post-title Meg Stuart | What Holds Us | EBENSPERGER BERLIN | 08.09.–25.10.2025

Meg Stuart | What Holds Us | EBENSPERGER BERLIN | 08.09.–25.10.2025

Meg Stuart | What Holds Us | EBENSPERGER BERLIN | 08.09.–25.10.2025

Meg Stuart | What Holds Us | EBENSPERGER BERLIN | 08.09.–25.10.2025

bis 25.10. | #4797ARTatBerlin | EBENSPERGER BERLIN zeigt ab Sonntag, 7. September 2025 die Ausstellung „What Holds Us“ der Künstlerin Meg Stuart.

In What Holds Us begrüßt die Galerie Ebensperger die Künstlerin Meg Stuart mit einer Serie von Videos, in denen ihre choreografische Praxis und ihr Wissen ins Licht treten.

Die Ausstellung entfaltet sich als eine „Reise der Anwesenden“, die wie eine sich entwickelnde Landschaft nachhallt. In den Videos richtet Meg Stuart ihre poetische und imaginative Sensibilität auf den Körper, der in öden Landschaften unbestimmter Räume, verfallener brutalistischer Architekturen oder seltsam vertrauter Umgebungen verortet ist. Durch einen fortwährenden Dialog zwischen Körper und Raum offenbaren diese performten Anwesenden die weltlichen Bedingungen – und die still übersehenen Potenziale – der Verkörperung.

Ihre Arbeit sucht unheimliche Räume – nicht als Thema, sondern als Anker. Die Person wird gezeigt als jemand, der sich mit einer Welt überschneidet und innerlich verhandelt, die sie trägt und geformt hat und die wiederum fortwährend von ihr geformt wird. Der Ort – das Gebäude von Ebensperger, ein Bunker voller politischer Geschichte – lädt uns ein, an einer kollektiven Aktivierung eines labyrinthischen Raumes teilzunehmen, dessen visuelle Bedingungen die Geheimnisse für uns bergen, um wahrgenommen und entdeckt zu werden. Choreografien hallen im Raum wider und bewegen sich auf der schmalen Linie zwischen Präsenz und Abwesenheit.

Meg Stuart hat den kodifizierten architektonischen Theaterraum nie als selbstverständlich betrachtet. Vielmehr beleuchtet sie diese Bühne, indem sie ihre eigenen Codes transformiert und Licht, Klang und Bild mit derselben Bedeutung wie Bewegung und Körper behandelt. Ihr Schritt in öffentliche und nicht-theatrale Räume folgt demselben Interesse: die Untersuchung noch nicht kodifizierter Perspektiven und die Infragestellung der Einschränkungen der vermeintlichen Aufführung.

So bringt sie etwas hervor, das die Kluft zwischen Privat und Öffentlich, zwischen Kunstraum und Lebensraum übersteigt. Hier finden Gegensätze – zwischen Alltag und Ungewöhnlichem, Geselligem und Intimem, Innen und Außen – einen Ort, um sich zu entwirren: in der realen Welt. Innerhalb dieses erweiterten Feldes werden bekannte Rahmen zwischen Zuschauerschaft und Präsenz neu definiert. Das abwesende Publikum erscheint als imaginatives „totales Gesicht“, die Welt, in der der Körper erscheint, als imaginatives „totales Bild“. Dies ermöglicht Meg Stuart, in erweiterter Weise über Präsenz und ihre Darstellung nachzudenken; ein imaginativer Raum von Erscheinungen erhebt sich als Antwort. Während wir die visuelle Welt wahrnehmen und uns mit ihr auseinandersetzen, stellt sie in Frage, was sichtbar und aufnehmbar ist, und schafft neue Identitäten und mögliche Welten.

Auf der Suche nach Verbindung innerhalb dieser fragmentierten und vorgeschlagenen Realitäten erscheint die Natur als symbolische Ordnung. Erde und Wasser (The way down bzw. Ripples) sind Elemente, die als Fasern fungieren, durch die körperliche Perspektiven sowohl geerdet als auch gestört werden.

The way down, 2025

In diesem zurückhaltenden Videopoem erleben wir eine Begegnung – ist es ein Date? Zwei Menschen scheinen zu einer Übereinkunft zu kommen und verschwinden. Ein Aufruf zur Übung unbekannter Pfade; eine mythische Kulisse, in der über die Verletzlichkeit und Eleganz von Wahl und Hingabe nachgedacht werden kann. Fallen. Lernen. Anpassen. Wiederholen.

Ripples, 2021

In Ripples betreten wir eine Welt ohne Winkel oder Orientierung, ein seichtes Wasser, unter dessen Oberfläche eine beunruhigende Stille liegt. Mit den erweiterten Kreisen, die jede Bewegung erzeugt, treiben die Bewohner, gleiten und verschieben sich allmählich in einen taktilen Dialog mit dem Wasser. Ihre Präsenz wird zur Ursache und Reaktion auf die sich verändernde Oberfläche des Wassers. Die Wellen breiten sich aus und interagieren, Grenzen lösen sich auf, das Leben wird zu Wasser, in dem tiefere Dialoge entstehen können. Kreisförmige Kommunikation bewegt sich wie Wasser selbst, zyklisch und im Werden. Bedeutung strahlt aus, kehrt zurück und widerhallt leise.

Die betrachtete Landschaft, abgeschnitten vom äußeren Kontext, wird zu einem Raum mit eigener Zeitlichkeit. In diesem Ort ohne Festigkeit wird Präsenz durch eine Staubwolke oder Kreise von Wellen widergespiegelt, die unsichtbare Gespräche nachzeichnen und Kommunikation entfalten.

Wir zoomen heraus, dann wieder hinein. Durch die genauere Untersuchung von Präsenz erscheinen Details. Meg Stuart war schon lange von der Mikrogeste fasziniert. „Das Kleine ermöglicht Ausdruck im Alltag“, sagt sie. Der Fokus auf das Gewicht oder den Klang der Gesten bietet einen neuen Rahmen, um die Person ein wenig anders zu beobachten. Die choreografische Detailarbeit deutet auf eine motivationale „Innenseite“ dessen hin, was wir sehen, während wir nur die „Außenseite“, das Bild, betrachten können.

In einer Serie von Porträts ist der Blick das Portal zu diesem Verhandlungsraum. Der Blick schützt das Gesicht, indem er es verbirgt. Das Gesicht als primäre Leinwand artikuliert die Barriere der Sichtbarkeit: Es offenbart und verbirgt zugleich, spielt eine Maskerade, ohne jemals ein vollständiges Bild zu bieten. Das fotografische Porträt spiegelt eine Abstraktion unserer Zeit im täglichen Dasein wider, aus der Stuart ein unkonventionelles Verständnis zieht: die transformatorische Dimension des Lebens. Die Porträts zeigen flackernde Emotionen, kokette Selbstwahrnehmung, freudiges Spiel mit dem Unwirklichen, ein Hinein- und Herausschlüpfen aus performten Identitäten. Hier entwickelt sich das Bild weiter und tritt in einen Dialograum ein. Es vermittelt sowohl ein Engagement als auch einen Widerstand gegenüber dem sozialen Vertrag, den Erwartungen des öffentlichen Erscheinens. Es veranschaulicht lebhaft den Zustand, im Blick gefangen und gleichzeitig voll präsent zu sein.

Portraits, 2008–2025

„Das Gesicht ist zugleich das unwiederbringliche Ausgesetztsein des Menschen und die Öffnung, in der er sich verbirgt und verborgen bleibt. Das Gesicht ist der einzige Ort der Gemeinschaft, die einzige mögliche Stadt.“ — Giorgio Agamben

2008 schuf Meg Stuart ein One-Shot-Video, inspiriert von den Face-to-Face-Videos von Vito Acconci. Darin erforschte sie Zeitkapseln komprimierter Präsenz durch einfache Handlungen und relationale Achsen. Dieses Video mit dem Titel The only possible city nutzte Erinnerungsräume als Ausgangspunkt.

2022 kehrte Meg Stuart zu diesem Thema zurück und schuf im Kontext von Zero Point Porträts mit zwei Tänzern, Jayson und Matija. Für diese Ausgabe erforscht sie das Potenzial des Porträts weiter, was im dritten Bild Kotomi, 2025 gipfelt.

Diese Porträts beschäftigen sich mit dem Archiv der inneren Welt und dem äußeren Rahmen der Soziabilität. Im Zentrum – zwischen Realität und Simulation – liegt der Blick. Was wir sehen, indem wir sehen, wird zu unserer eigenen Befragung. Ist das real? Kann ich dich sehen? Bin ich real?

Die Porträts operieren an der Schwelle zwischen Präsenz und Bedeutung, Bild und Person. Dinge erscheinen, die normalerweise unsichtbar sind. Das Gesicht wird zur Metapher für Kommunikation mit einer möglichen Welt. Gibt es dahinter eine Süße? Wie menschlich sind wir?

Vernissage: Sonntag, 7. September 2025, 16:00–21:00 Uhr

Ausstellungsdaten: Montag, 8. September – Samstag, 25. Oktober 2025

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Titelbildunterschrift: Meg Stuart, Blades, 2025, 7’, Filmstill. (© Aline Belfort / Courtesy Ebensperger & the artist)

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