post-title Natalie Paneng | Maze | Galerie EIGEN + ART Berlin | 08.06.-19.08.2023

Natalie Paneng | Maze | Galerie EIGEN + ART Berlin | 08.06.-19.08.2023

Natalie Paneng | Maze | Galerie EIGEN + ART Berlin | 08.06.-19.08.2023

Natalie Paneng | Maze | Galerie EIGEN + ART Berlin | 08.06.-19.08.2023

bis 19.08. | #3949ARTatBerlin | Galerie EIGEN + ART Berlin zeigt ab 08. Juni 2023 die Ausstellung „Maze“ der Künstlerin Natalie Paneng.

Über Natalie Paneng

Die Praxis der multidisziplinären Künstlerin und Weltenbildnerin Natalie Paneng ist es, sich in digitalen Welten neu zu erfinden. In diesen Welten wird der Körper der Künstlerin von seinen Zwängen erlöst und zur Ekstase getrieben, für sie ist das Spiel ein immer präsenter Freund, das Internet ihr grenzenloser Spielplatz.

Ich genieße eine Art Grenzenlosigkeit, die das Internet als Plattform möglich macht.
Das Internet ist ein Ort, wo ich nicht denselben Regeln und Kodexen wie im echten Leben folgen muss. Es gibt mir die Möglichkeit, komplett frei in meinen Erkundungen und Beiträgen zu sein. Ich kann in diesem Ort mehr Platz einnehmen und mich entscheiden, wie ich präsent sein möchte.

Natalie Paneng hat sich Fotografie und die Technik der Videografie selbst beigebracht, wobei sie sich hauptsächlich auf Selbstporträts konzentriert. Selbstporträts, die sie in einem ständigen Prozess weiterentwickelt, und sich selbst als verschiedene Persönlichkeiten und Charaktere darstellt.

Er[Sie] hat ihren/seinen Körper von diesen Zwängen erlöst. Er[Sie] spielt mit Zeit und Raum. [Ihr] Körper ist eine Nadel. Jetzt mischt er (sie) Geschichte mit ihrem Körper zusammen und macht es zu einem Spiel, das [ihrem] Körper gefällt.
(Binyavanga Wainaina, 2011)

Für Natalie:

Spielen ist politisch, weil es eine Ablehnung der Regeln und eine Form des Erkundens ist. Ich schaffe mir neue Territorien…Es ist wichtig für mich zu normalisieren, wer ich bin, damit ich mich authentisch in der Welt bewegen kann, aber ich will auch, dass andere diese Freiheit fühlen. Ich hoffe das dies dann zu einem Kreislauf wird, je mehr wir uns gesehen fühlen, desto mehr geben wir anderen das Gefühl, gesehen zu werden.
Geschrieben von Lindiwe Mngxitma für We Are Culture (2022).

Abstrakt

Es folgt ein Ausstellungstext in der Form einer Kurzgeschichte, der die Ideen und Provokationen von Natalie Paneng in ihrer Einzelausstellung MAZE, die ab dem 8. Juni 2023 in der Galerie EIGEN + ART zu sehen ist, auf den Punkt bringt.

ART at Berlin - EIGEN+ART - NataliePanengNatalie Paneng, Check Mate, 2023, Lenticulardruck, 89 x 89 cm, Auflage von 3, courtesy the artist and Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin

Ein Lied des Eigensinns und des Ent(Machen)

Samā1 wusste nicht ganz, wie die Geschichte begann. Sie wusste nur, was ihr erzählt wurde – von der Autorität, den Professoren und den Politikern. Diese erzählten Geschichten darüber, wie sie entstanden war. Sie erzählten Geschichten über die Nebenflüsse, die ebbenden und fließenden Strömungen im Moment von Samās Geburt. Samā aber wusste auch ganz genau, konnte es nicht ignorieren, dass sich etwas falsch anfühlte über diese Geschichten, die alle erzählten, nicht nur darüber, wer sie war, sondern auch wer sie sein könnte. Sie wusste, dass tief in dem Inneren der Geschichten etwas fehlte, sie fühlte eine unerschütterliche Präsenz der Abwesenheit in diesen Geschichten.

Sie hatte sich immer unendlich und weitläufig gefühlt. Samā fühlte, dass sie mehr Ähnlichkeiten mit dem Kosmos und dem Ozean hatte als mit anderen Menschen. Sie war – ebbend, langsam tröpfelnd, strömend, Zeit und Raum durchquerend, vereinte Materie mit Bedeutung. Samā fühlte sich als hätte sie eine Bestimmung, diese Bestimmung wurde geboren in dem Moment, wo ihre Mutter ihr diesen Namen gab – „Samā“. Ein uralter Name mit vielerlei Bedeutung und Herkunft. Samā erwachte und reckte sich dem Sonnenlicht entgegen, das ihr Gesicht wärmte und hob sich aus dem Bett. Sie sammelte sich und erlöste sich aus dem Feld ihrer Träume – gähnte und streckte sich, und Wanda sich aus der Verstrickung ihrer Bettlaken heraus. Als sie ihren Schatten begrüßte, summte sie die Melodie des ersten Liedes, das sie je gehört hatte, das Lied, das ihre einst winzigen Ohren küsste und ihr die Welt vorstellte und sie der Welt. Ihre Mutter hatte es gesungen, als sie die kleine, gurrende Samā in ihren müden Händen wog, nach einer langen Nacht der Arbeit.

Es war ein Lied, das Samā kannte, seit sie auf der Welt war, ein Lied, das Samā oft in ihren Träumen besuchte. Das Lied folgte Samā, wo auch immer sie sich bewegte, es rief ihren Namen und stellte ihr Fragen in Form von Melodie und Musik. Es stellte Samā fragen über Haut und Körper, und Überfluss und Mangel, über das Sein und Abstraktion, darüber, wie es ist, ein „glitching“ (fehlerhafter) Körper zu sein, ebenso wie über Tod und Wiederauferstehung. Es kam nie alleine, dieses Lied und die Musik des Ent(Machens). Stattdessen brachte es mit sich immer drei Gestalten – Moipone, Lefifi und Bobedi. Samā betrachtete diese Gestalten als verkörperte Erweiterungen der Irrgarten der Existenz und Widersprüche, die auch in ihr selbst schlummerten.

Moipones Reise bestand darin, den Weg zu ebnen. Den Weg durch sanfte, freundliche Signale mit Hilfe von Rhythmus und Klang zu erleuchten, während Lefifi im Raum der Leere spielte und lebte, auf der Suche nach Botschaften und Zeichen im Schatten. Zwischen Moipones Licht und Lefifis Schatten befand sich Bobedi’s Heimat. Der Ort wo sie sich ihrer Dualität hingab und in der Weite des Ja-und-aber hüpfte, tänzelte und glichte. Bobedi erinnerte Samā an das letzte, was ihre Mutter zu ihr gesagt hatte: dass sie ein Teil von allem sei. Dass all die Atome, die sie waren, auch Teil der Luft waren, und des Windes und den Bäumen und der Erde. Dass sie auch in den Vögeln und Blumen, und den Libellen und den Kiefern, und den Wolken und den kleinen Lichtflecken, die man in Sonnenstrahlen sehen kann, lebt.

ART at Berlin - EIGEN+ART - NataliePaneng 1Natalie Paneng, Day N Nite, 2023, Lenticulardruck, 89 x 89 cm, Auflage von 3, courtesy the artist and Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin

Samā sang schließlich die letzten Worte zu der Melodie ihres Liedes, das Lied des Eigensinns und des Ent(Machens) und beschwor durch ihren eigenen Atem, den Atem ihrer Mutter. Eigensinn als Praxis der Möglichkeiten genauso wie Eigensinn als eine reuelose, andauernde Symphonie der Improvisation und Erforschung dessen, was sein könnte. Sie salbt ihre Haut mit einer Mischung aus Sheabutter und nährstoffreichen Ölen, sie folgt den Grenzen der fleischlichen Nervenenden ihres Seins und ein Lächeln breitet sich über ihrem Gesicht aus. Ein Lächeln, geformt aus dem Verhör des heutigen Morgens, Gedankenfetzen und Erinnerungen an einen Traum der letzten Nacht. In diesem Traum ist sie in einem Irrgarten und sucht nach Moipone, Lefifi und Bobedi. „Vielleicht ist ein Irrgarten mehr, als man auf den ersten Blick sieht?”, dachte sie bei sich. „Kann eine Person auch ein Irrgarten sein… und wenn ja, was würde das bedeuten?”, fuhr sie fort.

Samā dachte nach, über die Autorität, die Professoren und die Politiker, über was sie ihr erzählt hatten, wer sie war und wer sie sein könnte, und warum es nie im Einklang war mit dem Lied – dem Lied, das sie auf Schritt und Tritt verfolgte.
Die Autorität, die Professoren und die Politiker hatten versucht, sie in einen binären Körper zu verwandeln, obwohl sie doch eigentlich ein Körper einem Irrgarten gleich war; ein Körper in einer glitchenden (R)Evolution.
Mit jeder neuen Haut, die ihr wuchs, durchbrach sie die Zeit und die erstickende Logik des Entweder/Oder.

*Die im kursiv geschriebenen Texte, zitieren Werke von anderen Autor:innen

ART at Berlin - EIGEN+ART - Portrait Natalie PanengPortrait: Natalie Paneng and courtesy the artist and Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin

Natalie Paneng (geb. 1996 in Johannesburg) studierte ab 2015 Theater und Performance an der University of Witwatersrand Johannesburg, mit dem Hauptfach Bühnen- und Kostümbild. Sie erhielt ihren BA Honours in Dramatic Arts im Jahr 2018 und wurde mit dem Humanities Leon Gluckman Prize für die beste kreative Arbeit ausgezeichnet.
Paneng nutzt sowohl ihre autodidaktischen digitalen Fähigkeiten als auch ihren Theater Hintergrund, um multidisziplinäre digitale Kunst/Neue Medien zu schaffen.

Residenzen / Stipendien :

2018. Bubblegumclub Future 76 Residency

2019. Floating Riviere, Johannesburg, Gauteng. Digital Art Residency Programme

2019. Fak’ugesi Digital Art Residency, Johannesburg

2020. ICT Stipendium, University of Cape Town

2022. LIA – Leipzig International Art Programme

Bibliographie

Hartman, S.: Wayward Lives, Beautiful Experiments: Intimate Histories of Riotous Black Girls, Troublesome Women and Queer Radicals, W. W. Norton & Company, 2019. Neimanis, A. Hydrofeminism: Or, On Becoming a Body of Water. In Undutiful Daughters, New Directions in Feminist Thought and Practice., Ed. Gunkel, H. Nigianni, C & Söderbäck, F. New York: Palgrave Macmillan, 2012.
Russel, L.: Glitch Feminism: A Manifesto, Verso, 2020.

Vernissage: Donnerstag, 8. Juni 2023, 17 – 21 Uhr

Ausstellungsdaten: Donnerstag, 8. Juni bis Samstag, 19. August 2023

Zur Galerie

 

 

Bildüberschrift: Natalie Paneng, Einladung Maze / invitation Maze, courtesy the artist and Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin

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