bis 28.04. | #1848ARTatBerlin | Galerie Brockstedt präsentiert ab 24. Februar 2018 die Ausstellung „Fiesta in Chinchón“ des Künstlers Rocco Hettwer.
„Unser Leben – Dramatische Momentaufnahmen eines Films“
Wer die Bildschöpfungen des 1964 im sächsischen Wurzen geborenen Malers Rocco Hettwer einmal gesehen hat, weiß, dass es ihm um die spannungsvolle Inszenierung von Figur im Raum geht. Immer wieder lässt er seine Figuren auf einem mit Licht und Schatten dramatisierten Bühnenraum agieren und steigert damit ihre Ausdruckskraft.
Damit steht er in der Tradition eines nicht zuletzt durch seine Jahre in der Kunsthochschule Weißensee geprägten Realismus, dem es jedoch nicht – wie einst in der Renaissance – um einen Wettlauf mit der Wirklichkeit geht, sondern um ein persönlich geprägtes heutiges Psychogramm des Individuums, um seine Befindlichkeiten, seine Nöte. Und wir, die Betrachter, entfalten in der Begegnung mit seinen Arbeiten durch unsere je verschiedenen Geschichten und Eigenarten wiederum individuelle Gedanken.
Der Künstler selbst über sein Ziel: „Glücklich, wenn das Ergebnis eine die Einbildungskraft stimulierende Reizwelt, einen unfasslichen Charakter hat, der die Imagination des Betrachters in dauernder, durch keine Lösungen zu befriedigende Spannung hält.“ Er ist besessen von der Idee, dass Kunst die Chance gewährt, die subjektive Sicht des Künstlers auf die zeitgenössische Realität zur Diskussion zu stellen.
Der Gedanke des Dramatischen zieht sich durch das gesamte Werk des Künstlers und steigert sich nach seiner eigenen Auffassung sogar zur „Überzeugung, dass Schauspiel das wahre Leben, und der Rest des Lebens nur eine künstlich ausgedehnte inhaltslose Pause sei.“ So verwundert es nicht, dass ihn bei einem Besuch des in der Nähe von Madrid gelegenen Städtchens Chinchón, die traditionelle Fiesta in seinen Bann zog. Dort wird der Stier in einer Hatz durch die Straßen getrieben – er wird nicht getötet, sondern dieses bei den Spaniern als Volksfest begangene Treiben hat „eine gewisse Selbstverständlichkeit oder fast Beiläufigkeit im Jahreszyklus.“ Gerade dieser alltägliche Moment interessiert den Künstler, der ihn mit seinem meisterhaft geführten Tuschpinsel
in Momentaufnahmen auf das Papier bannt. Uns, die Betrachter, holt er mitten hinein in diese Fiesta, als sei es eine Szene aus unserem eigenen Alltag, den er durch sein künstlerisches Auge mit Licht und Schatten zum Fest werden lässt.
Trotz seiner zunächst klassisch anmutenden Darstellung also eine Botschaft an den Menschen von heute – begreifen wir doch unser Leben als dramatische Momentaufnahmen eines Films – fesselnd und doch mit augenzwinkernder künstlerisch kreativer Distanz!
Text: Barbara Brockstedt, Februar 2018
Rocco Hettwer – Biografie
1964 geb. in Wurzen/Sachsen
1979-1982 Abitur und Lehre als Facharbeiter für Drucktechnik, Leipzig
Abendstudium für Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig, Abt. Malerei bei Eberhard Löbel
1990-1995 Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee (KHB), bei Wolfgang Leber u. Dieter Goltzsche
1995 Diplom für „Freie Kunst/Malerei“
1996 Meisterschüler bei Prof. Dieter Goltzsche
1996 Stipendium des Deutsch-Französischen Kulturrates; Gaststudent an der École des Beaux Arts de Bordeaux/Frankreich
1997-1998 Stipendium des DAAD für Frankreich
seit 1999 frei schaffend in Berlin
2000-2006 Wandmalereien in Mühlbach, Thallwitz und Nemt in Sachsen
2007 Studienreisen nach Venedig und Paris
2009 Beginn der Zusammenarbeit mit der Galerie Brockstedt
2014 Große Einzelausstellung in der Städtischen Galerie Wurzen zum 50. Geburtstag (Katalog)
2015/16 Studienreisen nach Spanien
Vernissage: Samstag, 24. Februar 2018, 18:00 – 21:00 Uhr
Ausstellungsdaten: Samstag, 24. Februar bis Samstag, 28. April 2018
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Bildunterschrift: Rocco Hettwer, Courtesy Galerie Brockstedt
Ausstellung Rocco Hettwer – Fiesta in Chinchón | Contemporary Art – Kunst in Berlin – ART at Berlin