bis 14.10. | #4005ARTatBerlin | Haverkampf Leistenschneider präsentiert ab 1. September 2023 die Ausstellung „Song Of Summer“ der Künstlerin EJ Hauser.
Die meisten von uns sind so an das Lesen gewöhnt, dass wir vergessen, dass jeder Buchstabe eine Form und jedes Wort eine eigene Komposition ist. Die Schrift, die wir täglich lesen – in E-Mails und Büchern, auf Verpackungen und Schildern –, hat eine bedeutende ästhetische Dimension. Die US-amerikanische Künstlerin EJ Hauser hat sich Grafik- und Typografiestrategien für ihre philosophischen Zwecke und Arbeiten zu eigen gemacht und offenbart uns einen neuen Blick auf das, was wir im Alltag zwischen all den Texten nicht mehr sehen.
Die quasi-abstrakten, stofflich anmutenden Gemälde von EJ Hauser setzen sich aus Schichten von Pixeln, Textfragmenten und schimärenhaften Figuren zusammen, die auf Netzwerke sowohl in der Natur und Pflanzenwelt hinweisen, wie auch auf digitale Systeme und Verflechtungen in unserer menschlichen Kommunikationswelt. Für sie bilden Buchstaben ein skulpturales Gerüst, eine kompositorische Struktur, die sich manchmal in reinen Textbildern auflöst, manchmal zum Text in Kombination mit Bildern führt oder manchmal unter nachfolgenden Farbschichten begraben wird. Manche sind sehr explizit, bei anderen muss man genauer hinschauen, dann findet man das Rückgrat und die Kurven verschiedener Buchstaben, die durcheinandergeworfen werden, um die Grenze zwischen Wort und Bild aufzuheben, gemischt mit schimärenhaften Figuren und totemartigen Symbolen, die die Verbundenheit des Lebens auf der Erde darstellen.
Ej Hauser, Song Of Summer, ©Haverkampf Leistenschneider
EJ Hauser interessiert dabei das Wood Wide Web, das komplexe unterirdische Netz aus Wurzeln, Pilzfäden und Bakterien, das Bäume und Pflanzen miteinander verbindet. Über das Myzel, ein Netz mikroskopisch kleiner Pilze unter dem Waldboden, findet eine pflanzliche Kommunikation statt, über das Informationen ausgetauscht werden. Das ist nicht unähnlich der Art und Weise, wie wir heute durch unsere Handys, sozialen Medien und das „unsichtbare“ Internet miteinander verbunden sind.
In den Catskill Mountains bei New York wurde Hauser Zeugin dessen, was sie als „die hypnotische Bewegung der Wolken und Bäume, die Sonnenuntergänge, Mondaufgänge und Gewitter, das Tosen der Natur“ bezeichnet hat und die sie zu vielen ihrer Bilder inspiriert. Zu den Motiven der Gemälde gehören Berge, Täler, Pilze oder Mondblumen, die oft nur schemenhaft erkennbar sind. Die Kompositionen können einerseits Landschaften darstellen, gleichzeitig aber auch mikroskopische Darstellungen des Mikrokosmos‘ dieser Landschaften. Das Kleine im Großen und vice versa. Kurze, stakkatoartige Pinselstriche rhythmisieren die Leinwände. Sie erinnern an Pixel oder an hüpfende Pilzsporen, an eine Daten-Matrix oder die Noten eines Liedes. Textfetzen vermischen sich mit Fragmenten von scheinbaren Kommunikationssystemen.
Die Ausstellung Song of Summer wird eine neue Werkgruppe mit Gemälden präsentieren, die erstmalig in Acryl statt Öl entstanden sind, sowie neue Arbeiten auf Papier und wird begleitet von einer Publikation mit Gesprächen zwischen EJ Hauser und Melissa Brown und Kathy Butterly.
EJ HAUSER | Song Of Summer ist nominiert für den diesjährigen VBKI-Preis BERLINER GALERIEN. Die Preisverleihung findet am 16. September im Rahmen der Berlin Art Week statt.
Vernissage: Freitag, 1. September 2023, 18:00 – 20:00 Uhr
Ausstellungsdaten: Freitag, 1. September – Samstag, 14. Oktober 2023
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Bildunterschrift: Ej Hauser, Song Of Summer, ©Haverkampf Leistenschneider
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