bis 25.01. | #2640ARTatBerlin| Daniel Marzona zeigt ab 23. November 2019 die Ausstellung Innere Räume des Künstlers Johannes Wald.
Diese zweite Einzelausstellung mit Arbeiten von Johannes Wald bildet den Auftakt in den neuen Galerieräumen, die sich nun in der Marienstraße in Berlin-Mitte befinden (Kontakt siehe Galerie-Button unten).
Als Künstler schafft man nicht nur ein Werk, sondern gleichzeitig auch seine eigene Persona als Künstler. Einige Arbeiten der Ausstellung von Johannes Wald handeln von der unvermeidlichen Verquickung dieser beiden Umstände, während sich andere mit grundsätzlichen Fragen der Bildhauerei befassen – mit dem Innen und Außen, Material, Form, Raum und Emotion als möglicher inhaltlicher Dimension.
Eine Art Emotionsraum beschreibt die Arbeit Range of my sentiments– ein seltsames Koordinatensystem wie es in der Mathematik zur Darstellung räumlicher Zusammenhänge genutzt wird und Fingerabdrücke und andere Spuren händischer Bearbeitung aufweist. Es verbindet das subjektive Tun mit dem kühlen, abstrakten und allgemein lesbaren Zeichen für Raum. Vermeintliches Thema der Skulptur ist die einer Skulptur per-se eingeschriebene 3-Dimensionalität. Wenngleich diese tautologische Nullstellung des Objekts als Ebene seiner Bedeutung immer mitschwingt, geht das unscheinbare Werk weit darüber hinaus. In der Ecke des Ausstellungsraumes aufgestellt nimmt die Skulptur nämlich alle anderen Arbeiten gleichsam in sich auf und wird so zu einer Art Rahmen, der alle künstlerischen Äußerungen Walds umfasst und verortet. Die Arbeit Untitled (model for a self)schließt gewissermaßen den bildhauerischen Prozess kurz. Walds Hand und das Material, welches diese Hand gerade formt, sind beide untrennbar voneinander in Gips abgegossen – die Grenze zwischen Objekt und Subjekt löst sich hier buchstäblich auf. Eine Auflösung anderer Art vollzieht sich in Walds erster öffentlich gezeigten filmischen Arbeit. Das 3-D Video Folding time into space, while smoking weed and listening to Charles Minguszeigt eine kreisende Kamerafahrt durch das Atelier. Im Nachhinein wurde im Schnitt dasselbe (2-dimensionale) Videomaterial samt Audiospur leicht zeitversetzt übereinander gelegt und mittels 3D-Schutter-Technik für das rechte und das linke Auge wieder getrennt. Mit Hilfe der Shutter-Brille sieht das rechte Auge den Film ein paar Sekunden später als das linke Auge, was wegen der Kreisfahrt der Kamera dazu führt, dass ein Eindruck von 3-Dimensionalität entsteht. Dies geschieht allerdingsauf Kosten der Linearität des Videos. Zwar verträgt das Jazz-Stück “Fables of Faubus” vonCharles Mingus das einige Sekunden verzögerte Übereinanderlegen der Tonspuren relativ gut –stellenweise kann man die Doppelung kaum raushören, doch spätestens wenn sich derProtagonist im Video bewegt und der Arm, der im linken Auge sich hebt, im rechten noch ruhigverweilt, zerfällt die räumliche Illusion und offenbart, dass der Raum, in den man blickt, keinRealraum ist, sondern gleichsam jenseits der Zeit angesiedelt ist.
Ein unscheinbar wirkender, zerbrochener Spiegel fasst nochmal die zwei Pole, um welche die gesamte Ausstellung zu kreisen scheint, in einer Setzung zusammen. In materieller Hinsicht besteht die Arbeit aus einer Glasscheibe, die aus dem Atelierfenster des Künstlers ausgebaut wurde, und dem Silber einer antiken Münze. Durch ein traditionelles chemisches Verfahren zur Spiegelherstellung wurde das Silber der mit Säure aufgelösten Münze auf die Glasplatte aufgebracht. Der Titel Stade du miroirverweist auf einen Aufsatz Lacans’, in dem er den Moment beschreibt, in dem sich Kinder das erste mal im Spiegel erkennen und diesen dann mit der Geburt ihrer Persönlichkeit gleichsetzt. Für die Suche nach dem Selbstverständnis als Künstler erscheint ein selber hergestellter Spiegel als stimmige Metapher. Im Resultat seiner Hände Arbeit erkennt der Künstler sein Selbst in dem instabilen silbernen Spiegelbild, das seine Existenz der Umarbeitung einer alten Münze verdankt, die ihrerseits fast 2000 Jahre lang Träger eines eingeprägten Portraits war.
Johannes Wald ist Konzeptkünstler und Bildhauer.
1980 geboren in Sindelfingen, Deutschland
2002-2009 Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe (Deutschland) in der Klasse von Prof. Harald Klingelhöller und Prof. Daniel Roth
2007-2009 Meisterschüler von Prof. Harald Klingelhöller
lebt und arbeitet in Berlin, Deutschland
Johannes Wald, Innere Räume, 2019. Courtesy the artist and Daniel Marzona, Berlin
Einzelausstellungen von Johannes Wald
2018
„Giovanni Bosco“ Galerie Rolando Anselmi, Rome, Italy
2017
„mostra personale“ Rita Urso Gallery, Milano, Italy
„blood circles the body“ Galerie Marcus Ritter, Leipzig, Germany
2016
„lending thought body“ Daniel Marzona, Berlin, Germany
2015
„stade du miroir“ Galerie Greta Meert, Brussels, Belgium
„whatness“ togehter with Esther Kläs, Kunsthalle Bielefeld, Germany (Cat.)
2014
„Geste und Gefühl / attempts at forming appropriate finds“ Museum Kurhaus Kleve, Germany (Cat.)
2013
„in the shade of absence“ Albertinum, Staatliche Kunstsammlung Dresden, Germany
„Kontrapost“ Sox, Berlin, Germany
2012
„Belgian artist“ Galerie Greta Meert, Brussels, Belgium
„fig.“ Konrad Fischer Galerie, Düsseldorf, Germany
2011
„Johannes Wald – Bildhauer“ Konrad Fischer Galerie, Berlin, Germany
„Debütanten Ausstellung“ Kunstakademie Karlsruhe, Germany (Cat.)
2010
„Einraumhaus“ Einraumhaus, Mannheim, Germany
„New Positions“ Art Cologne, Germany
„démoluer la grâce“ Fischer oben, Konrad Fischer Galerie, Berlin, Germany
2009
“things for the light to shine on“ Galerie Pitrowski, Berlin, Germany
“replacement characters“ Galerie Anita Beckers, Frankfurt a.M., Germany
2006
“Johannes Wald“, Satellit / Galerie Anita Beckers, Frankfurt a.M., Germany
“simulierte Ausstellung“, Pudelkollektion, Hamburg, Germany
Group Shows:
2017
„Compilation“ Weltkunstzimmer, Hans-Peter-Zimmer Stiftung, Düsseldorf, Germany
„Thirdness“ Kunstquartier Bethanien, Projektraum, Berlin, Germany
„Nischenhain“ Simultanhalle Köln, Germany
„BW-Konzeptuelle Kunst“ Sammlung Sontheimer, Landesvertretung BW, Berlin
2016
„De Statua“ KIT, Düsseldorf, Germany (Cat.)
2014
„Der große Abplatter“ Galerie Nicolas Krupp, Basel
„Antworten auf Calder: Mobiles in der Gegenwartskunst“, Kunsthalle Wilhelmshaven, Germany (Cat.)
„Basic Research – Notes on the Collection“ Museum Kurhaus Kleve, Germany
„about sculpture #2“ Galerie Rolando Anselmi, Berlin
2013
„ein blinder Fleck – die Unbeobachtbarkeit der Welt“ Hans-Peter-Zimmer-Stiftung, Düsseldorf, Germany (Cat.)
„Rietschelpreisträger“ Ostsächsische Kunsthalle, Pulsnitz, Germany
„KölnSkulptur #7“ Skulpturenpark Köln, Cologne, Germany (Cat.)
„8JV8“ V8-Plattform, Karlsruhe, Germany
2012
„Vorführraum“ Kunsthalle Bielefeld, Germany
„Private Passions“ Kunsthalle Mannheim, Germany (Cat.)
2011
„Liberalis“ Städtische Galerie, Sindelfingen, Germany
„Technique et Sentiment“ Galerie Greta Meert, Brussels, Belgium
„Sculpture is…“ Johann König Galerie, Berlin, Germany
„Summer Show“ Konrad Fischer Galerie, Düsseldorf, Germany
„KölnSkulptur6“ Skulpturenpark Köln, Cologne, Germany (Cat.)
2010
„der unaufhaltsame Aufstieg von Draufgängern und Flaschen“ Städtische Galerie Karlsruhe, Germany
(Cat.)
„Fischgrätenmelkstand“ Temporäre Kunsthalle Berlin, Germany (Cat.)
„Friday’s Night“ Infernoesque, Berlin, Germany
„Five Platonic Solids“ Halfhouse, Barcelona, Spain
„Sie taten nicht was sie wussten“ V8-Plattform, Karlsruhe, Germany
2008
“Top 08 Meisterschüler der Kunstakademie Karlsruhe” Kunstverein Heilbronn, Germany (Cat.)
“call it what you like” Silkeborg Art Center, Silkeborg, Denmark (Cat.)
“die Hecke” V8-Plattform, Karlsruhe, Germany (Cat.)
2007
“ökumene“ ehem. Autohaus Zschernitz , Karlsruhe, Germany
“Regionale8“ Kunsthalle Basel, Swizzerland
2006
“Minimal illusions“ Sammlung Rik Reinking, Villa Merkel, Esslingen, Germany
“sculptur@city-nord“ Hamburg, Germany (Cat.)
2005
“Nicht mit Steinen werfen“ Galerie Anita Beckers, Frankfurt, Germany
“Passion des Sammelns“ Sammlung Rik Reinking, Halle 14 / Alte Baumwollspinnerei Leipzig, Germany
“See History“ Kunsthalle zu Kiel, Germany (Cat.)
Vernissage: Samstag, 23. November 2019, 18:00 – 21:00 Uhr
Ausstellungsdaten: Samstag, 23. November 2019 – Samstag, 25. Januar 2020
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Bildunterschrift: Johannes Wald, Innere Räume, 2019. Courtesy the artist and Daniel Marzona, Berlin
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