bis 26.10. | #2551ARTatBerlin | KLEMM’S präsentiert derzeit die Ausstellung Form, Class & Beauty – initiiert durch Viktoria Binschtok mit Werken der Künstler*innen Gabriele Beveridge, Viktoria Binschtok, Ulrich Lamsfuß und Ken Lum.
„Unsere bildbasierte Realität legt den Grundstein und liefert den notwendigen Input für die mixed media Arbeiten, aus denen sich die Ausstellung Form, Class & Beauty zusammensetzt. Durch ein vielfältiges Repertoire an Aneignungsstrategien werden öffentliche Bilder in neue Bedeutungszusammenhänge verlagert, die sich gegen offensichtliche Assoziationen abgrenzen. Die Verschmelzung von Fotografie mit Text, Algorithmen, Malerei und Objekt führt zu verschiedenen Kombinationen und eröffnet alternative Perspektiven auf vertraute Darstellungen.
Das sind vor allem stereotype Darstellungen von Schönheit, Status, Geschlecht etc…., die unser urbanes und soziales Umfeld (online und offline) dominieren. Sie manifestieren kulturelle Codes, die die Messlatte für die ideale Existenz in einem System setzen. Alles, was im allgemeinen Bildkanon nicht zu sehen ist, wird auch sozial marginalisiert.
Die künstlerische Neuordnung der Fragmente unserer visuellen Kultur wird hier inszeniert, was als ästhetisch verführerische Assemblagen verstanden werden kann – schließt aber eine kritische Auseinandersetzung mit ihrer Wirkung nicht aus.“
Viktoria Binschtok, August 2019
Teil parallel und begleitend zur Ausstellung wurde am Moritzplatz, Ecke Prinzessinnenstraße in Zusammenarbeit mit der Galerie NagelDraxler Ken Lums Plakat „Melly Shum hates her job“ gezeigt (31.08.-21.09.2019) .
Ken Lum, Melly Shum hates her job, 1989/2019, billboard, courtesy by the artist and Galerie NagelDraxler
„Seit 1989 hasst ‚Melly Shum‘ nun schon ihren Job, seit 1990 sogar öffentlich und dauerhaft als Billboard am Witte de With in Rotterdam.
Die Text-Bild-Kombination sollte die Fassade des Museums ursprünglich nur für die Dauer einer Ausstellung bespielen. Nach dem Abbau jedoch forderten zahlreiche Anwohner die Arbeit zurück an ihren Platz – das Museum folgte glücklicherweise diesem Protest. Viele Menschen wollten offensichtlich nicht mehr auf den Anblick der zuversichtlich lächelnden Frau verzichten, die ihrem Lächeln zum Trotz auf der Textebene ganz unbescheiden in Großbuchstaben ihren Job: hasst.
Ken Lum hat mit ‚Melly‘ einen Nerv getroffen, der über den Kunstkontext hinaus Relevanz erfuhr und zu dieser überraschenden Solidaritätsbekundung aus der Bevölkerung führte.
Kein Wunder, sind doch die meisten Menschen in ihrem Arbeitsleben mehr oder weniger Produktivitätsdruck ausgesetzt. Auch Diskriminierung, sexuelle Belästigung, schlechte Bezahlung, schlauchende Schichtarbeit, Mobbing, Burn-Out usw. können die Freude am Arbeitsplatz vermiesen oder krank machen.
Über Mellys Beweggründe ihren Job zu hassen kann man nur spekulieren. Das sie umgebende Setting lässt auf eine Bürotätigkeit in den 1980er Jahren schließen, kurz bevor die ökonomische Globalisierung den Arbeitsalltag durch Vernetzung nachhaltig beschleunigte.
An Aktualität hat die fiktive Ikone auch 30 Jahre später nichts eingebüßt! Heute werden Hashtags wie #mondayblues und #thankgoditsfriday eingesetzt um Frust zum Wochenstart bzw. Vorfreude aufs arbeitsfreie Wochenende auszudrücken. Begriffe wie ‚multi-jobbing‘, ‚patch-worked-income‘ oder ‚bullshit-jobs‘ haben Konjunktur und spiegeln einen durchaus kritikablen Zustand der ’neuen Realitäten‘ wenn es um die vieldiskutierte ‚Zukunft der Arbeit‘ geht.
Zeit über die eigene Befindlichkeit im System Arbeitswelt nachzudenken und Mellys Premiere in Berlin gemeinsam zu feiern!“
Viktoria Binschtok, August 2019
Vernissage: Freitag, 13. September 2019, 18:00 – 21:00 Uhr
Ausstellungsdaten: Freitag, 13. September – Samstag, 26. Oktober 2019
[maxbutton id=“61″]
Bildunterschrift: Courtesy of KLEMM’S
Ausstellung Form, Class & Beauty – KLEMMS | Zeitgenössische Kunst in Berlin | Contemporary Art | Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin