bis 03.03.| #1790ARTatBerlin | Galerie Berlin-Baku zeigt ab 23. Januar 2018 die Ausstellung „Where ART you from?“.
Angekommen – aber auch wirklich hier?
Sechs Künstlerinnen und Künstler zeigen in der Schöneberger Ausstellung „Where ART you from?“ Malereien, Fotografien, Installationen und Performances
Vom 23. Januar bis zum 3. März lädt die Galerie Berlin-Baku zu einer außergewöhnlichen Ausstellung ein: Unter dem Titel „Where ART you from?“ zeigen sechs Künstlerinnen und Künstler in Malereien, Fotografien, Installationen und Performances, wie sie ihr Ankommen in Deutschland erleben oder erlebt haben. Einblicke in die Biografien eröffnen zusätzliche Perspektiven, ein vielfältiges Rahmenprogramm (Filme, Lesungen, Musik, Künstlergespräche) ergänzt die Ausstellung. Aus den Geschichten der Künstlerinnen und Künstler ergeben sich Parallelen und Gegensätze, die das Zusammenspiel der gezeigten Werke spannend machen.
So stehen sich etwa die abstrakten Malereien des Meisterkalligrafen Aatifi, der 2015 mit einer Einzelausstellung im Pergamonmuseum auf sich aufmerksam machte, und die realistischen Fotografien Ali Kanaans aus einem libanesischen Flüchtlingscamp gegenüber – jenem Camp, in dem er geboren wurde.
Aatifi, 2017, Ohne Titel, © Wolfgang Holm
Ali Kanaan, 2015, Nakba Witness, © Ali Kanaan
Razan Sabbagh beschäftigt sich in Installationen und Performances mit emotionalen Gegensätzen wie Stille und Lärm, Sicherheit und Angst.
Lara Ziyad fragt in ihrer Installation danach, warum Identität immer an der Herkunft – noch konkreter: den Ausweisdokumenten – festgemacht wird.
Lara Ziyad, 2015, Identity diaries, © Lara Ziyad
Die Malereien von Emad Korkis lassen Phasen des Zurechtfindens erkennen: Stehen die Menschen anfangs schemenhaft am Rand, erscheinen sie auf späteren Bildern selbstbewusst im Vordergrund.
Und Sara Nabil lädt dazu ein, sich auf jene Matratze zu legen, auf der sie in der Erstaufnahmestelle schlief.
Sara Nabil, 2016, 206, © Christian Lauer
„Wir fanden die Frage spannend, wie und ob Künstlerinnen und Künstler mit Fluchtgeschichte das Ankommen in Deutschland in ihrem Werk verarbeiten“, sagen die Kuratorinnen Jessica Fritz, Julia König und Anna Mohrdiek. „Drückt der Begriff ‚Ankommen’ für sie einen Zustand oder ein Gefühl aus? Wird er als Bestandteil oder als Hindernis für den kreativen Schaffensprozess wahrgenommen?“ Dabei entwickelten Fritz, König und Mohrdiek die Projektidee gemeinsam mit den Künstlerinnen und Künstlern weiter. Diese partizipative, für eine Gruppenausstellung ungewöhnliche Vorgehensweise mündete Ende Oktober 2017 in einen zweitägigen Workshop, bei dem sich alle Beteiligten über die Auswahl der Werke, deren Platzierung und mögliche kuratorische Verbindungen austauschten.
Eine wichtige Rolle bei der Ausstellungsentwicklung spielte Parwane Ehrari, Leiterin der Galerie Berlin-Baku. „Inhalt und Methode der Ausstellung passen perfekt zu unserer Philosophie, dass Kunst Menschen verbinden sowie politische, kulturelle und wirtschaftliche Trennlinien durchlässig machen kann“, sagt Ehrari. Als weiterer Partner wurde schließlich der Verein „GIG –Gesellschaft inklusiv gestalten“, der sich dafür einsetzt, Ausgrenzung und Stigmatisierung zu überwinden, ins Boot geholt. In den vielen Vorgesprächen der Kuratorinnen mit infrage kommenden Künstlerinnen und Künstlern berichteten diese davon, oft auf ihre Herkunft oder Fluchtgeschichte reduziert zu werden. Mit dem Titel „Where ART you from?“ will die Ausstellung zum Nachdenken darüber anregen, warum die Frage „Woher kommst du?“ eigentlich falsch ist – weil sie Menschen anderer Herkunft letztlich daran hindert, hier wirklich anzukommen.
Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt zwischen den Kuratorinnen Jessica Fritz, Julia König und Anna Mohrdiek, der Galerie Berlin-Baku und dem Verein GIG – GESELLSCHAFT INKLUSIV GESTALTEN. Das Projekt wird gefördert von der Karin und Uwe Hollweg Stiftung.
Gezeigt werden Werke aus den Genres Malerei, Fotografie, Installationen, Performances, dazu gibt es Lesungen und mehr. Sechs Künstler*innen suchen nach Antworten – und werfen neue Fragen auf.
Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler: Aatifi, Ali Kanaan, Emad Korkis, Sara Nabil, Razan Sabbagh, Lara Ziyad
Kuratorinnen: Jessica Fritz, Julia König, Anna Mohrdiek
Vernissage: Samstag, 20. Januar 2018, 18:00 bis 20:00 Uhr. Die Künstler*innen werden anwesend sein.
Ausstellungsdaten: Dienstag, 23. Januar 2018 bis Samstag, 03. März 2018
Begleitprogramm (zum vollständigen Programm-Flyer als pdf bitte HIER klicken)
Do, 01.02. – 19 Uhr: „Sechzehn Wörter“, Lesung mit Nava Ebrahimi
Do, 08.02. – 19 Uhr: „Flüchtling auf Lebenszeit“, Filmscreening mit Ali und Mo Kanaan
Sa, 10.02. – 16 Uhr: „Die Legende des Bandes“, Bildklangtext mit Emad Korkis und Enkhtuya Jambaldorj
Do, 22.02. – 19 Uhr: Arabisch-deutscher Literaturabend mit Ramy Al-Asheq
Sa, 24.02. – 19 Uhr: Künstlerinnengespräch mit Sara Nabil, Razan Sabbagh, Lara Ziyad
Sa, 03.03. – 13-18 Uhr: Letzter Tag, letzte Chance
Führung durch die Ausstellung 30 Minuten vor jeder Veranstaltung, dialogische Führungen auf Anfrage.
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Bildunterschrift Titelbild: Emad Korkis, 2017, Der Koenig, © Emad Korkis
Ausstellung: Where ART you from? – Galerie Berlin-Baku | Contemporary art – Kunst in Berlin – ART at Berlin