post-title The waters you touched, now turned to concrete | Gruppenausstellung | EIGENHEIM Berlin @Haunt Berlin | 24.11.–16.12.2023

The waters you touched, now turned to concrete | Gruppenausstellung | EIGENHEIM Berlin @Haunt Berlin | 24.11.–16.12.2023

The waters you touched, now turned to concrete | Gruppenausstellung | EIGENHEIM Berlin @Haunt Berlin | 24.11.–16.12.2023

The waters you touched, now turned to concrete | Gruppenausstellung | EIGENHEIM Berlin @Haunt Berlin | 24.11.–16.12.2023

bis 16.12. | #4099ARTatBerlin | EIGENHEIM Berlin zu Gast im HAUNT präsentiert ab 24. November 2023 die Ausstellung “The waters you touched, now turned to concrete“ der Künstler Gökçen Dilek Acay, Anna Bittersohl und Nina Röder.

„the waters you touched, now turned to concrete“ ist die zweite Ausstellung von EIGENHEIM Weimar/Berlin zu Gast im HAUNT Berlin. Der poetische, zugleich vielseitig auslegbare Titel der Ausstellung entführt uns auf verschiedenen Ebenen in die drei unterschiedlichen künstlerischen Positionen von Gökçen Dilek Acay, Nina Röder und Anna Bittersohl. Wasser, der Inbegriff des Lebens, der Bewegung und der Verformbarkeit wird hier durch Berührung zum Stillstand gebracht beziehungsweise in Beton umgewandelt. Ob dies nun als Metapher für den künstlerischen Produktionsprozess gelesen werden kann oder als Mahnung gegenüber der Umweltzerstörung des Menschen verstanden werden darf, bleibt dabei offen – und das ist auch gut so, haben wir es doch bei den drei Künstlerinnen mit unterschiedlichen inhaltlichen wie formalen Auseinandersetzungen zu tun.

Betrachten wir zum Beispiel die Unterwasserlandschaften und Portraits von Nina Röder kommt uns eine grundlegende Eigenschaft des Mediums Fotografie in den Sinn. Die Fotografie hält Bewegung fest, versetzt einen lebendigen Moment in Stillstand, bewahrt diesen einer Erinnerung gleich. Die familiäre Weitergabe von Erinnerungen und Traumata bildet eine wichtige Dimension der in dieser Ausstellung gezeigten Serie „Darkness in which I swim“. Mit der Dunkelheit der Fotografien knüpft Röder an eine Melancholie an, die schon in ihren früheren Arbeiten im Naturraum nachzuvollziehen war. Es ist eine Dunkelheit, die auf dem transgenerationalen Trauma der Verlustangst beruht, die vor allem die weibliche Linie ihrer Familie betrifft und vermutlich ausgelöst wurde durch den frühen Tod ihrer Urgroßmutter. Eine weitere inhaltliche Ebene der Serie bezieht sich auf Röders langjährige Faszination an Algen. Werden sie von einigen Menschen an der Meeresoberfläche als ekelhaft, unheimlich oder beängstigend empfunden, weil nicht zu sehen ist, was sich darunter befindet, so geht Röder ihrer persönlich empfundenen ästhetischen Schönheit nach und dekoriert sie als Haarpracht ihrer Mutter. Diese Serie ist zunächst eine Hinwendung zu Lebewesen, die in unterschiedlichen Meerestiefen leben, die aber auch aufgrund von historisch gewachsenen Narrativen geprägt sind – wie der Oktopus. In Filmen über Außerirdische dient er häufig als phänotypisches Vorbild und wird somit zum Fremden oder Bedrohlichen stigmatisiert. Aufgrund seiner andersartigen Hirnstruktur stellt er auch ein Faszinosum dar: Wissenschaftler veröffentlichten in der Zeitschrift „Proceedings of the Royal Society B“ im Jahr 2021 eine Studie, welche Tintenfische so genannte “episodic-like memory” zusprechen. Eine Fähigkeit, mit welcher sich Tintenfische bis zum letzten Tag ihres Lebens genau erinnern können, wann und wo bestimmte Ereignisse stattgefunden haben. Aufgrund ihres Paarungsverhaltens geben sie diese Erinnerungen allerdings nicht an ihre Nachkommen weiter.

Sobald man etwas denkt oder fühlt, was zuvor noch nicht gedacht oder gefühlt wurde, hat sich diese neue Position in der Welt verfestigt und ist unauslöschlich Teil der individuellen Existenz. Das unbestimmte Herumschwirren von Gefühlen und Eindrücken kann bis zum Fassen eines klaren Gedanken als ein flüssiger Aggregatzustand verstanden werden. Sobald ein Gedanke im Rausch der Eindrücke eingefangen werden kann, zementiert dieser sich in der Realität und unabhängig davon, ob er revidiert oder verworfen wird, ist er Teil der Auseinandersetzung mit der Welt. Gedanken, Erlebnisse und Dialoge mit Orten und Objekten spielen für Anna Bittersohl eine immer bedeutendere Rolle in der Entwicklung Ihrer Arbeiten. Dabei sind die Orte und Objekte Ihres Interesses durch Umbruch und Wandel, Lebendigkeit und Bewegung charakterisiert. Lassen wir uns durch ein kurzes Zitat der Künstlerin in Ihre Wahrnehmungswelt entführen: „Nichts was lebendig ist, ist statisch. Warum will ich den Stuhl eigentlich mitnehmen? Als ich das erste mal hier war, habe ich einen Fußweg in den Tagebau gesucht, aber alle Wege um mich herum hören mitten im Wald auf. Damals habe ich ihn hier gelassen, jetzt bin ich wegen ihm gekommen. Schwer zu sagen, ob er hierher gehört oder nicht. Langsam wird´s dunkler.“ Verdichtete Wahrnehmungen verfestigen sich in Anna Bittersohls Malereien und Installationen hochästhetisch und auf direktem Wege. Es scheint so, als läge zwischen dem Moment des Erlebens und der Werkgenese eine unmittelbare Verbindung. Diese Grundlage für Ihre Malerei und komplexen wie aufwendigen Rauminstallationen ist eine nachvollziehbare Weiterentwicklung zu Anna Bittersohls Motiven, welche sich auf bruchstückhaften Erinnerungen an eigene Erlebnisse und Erfahrungen aufbauten und durch fragmentarische, mit Überlagerungen und Durchbrüchen durchsetzten, figurative Elemente charakterisiert waren. Die neuen Arbeiten sind aufgrund der Hinwendung zur sinnlichen Gegenwart abstrakter als diejenigen, welche sich an die Erinnerungen der Vergangenheit richteten. Die Gabe solch Gefühle und Sinneswahrnehmungen in epischen, expressiven und farbgewaltigen Bildern festzuhalten öffnet dem Betrachter eine Tür in die Welt der Künstlerin und lässt diesen am Reichtum der Sinneseindrücke teilhaben.

Gökçen Dilek Acay interessiert sich für gesellschaftspolitische Bedingungen, innerhalb derer die menschliche Existenz möglich ist. Unterdrückende Machtstrukturen, normative Körperpolitik und restriktive Geschlechterrollen werden auf der Suche nach einer idealen Gesellschaft mit künstlerischen Mitteln analysiert und kritisiert. In Ihren Arbeiten bildet das Menschliche im Tier dabei oft eine Gegenfigur zum Tierischen im Menschen. Dabei verwendet Sie verschiedene metaphorische Elemente in Ihren Erzählungen, von den minimalen und dysfunktionalen Zuständen des Körpers und des Geistes bis hin zu Tierfiguren deren Bedeutungen und Symbolen. Der menschliche Körper und alles, was mit dem menschlichen Wesen zu tun hat, findet in Ihren Geschichten durch die Verkleidung verschiedener Körper statt. In diesem Sinne verschieben sich in Acays Arbeiten viele Rollen des Körpers und ihre Bedeutung, wie z. B. die Verwandlung des Wesens von Tieren in verschiedene Zustände, die symbolisch sind, oder religiöse Symbole, die ihre Bedeutung verlieren. Es sind diese Übergänge zwischen Zuständen und die hybriden Formen, die unsere Sehgewohnheiten, wie feste Kategorien und zugewiesene Bedeutungen, in Frage stellen. Das Statische wird in Bewegung gesetzt, das Anorganische erscheint auf wundersame Weise organisch, Tote werden lebendig und menschliche und tierische Gesichter verschmelzen zu unbekannten Hybriden. Seit Jahren beschäftigt sich Acay mit experimentellen handwerklichen Techniken und schöpft Inspiration aus asiatischen und europäischen Traditionen. Ihre vielen Artist in Residenzaufenthalte in Korea, Taiwan oder Japan sind Grundlage dieser Auseinandersetzung. Asiatische Handwerkskunst und ihre Ästhetik spielen eine Rolle in ihrer Arbeit, ebenso wie europäische Porzellanmaltechniken. Sie nutzt traditionelle asiatische Kleidungsstücke, insbesondere Kimonos als „Protest Kimonos“. Diese Kleidungsstücke sind visuelle Aussagen, die sozialpolitische Themen ansprechen und Veränderungen befürworten. Die Verschmelzung asiatischer künstlerischer Traditionen mit zeitgenössischen Themen führt zu einem dynamischen und nachdenklichen Gesamtwerk, das herkömmliche künstlerische Grenzen in Frage stellt und als Mittel für Kommentare gegenüber gesellschaftlichen Handelns dient.

Biografien

Anna Bittersohl wurde 1982 in Dachau geboren / 2003-2009 studierte sie Freie Malerei bei Ralph Fleck an der AdBK Nürnberg und absolvierte hier ihren Meisterschüler / lebt und arbeitet in Leipzig

Nina Röder geboren 1983 im fränkischen Neuendettelsau, lebt und arbeitet in Berlin und Hamburg. Sie studierte Mediengestaltung mit Schwerpunkt Fotografie an der Bauhaus-Universität Weimar, wo sie von 2012-2017 als künstlerische Mitarbeiterin tätig war. seit 2017 Professorin für Fotografie an der UE Hamburg / seit 2020 Ph.D.-Absolventin im Bereich artistic research mit dem Forschungsschwerpunkt auf performativen Strategien in der inszenierten Fotografie im Kontext der Kontingenz.

Gökçen Dilek Acay wurde 1983 in Istanbul geboren / 2003 – 2008 Bachelorstudium im Fach Violine an der Yildiz Technical University, Art and Design Faculty, Istanbul / 2006 – 2007 Exchange Program Hochschule für Musik Franz Liszt, Weimar / 2009-2012 Studium der Freien Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar mit dem Abschluß Diplom / seit 2008 weltweite Artist in Residence Aufenthalte u.a. China, Taiwan, Japan, Korea, USA, Aserbaidschan, Frankreich, Italien, lebt und arbeitet in Berlin.

Vernissage: Freitag, 24. November 2023, 17 – 21 Uhr

Ausstellungsdaten: Freitag, 24. November bis Samstag, 15. Dezember 2023

Ort: HAUNT Berlin, Kluckstraße 23A, 10785 Berlin-Tiergarten (U-Bahn Kurfürstenstraße)

Zur Galerie

 

 

Bildunterschrift: courtesy EIGENHEIM Berlin

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