post-title In Defense of Symbolic Value | Gruppenausstellung | Galerie Max Hetzler | 27.04.-10.06.2023.

In Defense of Symbolic Value | Gruppenausstellung | Galerie Max Hetzler | 27.04.-10.06.2023.

In Defense of Symbolic Value | Gruppenausstellung | Galerie Max Hetzler | 27.04.-10.06.2023.

In Defense of Symbolic Value | Gruppenausstellung | Galerie Max Hetzler | 27.04.-10.06.2023.

bis 10.06. | #3870ARTatBerlin | Galerie Max Hetzler zeigt ab 27. April 2023 die Gruppenausstellung In Defense of Symbolic Value kuratiert von Isabelle Graw des Künstler*innen Merlin Carpenter, Jutta Koether, Valentina Liernur, Kerry James Marshall, Albert Oehlen, Adam Pendleton, Avery Singer, SoiL Thornton und Rosemarie Trockel. Soundtrack von Jens–Uwe Beyer.

In den letzten Jahren hat der Kunstmarkt erneut einen Strukturwandel durchlaufen. Während einerseits seine Akteure zum Teil in den digitalen Bereich abgewandert sind, haben andererseits einige Mega-Galerien ihre Filialen in analogen Luxusresorts wie Aspen, Monaco oder Menorca eröffnet, wo ihre wohlhabende Kundschaft unter sich bleiben kann. Für diese Entwicklungen, die die Bedingungen der Kunstproduktion und -rezeption maßgeblich beeinflussen, habe ich den Begriff der „Resortisierung“ geprägt: „Resortisierung“ bedeutet den Abschied vom Habermas’schen 1 Ideal einer kritischen Öffentlichkeit, die traditionell für die Bewertung von Kunst zuständig ist, während das analoge Luxusresort seine Pforten 2 nur für die wirtschaftliche Elite öffnet, die sich die Reise und den Aufenthalt leisten kann. Theoretisch könnte jeder, der einen Internetanschluss hat, über die sozialen Medien an den Veranstaltungen teilnehmen. Doch auch dort – etwa auf Instagram – bleibt man in einer Resort-ähnlichen Blase, in der, so Vera King, digitale Verbundenheit mit sozialen Beziehungen verwechselt wird.3 Der Preis für die Sichtbarkeit auf solchen Plattformen ist die Verschleierung der sozialen Kontexte, die Kunstwerke symbolisch bedeutsam machen. Selbst im Luxusresort macht es das Fehlen einer kritischen Bewertung schwierig zu verstehen, was in künstlerischen Praktiken symbolisch auf dem Spiel steht – was nicht bedeutet, dass ihre Bedeutung jemals vollständig mit diesen Kontexten verbunden ist.

Vor diesem Hintergrund untersucht die Ausstellung In Defense of Symbolic Value, was es für künstlerische Praktiken bedeutet, zunehmend zwischen Luxusresorts und digitalen Blasen zu zirkulieren. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf Praktiken, die in der kommerziellen Sphäre stattfinden. Die Ausstellung stellt die Frage: Wie kann der symbolische Wert der Kunst – d. h. der Wert ihrer symbolischen Leistung, der anderswo verhandelt wird – im Luxusresort bestimmt werden, wenn diejenigen, die diesen Wert traditionell bestimmen, abwesend sind? Im Internet ist der symbolische Wert durch quantitativ messbare Leistungen (die Anzahl der Likes, Follower oder Marktpreise) ersetzt worden. In Defense of Symbolic Value stellt sich dieser Tendenz zur Quantifizierung der Kunst entgegen, indem es auf der nicht-numerischen Messbarkeit des symbolischen Wertes beharrt. Gerade weil seine Relevanz sowohl online als auch offline abzunehmen scheint, wird der symbolische Wert hier zur zentralen künstlerischen Leistung erklärt, die immer wieder situativ verhandelt werden muss. Die Ausstellung konzentriert sich also auf das, was Kunst unter den Bedingungen des Ortes leistet.

In Defense of Symbolic Value präsentiert die Arbeiten von neun Künstlern, die sich – einige expliziter als andere – mit der aktuellen Verschiebung hin zu einer reorganisierten Kunstwirtschaft auseinandersetzen. Gemeinsam ist den gezeigten Arbeiten, dass der aktuelle Wandel in der Zirkulationssphäre in den Kunstwerken selbst sichtbar wird. Einige Werke spielen auf ihr eigenes Wertschöpfungspotenzial an, indem sie entweder die neuen Bedingungen des Resorts als Material verwenden oder allegorische Bilder dieser besonderen Phase des Kapitalismus produzieren. Einige Arbeiten operieren mit Zeichen oder Sprache, als ob sie der aktuellen „Bewertungsgesellschaft“ (Steffen Mau) etwas Diskursives entgegensetzen wollten. Andere Künstler verweisen auf die Bedeutung sozialer Kontexte und kompensieren damit den Verlust von kontextuellem Wissen im Resort. Schließlich wird auch dem Siegeszug der digitalen Kultur Rechnung getragen, teils durch die Einbeziehung digitaler Prozesse, teils durch Anspielungen auf die neuen Formen sozialer Interaktionen, die durch soziale Medien entstehen.

Angesichts der zunehmenden Bedeutung von Distribution und Zirkulation unter den Bedingungen des Resorts legt diese Ausstellung einen besonderen Schwerpunkt auf die Produktion eines Kunstwerks, auf die Spezifika künstlerischer Arbeit. Die sichtbaren Spuren der Arbeit verweisen schließlich auf die Besonderheit der Kunst als Ware. Allerdings ist es sicherlich richtig, dass Kunstwerke wie Finanzanlagen dazu neigen, ihren Arbeitskontext zu verbergen – dies gilt umso mehr, wenn sie in einer finanzialisierten oder resortierten Wirtschaft zirkulieren. Aber im Gegensatz zu Vermögenswerten können Kunstwerke den Eindruck erwecken, dass sie mit den Realitäten künstlerischer Arbeit gesättigt sind, was sie zu Vermögenswerten der besonderen Art macht.

Im Resort treffen wir also sowohl auf eine Abstraktion von der künstlerischen Arbeit, deren Spezifität hier in den Hintergrund gerät, als auch auf eine Fetischisierung dessen, was sie vermeintlich oder tatsächlich von anderen Formen der Arbeit unterscheidet. Um in dieser Ausstellung die ebenso verborgene wie fetischisierte künstlerische Arbeit symbolisch in den Ort zu integrieren, wurden die teilnehmenden Künstler gebeten, den Klang ihres Arbeitsprozesses (teilweise in abstrahierter Form) aufzunehmen. Der Musiker Jens-Uwe Beyer hat diese Aufnahmen zu einem Soundtrack verdichtet, der als eine Art akustische Klammer für die Ausstellung fungiert.

Alle in In Defense of Symbolic Value vertretenen Künstler verwenden die Malerei (oder in einigen Fällen die Malerei ohne Malerei) als ihr Medium. Die Popularität dieses „Erfolgsmediums“ ist unter den Bedingungen des Kurortes ungebrochen; selbst nach der viel beschworenen Auflösung der Künste steht die Malerei noch immer an der Spitze der künstlerischen Hierarchie, wie ihr anhaltender Wohlstand auf dem Auktionsmarkt beweist. Schon allein deshalb sind malerische Praktiken gut positioniert, um sich an der Reflexion von Wertbildungsprozessen zu beteiligen. Sie blicken dabei auf eine lange Geschichte zurück – eine Geschichte der Wertreflexion, die sich bis in die frühe Neuzeit zurückverfolgen lässt und die mit dieser Ausstellung fortgesetzt wird.

Isabelle Graw 

Location: Bleibtreustraße 45 and 15/16, 10623 Berlin

Vernissage : Donnerstag, 27. April 2023, 18:00 – 21:00 Uhr

Ausstellungsdaten: Freitag, 28. April – Samstag, 10. Juni 2023

Zur Galerie

 

 

Bildunterschrift Titelbild: Key Visual by Clara Peeters, A Bouquet of Flowers, ca. 1612, Collection of the Metropolitan Museum of Art, New York

Ausstellung In Defense of Symbolic Value– Galerie Max Hetzler | Contemporary Art – Zeitgenössische Kunst in Berlin – Ausstellungen Berlin Galerien – ART at Berlin

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