bis 25.10. | #4820ARTatBerlin | Galerie Nordenhake zeigt derzeit die Ausstellung „die welt und die spiegel“ des Künstlers Timm Rautert.
Seit fünf Jahrzehnten prägt Timm Rautert den Blick auf Fotografie und ihre Möglichkeiten und Grenzen. Seine 1968 begonnene und längst als wegweisend verstandene Serie Bildanalytische Photographie gilt als radikale Auseinandersetzung mit der grundlegenden Grammatik des Mediums. Rautert löste sich früh von der Vorstellung der Fotografie als rein realitätsabbildende Praxis und eröffnete eine Sichtbarmachung von Inszenierungen.
Die Ausstellung bei Galerie Nordenhake – seine erste Einzelausstellung in Berlin – vereint zwei aktuelle Serien, eine Rauminstallation und zentrale Arbeiten aus den 1970er-Jahren.
In der Serie Weltraum (2014/15) macht Rautert den Raum selbst zum Protagonisten. Seine Fotografien führen durch die Architektur des heutigen FAO-Sitzes in Rom – ein Gebäude, das ursprünglich als Kolonialverwaltung geplant, im Zweiten Weltkrieg unterbrochen und in den 1950er-Jahren vollendet wurde. Die Dokumentation der von den Mitgliedsstaaten gestalteten Räume offenbart nicht nur die widersprüchliche Geschichte des Baus, sondern reflektiert zugleich die Strategien der Selbstdarstellung und die formende Kraft fotografischer Mittel.
Mit Manhattan Mirror (2012) richtet sich der Blick auf New York: Die Wolkenkratzer erscheinen als collagierte Reflexionen, die urbane Geschäftigkeit symbolisieren, jedoch zugleich Entfremdung und kritische Distanz transportieren.
Die Installation Vier Spiegel und ein Stein (2024) kombiniert Spiegel und Fotografie in einer Gegenüberstellung von Abbild und Realität. Während der reale Stein sichtbar bleibt, verschwindet er in den fotografierten Spiegeln. Rautert verweist damit auf Malcolm Lowrys Roman Unter dem Vulkan: „Er hätte gerne einen Spiegel gehabt, um sich diese Frage zu stellen. Aber hier war kein Spiegel. Nichts als Stein.“
Schon in den Serien Deutsche in Uniform (1974) oder Bildanalytische Photographie zeigt sich Rauterts intellektuelle Herangehensweise: Fotografie als Prozess, der das Verhältnis von Realität, Darstellung und Identität befragt – und immer neue Perspektiven auf Gegenwart und Wahrnehmung eröffnet.
Künstlergespräch & Buchpräsentation „Weltraum“: Samstag, 20. September 2025, 16:00 Uhr, Galerie Nordenhake
Eröffnung: Samstag, 6. September 2025, 18:00–21:00 Uhr
Ausstellungsdaten: Samstag, 6. September – Samstag, 25. Oktober 2025
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Bildunterschrift Titel: Timm Rautert, die welt und die spiegel, Galerie Nordenhake Berlin, 2025. Copyright the artist. Courtesy: the artist and Galerie Nordenhake Berlin, Stockholm, Mexico City. Foto: Gerhard Kassner.
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