post-title Hein Gravenhorst | photo edition berlin | 10.07.-17.09.2016

Hein Gravenhorst | photo edition berlin | 10.07.-17.09.2016

Hein Gravenhorst | photo edition berlin | 10.07.-17.09.2016

Hein Gravenhorst | photo edition berlin | 10.07.-17.09.2016

bis 17.09. | #0604ARTatBerlin | photo edition berlin zeigt ab dem 10. Juli 2016 die Ausstellung „Lichtreflex: Transformation – Translation – Rotation 1964 – 1968“ des Künstlers Hein Gravenhorst.

Die Photo Edition Berlin präsentiert ab dem 9. Juli 2016 die Ausstellung von Hein Gravenhorst „Lichtreflex: Transformation – Translation – Rotation“, mit seltenen Vintage Abzüge aus den Jahren 1964 – 1968, als auch neue Editionen seiner Werke. Es ist die erste Einzelausstellung des Künstlers in der Galerie.

Kontext

1968 stellte Hein Gravenhorst zusammen mit Gottfried Jäger, Pierre Cordier und Kilian Breier im Bielefelder Kunsthaus aus. Der Titel dieser Ausstellung „Generative Fotografie“ war gleichsam Programm. Die Fotografen einte ein ästhetisches Prinzip, das gekennzeichnet war durch: „Erzeugung ästhetischer Strukturen auf Grund definierter Programme, die durch fotochemische, fotooptische oder fototechnische Operationen realisiert werden mit dem Ziel, einen optionalen und funktionalen Bezug aller am Aufbau der ästhetischen Struktur beteiligten Elemente zu erreichen.“

Diese Richtung der Fotografie suchte logisch nachvollziehbare ästhetische Strukturen zu erzeugen und bezog sich im besonderen Maße auf Max Benses „Generative Ästhetik“. Bense lieferte mit seiner Generativen Ästhetik für diese Fotografen, besonders Jäger und Gravenhorst, ein „Erzeugungsprinzip“, um ästhetische Zustände (innovative Ordnungen, im Sinne originaler Verteilung oder Gestaltung) über bestimmte Operationen methodisch zu erzeugen. Wie Gravenhorst es darlegt, konnte über die methodische Erzeugung ästhetischer Strukturen das hervorgerufen werden, „was wir als „Ordnungen“ und „Komplexität“ makroästhetisch – und „Redundanzen“ und „Information“ mikroästhetisch an Kunstwerken wahrnehmen.“

Im Zeitraum von 1964-1968 hat Gravenhorst ein unvergleichlich originäres Werk geschaffen. Exemplarisch werden verschiedene Werkzyklen aus dieser Zeit mit seltenen Unikaten vorgestellt.

Seine Werke sind in internationalen privaten wie öffentlichen Sammlungen vertreten. In den letzten Jahren Ankäufe durch die Sammlung Peter C. Ruppert, Würzburg (2007) und das MOMA, New York.

Seit Mitte der 1970er Jahre widmet sich Hein Gravenhorst als Therapeut der Heilkunst.
Er lebt und arbeitet in Berlin.

Zu den Werken und der Ausstellung

Hein Gravenhorst und seine Fotomechanischen Transformationen
von Gottfried Jäger im Juni 2016

Die Fotomechanischen Transformationen von Hein Gravenhorst ruhten seit einem halben Jahrhundert im Verborgenen und werden hier und jetzt erstmals in einer Einzelausstellung gezeigt.

Angesichts ihrer Stellung ist das eine kleine Sensation und das Verdienst einer Galerie, die sich in den vergangenen Jahren verstärkt den bildgebenden Tendenzen der Fotografie gewidmet hat. Es ist ein ästhetisches Programm, das den formgebenden Eigenschaften der Fotografie gegenüber ihren abbildenden und darstellen den Vorzug gibt. Und im Rahmen der Geschichte dieses Genres kommt den Fotomechanischen Transformationen von Hein Gravenhorst zentrale Bedeutung zu. Sie zählen zu den Schlüsselwerken der Generativen Fotografie, einer Bewegung der 1960er-Jahre,
die das algorithmische Programm und eine strikt methodisch-serielle Bildauffassung in die Fotogeschichte einführte. Hein Gravenhorst ist ein Exponent und Hauptvertreter dieses Stils.

Als einer der vier Künstler ihres ersten Manifests Anfang 1968 in Bielefeld zählt er zu seinen Gründervätern. Dieser Hintergrund mag die eingangs als „Sensation“ behauptete Präsentation seiner Arbeiten hier und jetzt noch stützen. Doch beruht sie hauptsächlich auf den Werken des Künstlers, durch die eine radikale, strikt numerisch geprägte Bildauffassung zu einer beglückenden sinnlichen Erfahrung wird.

„Fotomechanische Transformationen entstanden unter dem Aspekt der Programmierung
ästhetischer Strukturen, deren Herstellung nach den Erkenntnissen einer übergeordneten, rationalen Ästhetik formal beschreibbar ist und deren Prozess nach zwei Prinzipien aufgebaut ist,“ so die trockene Eingangserklärung Gravenhorsts zu seinen Fotomechanischen Transformationen in unserer ersten gemeinsam herausgegebenen und selbst verlegten Publikation im Anschluss an die erwähnte Ausstellung. Als die zwei Prinzipien nennt er das ästhetische Prinzip ‚Gestaltung’ und das technische Verfahren ‚Realisation’. Und weiter: „Das ästhetische Prinzip bezieht sich auf die methodische Erzeugung ästhetischer Zustände und kann, so nach Max Bense, als Erzeugungsästhetik oder ‚Generative Ästhetik’ aufgefasst werden.“ Damit verweist Gravenhorst auf den Vater computerbasierter Kunst jener Zeit, den Philosophen Max Bense (1910-1990), der an der früheren TU Stuttgart lehrte und mit seinen Vorlesungen und Schriften die erste Generation von Computerkünstlern (damals noch ein Unwort) in Deutschland hervorbrachte.

Hein Gravenhorst lebte mit seiner Familie von 1963 bis 1970 in Winnenden bei Stuttgart und arbeitete dort unter anderem mit dem Wissenschaftsfotografen Manfred Kage zusammen. Ich besuchte beide anlässlich einer Reportage für das Magazin Format. So begannen zwei Künstlerfreundschaften. Mit Hein Gravenhorst besuchte ich danach eine Reihe von Kollegen wie Frieder Nake in Stuttgart, Pierre Cordier in Brüssel und den Physiker und Kunsttheoretiker Herbert W. Franke in Pullach bei München. Wir ließen uns anstecken von ihren aufgeklärten Ideen und nahmen mit unseren Arbeiten an internationalen Ausstellungen und Kolloquien teil. Dazu zählten „nova tendencija“ in Zagreb 1969 und „Wege zur Computerkunst“ ab 1969 in zahlreichen Ländern und Kontinenten – um nur diese zu nennen. Eine Fassung der letztgenannten, von Herbert W. Franke konzipierten Ausstellung, zeigte Hein Gravenhorst 1970 in Verbindung mit einem Kolloquium als Einführung zu seiner Fotoprofessur an der FH Kiel, die er bis 1975 wahrnahm. In den Jahren danach schlug er andere existenzielle Wege ein.

Unsere Gemeinsamkeiten endeten, um Anfang der 1990er-Jahre einen neuen Anfang zu nehmen. Die Wiederbegegnung mit den Fotomechanischen Transformationen bereitet m. E. nun nicht nur ein nostalgisches Vergnügen. Angesichts der aktuellen Fotokunst digitaler Prägung kann man sogar feststellen: Sie liegen im Trend. Der kreative Umgang mit dem Fotoprozess und seinen bildgebenden Methoden ist selbstverständlich geworden und wird kaum mehr problematisiert und hinterfragt. Denn übereinstimmend gilt: Fotos werden nicht nur aufgenommen, sondern gemacht, es sind Konstrukte eigener Machart: „You do not take a photo, you make it!“ Diese Erkenntnis ist zu einem Trend geworden, zu einem ‚turn’, und hat zu einer Kultivierung und zur künstlerischen Aneignung eben dieses Transformationsprozesses geführt. Und das nicht nur bildlich sondern auch begrifflich. So ersetzt der Begriff ‚Bildbearbeitung’ heute den früheren Begriff ‚Bildmanipulation’ – für den gleichen Vorgang, also den kreativen Eingriff in einen vormals auf Abbildungstreue zielenden Fotoprozess. Die Vision der ‚kreativen’ Vorkämpfer hat sich erfüllt, und der Fotoprozess selbst wurde zum Thema, zu einem Gegenstand eigener Art. Das ‚Medium’ Fotografie ist ‚Objekt’ und ein diskursiver Gegenstand künstlerischer und wissenschaftlicher Foren.

Als signifikantes Modell dieser Bewegung können nun die Fotomechanischen Transformationen von Hein Gravenhorst gelten. Mit ihrer geometrischen Klarheit und Transparenz setzten sie ein historisches Zeichen. Sie entstanden mit technischen Mitteln auf der Höhe ihrer Zeit, mit Optik, Chemie und einer ausgefeilten Trickfilm-Mechanik nach dem damaligen „Stand der Technik“, bei der der Computer noch keine Rolle spielte. Es sind Unikate auf der Basis analoger Mehrfachbelichtungen auf einem fotochemischen Bildträger. Ihr ästhetisches Konzept liegt offen zutage und zeigt in sich selbst schlüssige Entwürfe. Ihr Entstehungsprozess ist Schritt für Schritt nachvollziehbar. Es gibt keine metaphysischen Schatten. Doch die kunstwissenschaftliche Einordnung der Fotomechanischen Transformationen von Hein
Gravenhorst steht noch aus. Vielleicht kann die aktuelle Ausstellung einen Anstoß dazu geben.

Vernissage: Samstag, 09. Juli 2016, 19:00 – 22:00 Uhr. Der Künstler ist anwesend
Musik: DMAN, Label HD800, Mannheim

Ausstellungsdaten: Sonntag, 10. Juli bis Samstag, 17. September 2016

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Bildunterschrift: Serie: Wellenelement, Multiple Rotation, 1967, Unikate je 50 x 50 cm, Barytpapier.

Ausstellung Hein Gravenhorst – photo edition berlin – Kunst in Berlin ART at Berlin

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