bis 30.09 | #2100ARTatBerlin | DISKURS Berlin zeigt momentan die Gruppenausstellung KILL MOTHER mit den Künstlern Ka Hee Jeong, Marcus Steinweg, Rosemarie Trockel und Haegue Yang, kuratiert von Jung Me Chai und Marcus Steinweg.
Nicht geboren zu werden, sei das Beste, schreibt Sophokles in Ödipus auf Kolonnos. Emil M. Cioran wiederum gab einem seiner Bücher den Titel De l’inconvénient d’être né / Vom Nachteil geboren worden zu sein (1973). Man könnte meinen, dass zu leben heißt, sich dafür zu rächen, am leben zu sein. Auch deshalb hat Marguerite Duras die Mutter als Mörderin konzipiert. Sie töte ihr Kind, indem sie es gebiert. Nichts käme dem Mord so nah, wie die Niederkunft. Ins Reale einer feindlichen Realität entlassen, erfährt das Geborene sein Geborensein als Problem. Wirklichkeit wird zur narzisstischen Kränkung, indem sie die (vermeintliche) Integrität oder Intaktheit des Subjekts bedroht. Schuld daran, ist die Mutter. Hin- und hergerissen zwischen Schuldempfinden und uneingestandenen Vorwürfen ihr gegenüber, erfährt das Kind seine Existenz als prekär. Die Mutter nimmt in diesem Drama eine mindestens doppelte Funktion ein: Sie ist Schutzmacht, wie unhintergehbare Autorität. Duras sagt einmal, sie könne sich die Nicht-Gewalt nicht vorstellen. Ihr gesteigerter Realismus widersetzt sich jeder Schönfärberei. Vielleicht bedeutet leben, diese irreduzible Gewalt im Herzen der Intimität, Liebe und Freundschaft zu akzeptieren.
Marcus Steinweg
Marcus Steinweg: ‚DIAGRAM: MOTHER‘, 2018
Vernissage: Samstag, 9. Juni 2018, 19:00 Uhr
Ausstellungsdaten: Sonntag, 10. Juni – Sonntag, 30. September 2018
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Bildunterschrift: Courtesy by DISKURS Berlin – Marcus Steinweg: ‚DIAGRAM: MOTHER‘, 2018
Ausstellung KILL MOTHER – Galerie DISKURS Berlin | Contemporary Art – Zeitgenössische Kunst in Berlin | ART at Berlin