post-title Ensemble | Jac Leirner + Rafa Silvares | Esther Schipper | 14.11.–18.12.2025

Ensemble | Jac Leirner + Rafa Silvares | Esther Schipper | 14.11.–18.12.2025

Ensemble | Jac Leirner + Rafa Silvares | Esther Schipper | 14.11.–18.12.2025

Ensemble | Jac Leirner + Rafa Silvares | Esther Schipper | 14.11.–18.12.2025

bis 18.12. | #4880ARTatBerlin | Galerie Esther Schipper präsentiert ab Freitag, 14. November 2025, die Ausstellung Ensemble der Künstler Jac Leirner und Rafa Silvares.

Esther Schipper freut sich, die Ausstellung „Ensemble“ anzukündigen, die Werke von Jac Leirner und Rafa Silvares vereint. Für Silvares ist es die erste, für Leirner die dritte Ausstellung in der Galerie. Im Jahr von Silvares’ Geburt, etwa hundert Kilometer landeinwärts, schloss Leirner ihre künstlerische Ausbildung ab; Jahrzehnte später studierte Silvares am selben Institut in São Paulo. Die Ausstellung, die ihren regen Briefwechsel fortsetzt, ist das Ergebnis des Austauschs der Künstler in ihren jeweiligen Welten. Ausgehend von der Gewohnheit, Alltagsgegenstände aufzuheben, zu skizzieren und aufzubewahren, erinnert der Dialog der Künstler an eine Benjamin’sche Ode an das Sammeln.

Eine neue Version von Leirners bahnbrechendem Werk „Hip Hop“ (1998/2025) erstreckt sich über die Wände des Ausstellungsraums. „Hip Hop“, Teil der Solomon R. Guggenheim Collection, wurde bereits in acht Institutionen auf verschiedenen Kontinenten präsentiert. Für diese Präsentation hat Leirner eine neue Version des historischen Werkes geschaffen und das Motiv „Scratch“ hinzugefügt – eine Abfolge von vier parallelen, diagonalen Balken. Die Installation ist eine Hommage an Piet Mondrians vorletztes Gemälde „Broadway Boogie Woogie“ (1942–43) und verdankt ihren Namen den ungestümen Rhythmen, die aus der Bronx in New York die Weltbühne eroberten. In ihrer Materialität – einer horizontalen Linie aus Hunderten von Klebebandstreifen unterschiedlicher Breite, Farbe und Dicke – zeugt die Arbeit von der vielschichtigen Sozialität des Musikgenres: Einst aus den Straßenfesten der schwarzen und braunen Bevölkerung hervorgegangen, feiert Hip-Hop bis heute die Verschmelzung von Schlagzeug, Gesang und Tanz. Durch die Kombination von chromatischer Konfrontation und quadratischer Dehnung übersetzt Leirner die Phonetik des Namens „Hip-Hop“ in den Raum. Dynamisch und farbsatt, schwingt das Werk mit den pulsierenden Loops des Musikgenres mit und unterstreicht die Bedeutung von Leirners musikalischem Hintergrund als prägende Erfahrung. Angetrieben vom transgressiven Potenzial der Musik, erinnert Hip Hop an die Adaption dröhnender Frequenzen in die Optik des Rhythmus. Anthropomorphic (2024), eine um die eigene Achse gedrehte Metallkette, durch die blaue Plastiktüten gefädelt sind, bekräftigt die treibende Kraft des Rhythmus innerhalb einer skulpturalen Grammatik.

Sechs neue Gemälde von Silvares sind in Hip Hop installiert. Die Kette verläuft durch ihren Kern und bildet eine verbindende horizontale Linie zwischen ihnen. Vier großformatige Gemälde hängen nacheinander; jedes zeigt eine abstrakte Landschaft aus zähflüssigen Hügeln, die sich langsam zu entfalten scheinen und nur von den klaren Konturen metallischer Objekte unterbrochen werden. Metall ist ein wiederkehrendes Motiv mit symbolischer Kraft; seine harte, glänzende, reflektierende Oberfläche evoziert das Versprechen der Moderne mit ihren wissenschaftlichen Vorstellungen von Reinheit und Desinfektion. In „Pillars“ (2025) ergießt sich ein fein poliertes Rohr mit einem Schwall zähflüssiger Silberfarbe in den Vordergrund des Gemäldes, während „Mill“ (2025) eine spiralförmige Schraubenklinge zeigt. „Titanium“ (2025) stellt ein zusammengepresstes Rohr dar, das der herausgepressten weißen Farbe zugewandt ist; die Silhouette erinnert an eine Sanduhr und ist charakteristisch für die fließenden Pinselstriche des Künstlers. „Hiperlink“ (2025) zeigt ineinandergreifende Karabinerhaken und ist eine Hommage an Leirners Markenzeichen, im Baumarkt gekaufte Produkte zu umfangreichen Installationen zu verknoten, zu befestigen oder anderweitig zu verbinden. In „Pole“ (2025) scheint die Zeit stillzustehen, während eine leuchtend rote Dose in einer Hydraulikpresse zerdrückt wird. Die vertikale Komposition des Werks, die an eine bröckelnde Säule erinnert, unterbricht kurzzeitig die Dynamik von „Hip Hop“ und greift gleichzeitig die hohe, ruhige Dynamik von „Anthropomorphic“ auf. Silvares’ Ölgemälde „808“ (2025) zeigt glänzende, perfekt runde Knöpfe in Aluminiumgrau, umhüllt von intensiven Rot-, Gelb- und Blautönen – eine weitere Hommage an Mondrian. Eine weitere Referenz, die sich im Titel des Werkes widerspiegelt, ist die legendäre Drum-Machine Roland TR-808 Rhythm Composer, ein Grundpfeiler der frühen Hip-Hop-Samples.

Als würden die auf Silvares’ „808“ geloopten, gesampelten Beats, die die Form von Leirners „Hip Hop“ annehmen, von den Galeriewänden widerhallen, inszeniert die Ausstellung die Umwandlung von Klang in Farbe, indem sie dessen wesentliche Form – die Frequenz – freilegt. Seite an Seite und übereinander erweitern Leirner und Silvares ihre Auseinandersetzung mit chromatischer Schwingung zu einem Ensemble rhythmischer Interventionen. Beide Künstler greifen auf eine ungebändigte Farbpalette zurück und scheuen weder leuchtende Farben noch markante Akzente oder prägnante Kontraste. Die bewusste Platzierung von Farbe in ihren jeweiligen Werken zeugt jedoch von einer Ästhetik sinnlicher Feinabstimmung. Was die Künstler bei der Analyse von Farbe durch räumlich-zeitliche Entfaltung antreibt, ist also nicht die nüchterne Messlatte der Begrenzung, sondern vielmehr eine anhaltende Faszination für Intensität, Rhythmus und Frequenz.

Ausstellungsdaten: Freitag, 14. November – Donnerstag, 18. Dezember 2025

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Bildunterschrift Titel: Jac Leirner, Hip Hop (sketch), 1998 – 2025.  Rafa Silvares, 808, 2025. Foto: © Jerzy Goliszewski

Ausstellung Ensemble – Esther Schipper | Zeitgenössische Kunst in Berlin | Contemporary Art | Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin

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