | Galerie Kornfeld zeigt ab 19. Januar 2018 die Gruppenausstellung „Mehr Licht! Positionen abstrakter Fotografie“. Sie wird kuratiert von Ralf Hanselle.

Gezeigt werden Werke von Inge Dick, Shirin Gill, Hubertus Hamm, Stefan Heyne, Marta Hoepffner, Joseph Minek, Regine Schumann, Jan Tichy und anderen.

 Macht doch den zweiten Fensterladen auf, damit mehr Licht hereinkomme.
(Letzte Worte von Johann Wolfgang von Goethe)

Sehr geehrte Damen und Herren,

Es war am 6. Januar 1839, als die französische Zeitung Gazette de France von einer Erfindung berichtete, die „allen Theorien über Licht und Optik Hohn sprechen“ sollte. Wenige Wochen zuvor war es dem Pariser Maler Louis Daguerre gelungen, über den Umweg einer camera obscura Sonnenlicht auf eine lichtempfindliche Oberfläche einzuschreiben. Eine der großen Revolutionen der Moderne. Fortan ließ sich materialisieren, was genau betrachtet eigentlich unsichtbar war: das natürliche Sonnenlicht. Alle Vorstellungen über Zeit, Raum, Welt und Realität schienen neu geschrieben werden zu müssen.

Sieben Jahre vor Daguerre hatte ein Dichter und Naturforscher in ein abgedunkeltes Sterbezimmer am Weimarer Frauenplan ein merkwürdiges Vermächtnis geflüstert: „Mehr Licht!“ Es waren die letzten Worte des großen „Lichttheologen“ Johann Wolfgang von Goethe. Über mehr als dreißig Jahre hinweg hatte sich der mit der Beschaffenheit jenes Lichtes auseinandergesetzt, das die Pioniere der Fotografie kurze Zeit später zum Zeichenstift ihrer Kunst erheben wollten. Licht war für den Dichter nicht einfach nur Produkt elektromagnetischen Strahlung. Im Anschluss an den Neuplatonismus manifestierte sich im Physischen vielmehr immer auch das Metaphysische, und hinter dem Licht der Welt erstrahlte ein „Urlicht“ von der Ewigkeit her.

Für einen Denker wie Goethe sollte es daher keinerlei weiteren Erkenntnisgewinn bringen, wenn man, wie zuvor bereits Isaac Newton und hernach eben Louis Daguerre, das Licht in einzelne Wellen, Teilchen oder Farben zerlegen wollte. Für den Universalisten war bereits in der Gesamtheit des Lichts alle weitere Erkenntnis enthalten.

Genau an dieser Stelle will die Gruppenausstellung Mehr Licht! in die Dunkelheit und gegen gängige Vorurteile opponieren. Eine Auswahl internationaler Fotokünstler setzt Lichtzeichen für eine Re-Poetisierung der Wirklichkeit. Mit ihren vielfältigen abstrakten Bildern wollen sie nicht mehr das einzelne Phänomen der Wirklichkeit sondern „die ganze Natur“ in den Fokus nehmen, So wird „Mehr Licht!“ zu einer kultur- und generationsübergreifenden Suche nach Goethes metaphysischem Urlicht.

Der 1968 in Brandenburg geborene Stefan Heyne etwa steht mit seinen oftmals großformatigen Bildern für eine Fotografie, die ganz ohne Abbild auskommen will. Heyne zeigt eine lichtdurchflutete Unendlichkeit, in der sich alle Symbole und Formen aufgelöst haben. Ähnlich die Ansätze von Hubertus Hamm (*1950) und Inge Dick (*1941). Während Hamm die Brechungen des Lichtes auf gewellten Spiegeln beobachtet, beschäftigt sich Dick in ihren auf Minimal und Konkreter Kunst fußenden Langzeitprojekten mit den Wandlungen des Lichts im Verlauf von Stunden oder ganzen Jahreszyklen. Der in Cleveland/Ohio lebende Joseph Minek wiederum beschäftigt sich mit der Frage, durch welche chemischen Prozesse sich dieses Licht auf beschichtetem und lichtempfindlichem Papier einfangen lässt. Mittels Tonern, Entwicklern und sonstigen Fotochemikalien untersucht er die in der Kunst lange Zeit vernachlässigten fotografischen Prozesse und Materialien. Shirin Gill (*1951) sowie die 2001 verstorbene Marta Hoepffner versuchen dem Licht eine poetische Form abzugewinnen. Aus Lichtstrahlen formt Gill Symbole – Codes –, die wie Buchstaben oder Tags auf dem Fotopapier erscheinen. Mit einer vordergründigen Simplizität veranschaulicht sie den visuellen wie intellektuellen Reiz des Sehens. Hoepffner dagegen, eine einstige Schülerin Willi Baumeisters, hat aus Licht abstrakte Kompositionen geformt. „Lichtformen, Schattenformen und Zwischenformen können zum Inhalt eines Bildes werden“, so lautete das Credo dieser außergewöhnlichen Künstlerin. Eine Überzeugung, die tief in der Lichtgläubigkeit der Avantgarden wurzelt. Diese schließlich wird zum zentralen Thema des 1974 in Prag geborenen Jan Tichy, der sich auf seinen Photogrammen dezidiert mit dem Werk des Künstlerpaares Lucia Moholy und László Moholy-Nagy auseinandersetzt. Ergänzt und erweitert schließlich werden diese unterschiedlichen fotografischen Positionen durch einen fluoreszierenden Farbkörper der 1961 geborenen Kölner Lichtkünstlerin Regine Schuman. Deren fast zwei Meter hohe Acrylglasarbeit „Tower Rheinstetten“ ist nicht nur eine Auseinandersetzung mit der ausdrucksstarken Transformationskraft des Lichtes ,die Leuchtstele verleiht den einzelnen Themenfeldern dieser Ausstellung zugleich auch eine sinnliche Präsenz und Plastizität.

Alle Positionen zusammen kreieren in dieser Ausstellung einen poetischen Raum, in dem das Licht als eigentliches Sujet der Fotografie zurückgeholt wird.. Wie schon im Denken Goethes wird die Anschauung selbst zur Theorie. Das Licht ist das Licht. Und dieses Licht scheint in der Finsternis und die Finsternis kann es hier endlich ergreifen.

Ralf Hanselle

ART at Berlin - Kunst Ausstellung in Berlin Galerie Kornfeld - Marta Hoepffner
Marta Hoepffner, Räumliche Strukturen Variation 1 (gelb), 1979

ART at Berlin - Kunst Ausstellung in Berlin - Galerie Kornfeld - Hubertus Hamm
Hubertus Hamm, Molded Mirror 12/2017

ART at Berlin - Galerie Kornfeld - Jan Tichy
Jan Tichy, Photogramm, 2016

Vernissage: Freitag, 19. Januar 2018, 18–21 Uhr

Ausstellungsdaten: Freitag, 19. Januar – Samstag, 10. März 2018

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Bildunterschrift Titelbild: Stefan Heyne, Ohne Titel (gelber Punkt), 2012

Ausstellung: Mehr Licht! Positionen abstrakter Fotografie – Galerie Kornfeld | Contemporary Art – Kunst in Berlin – ART at Berlin

 

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