post-title Liam Gillick | Amount Structures | Esther Schipper | 15.03.-13.04.2024

Liam Gillick | Amount Structures | Esther Schipper | 15.03.-13.04.2024

Liam Gillick | Amount Structures | Esther Schipper | 15.03.-13.04.2024

Liam Gillick | Amount Structures | Esther Schipper | 15.03.-13.04.2024

bis 13.04. | #4213ARTatBerlin | Galerie Esther Schipper zeigt derzeit die Ausstellung Amount Structures des Künstlers Liam Gillick.

Die neuen Arbeiten von Liam Gillick basieren auf dem langjährigen Interesse des Künstlers an der Formfndung von Ideologien. Auf der Suche nach neuen Wegen zur Darstellung komplexer Zusammenhänge – materiell und menschlich – umfasst sein Werk Installationen, Skulpturen, Filme, Grafken und Texte. All diese verschiedenen Ansätze sind integraler Bestandteil eines kohärenten Projekts. Ein zentraler Aspekt seiner Arbeit ist die Darstellung der Produktion, und zwar im Hinblick auf sich verändernde Herstellungs-, Konstruktions- und Kommunikationsprozesse in einer Zeit radikaler Umwälzungen und Verschiebungen.

Jüngere Werkgruppen fungieren als Abstraktionen, die von den Funktionseinheiten eines Gebäudes abgeleitet sind. Sie ähneln Kühlkörpern oder Belüftungsöfnungen und suggerieren das Gebäude als Körper und eine Abstraktion, die von Server-Farmen, Hard Drives und Schaltkreisen inspiriert ist. Gillicks Verwendung mathematischer Gleichungen folgt einer ähnlichen Suche nach einer abstrahierten Sprache, deren Ökonomie und Schönheit parallele visuelle Artikulationen suggerieren, die als reines konzeptuelles Potenzial existieren.

Im Zuge seiner jüngsten großen institutionellen Projekte, insbesondere Filtered Time im Pergamonmuseum in Berlin im Jahr 2023, hat Gillick eine neue Erzählung als Reaktion auf seine anhaltende Beschäftigung mit der Geschichte standardisierter grafscher Systeme entwickelt.

Die neue Werkgruppe stützt sich konzeptionell auf die Arbeit von Otto Neurath und Gerd Arntz, welche in den 1920er Jahren ein System zur einfachen Darstellung komplexer statistischer Informationen entwickelten, das als Wiener Methode oder, ab 1935, als ISOTYPE (International System of Typographic Picture Education) bekannt wurde. Der Philosoph und Soziologe Neurath erkannte im Kino und in der Werbung eine visuelle Kommunikationsform, die für die Vermittlung von Informationen genutzt werden konnte. Mit der Entwicklung eines quantitativen Systems, das Piktogramme verwendet, wollte Neurath Fachwissen für ein nicht spezialisiertes Massenpublikum lesbar machen. Die Grafken für diese frühen Piktogramme wurden von dem deutschen Künstler Gerd Arntz geschafen. Als Instrument der Wissensvermittlung sollte die Bildsprache die Rolle von Konvention, Gewohnheit und Schulbildung bei der Rezeption von Wissen reduzieren und mit ihren vergleichenden Zeichen auch das Denken und die Vorstellungskraft anregen.

Mit dieser Ausstellung schlägt Gillick ein neues Modell zur Darstellung von Prozessen der modernen Produktion vor. Die abstrakten Formen in dieser Ausstellung stellen eine eher unfassliche visuelle Sprache dar, die neue hochentwickelte Formen der heutigen Produktion repräsentieren könnte. In dieser Ausstellung werden drei unaufgelöste künstlerische Elemente vorgestellt, die in einer Reihe von widersprüchlichen Parallelen nebeneinander existieren. Die Farbe hat Gillicks Werk seit jeher geprägt, und ist als theoretischer Gegenstand präsent. Er nutzt die Geschichte der Farbtheorie für praktische Anwendungen und setzt ihre schiere Wirkung und phänomenologischen Efekte gezielt ein. Entschiedene Farbgebungen für einzelne Werke und ihre Elemente erinnern an das umfassende Verständnis des Künstlers um die transformative Kraft der Farbe. Die Werke thematisieren die Kluft zwischen dem, was man wünscht, was man herstellt und wie man es beschreibt.

Drei verschiedene Arten von an der Wand installierten Arbeiten versuchen, die Abstraktion in den materiellen Strukturen der modernen Produktion zu fnden. Die Werke sind aus leichten T-Nut-Strangpressproflen aus Aluminium gefertigt, die üblicherweise für die Konstruktion von Laboreinrichtungen, CNC-Maschinen und modernsten Produktionsanlagen verwendet werden. Diese Strangpressprofle bilden in sich geschlossene
Systeme, die an die stummen, reibungslosen Abläufe der modernen Produktion im Stillstand erinnern.

Jedes Werk wird von einem individuellen Design für einen Buchumschlag begleitet, der eine neue abstrakte Neo-Isotypie von Gillick auf dem Cover zeigt. Während die Wandstrukturen klar, nüchtern und direkt sind, ist das, worauf sie hinweisen – repräsentiert durch das dazugehörige potenzielle Buch – verwoben und schwer fassbar. Die neo-isotypischen Zeichen sind eine visuelle Sprache, die bewusst aus dem Vermächtnis der europäischen Bestrebungen der 1920er Jahre hervorgeht, um das Verständnis von Produktion, Konsum und sozialer Entwicklung zu rationalisieren. In diesem Fall sind sie jedoch völlig abstrakt und entziehen sich einer präzisen Darstellung, indem sie Formen der zeitgenössischen Abstraktion hervorbringen, während sich die Produktions- und Konsumgewohnheiten weiterentwickeln und mutieren.

Liam Gillick wurde 1964 in Aylesbury, England, geboren. Er studierte am Goldsmiths College, University of London. Er lebt und arbeitet in New York.

Eine Auswahl von Liam Gillicks kritischen Schriften erschien als Proxemics: Selected Writings (1988-2006) im Jahr 2007 und sein schriftstellerisches Werk als Allbooks im Jahr 2009. Im Jahr 2016 veröfentlichte die Columbia University Industry and Intelligence: Contemporary Art Since 1820, eine Analyse der Ursprünge der zeitgenössischen Kunst.

2009 vertrat Gillick Deutschland auf der 53. Biennale von Venedig. Er nahm an der 50. Biennale von Venedig (2003) und an der documenta X in Kassel (1997) teil. Gillick war der künstlerische Leiter des Okayama Art Summit 2016 mit dem Titel Development.

Zu den jüngsten institutionellen Einzelausstellungen des Künstlers gehören: Filtered Time, Pergamonmuseum, Berlin (2023); Kinetic Energy of Rigid Bodies, Kunst-Station Sankt Peter, Köln (2021); The Work Life Efect, Gwangju Museum of Art, Gwangju (2021); Stinking Dawn (with Gelatin), Kunsthalle Wien, Wien (2019); Standing on Top of a Building: Films 2008-2019, Museo d’Arte Contemporanea Donna Regina, Ne-
apel (2019); Folded Extracted Personifed, Qatar MIA Park, Doha (2019); The Light is no Brighter at the Centre, CAC Contemporary Art Centre, Vilnius (2017); Campaign: An Exhibition in Four Moments, Museu Serralves, Porto (2016); All-Imitate-Act, Stedelijk Museum and Holland Festival, Amsterdam (2015); From 199C to 199D, Le Magasin, Grenoble (2014); From 199A to 199B, Hessel Museum of Art, Bard College, New York (2012).

 

Ausstellungsdaten: Freitag, 15. März bis Samstag, 13. April 2024

Zur Galerie

 

 

Bildunterschrift Titel: Courtesy Esther Schipper, Liam Gillick

Ausstellung Liam Gillick – Esther Schipper | Zeitgenössische Kunst in Berlin | Contemporary Art | Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin

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