post-title Bridget Riley | Wall Works 1983–2023 | Galerie Max Hetzler | 09.06.-19.08.2023

Bridget Riley | Wall Works 1983–2023 | Galerie Max Hetzler | 09.06.-19.08.2023

Bridget Riley | Wall Works 1983–2023 | Galerie Max Hetzler | 09.06.-19.08.2023

Bridget Riley | Wall Works 1983–2023 | Galerie Max Hetzler | 09.06.-19.08.2023

bis 19.08. | #3938ARTatBerlin | Galerie Max Hetzler (Potsdamer Str.) zeigt ab 9. Juni 2023 die Ausstellung Wall Works 1983–2023 der Künstlerin Bridget Riley.

Wall Works 1983-2023, ist eine Einzelausstellung von Bridget Riley in der Galerie Max Hetzler, Potsdamer Straße 77-87. Es ist die neunte Einzelausstellung der Künstlerin in der Galerie und die bisher umfassendste Retrospektive ihrer Wandmalereien. Dreizehn Kompositionen, von denen die Hälfte Leihgaben aus internationalen öffentlichen Sammlungen sind und vier neu entstanden sind, bieten einen Überblick über diese wichtige Werkgruppe.

Wer die Ausstellungsräume der Galerie Max Hetzler in diesen Tagen betritt, erhält die Gelegenheit, ganz in die Welt der englischen Malerin Bridget Riley (geb. 1931) einzutauchen. Dreizehn großformatige Gemälde erstrecken sich über die Wände, verteilt über zwei Stockwerke. Die Werke setzen sich zu einer heiteren Schule des Sehens zusammen. Für Riley ist der Akt des Sehens keine Selbstverständlichkeit. Im Gegenteil. Betrachten, Beobachten, Schauen und Fokussieren sind Handlungen, die häufig von den Ausführenden selbst nur schlecht verstanden werden. Nach Riley besteht die Herausforderung der modernen Kunst darin, die „Malerei noch einmal zu lernen und für sich selbst wiederzufinden”. Ihr Ausgangspunkt ist die vielfältige Art und Weise, wie uns die Welt erscheint und die Frage, wie das Sehen in Malerei übersetzt werden kann. Was häufig als „Realismus” bezeichnet wird, hält die Künstlerin für ein Missverständnis. In einem Gespräch von 1998 bringt sie die Fehleinschätzung dessen, was wir für gemalte Wirklichkeit halten, auf den Punkt: „Die Menschen wären in der Tat sehr bestürzt, wenn die wirkliche Welt so tot in ihren Erscheinungen wäre, wie sie das anscheinend von einem Gemälde erwarten.”

Wie also sehen wir? Die Wandgemälde setzen sich aus den Elementen der sichtbaren Phänomene zusammen, dem Baukasten der Erscheinungen. Farbe. Form. Hell. Dunkel. Umriss. Füllung. Träger. Der Eindruck jedoch, dass die minimalistischen Formen Hand in Hand mit einer einfachen Seherfahrung gingen, trügt. Die Wahrnehmung spielt uns Streiche. Dancing to the Music of Time lautet etwa der Titel der Arbeit, die 2022 für die National Gallery of Australia, Canberrra, geschaffen wurde. Was wie eine Ansammlung verschiedenartiger Punkte zu sein scheint, setzt sich plötzlich in Bewegung, während der Blick über die Oberfläche streift. Das Auge wird von „Lichtblitzen überrascht”, wie Riley festhält. Auch bei Composition with Circles 5 von 2005 verliert der Sehsinn die Übersicht und die Kreise beginnen zu schwingen. Es gibt kein Haupt- und Nebengeschehen, vergeblich versuchen die Linsen scharfzustellen.

Riley knüpft mit ihren Bildern an eine Tradition an, die weit in die Kunstgeschichte zurückreicht. Das Phänomen der Wahrnehmung hat im 19. Jahrhundert kaum eine Kunstrichtung mehr beschäftigt als den Impressionismus, insbesondere den französischen Maler Georges Seurat, in dessen Werken sich Städte samt ihren Einwohnern in zitternde Punkte auflösen, als ob sie jeden Moment wie ein Vogelschwarm auseinanderstieben könnten. Die Streiche, die uns Licht und Schatten spielen, veranlassten im selben Zeitraum den deutschen Physiker und Physiologen Hermann von Helmholtz zu dem launigen Ausspruch über das menschliche Auge, dass wenn ein Optiker ihm ein derart „nachlässig gearbeitetes Instrument verkaufte”, er sich für „vollständig berechtigt halten [würde], es ihm zurückzugeben”. Nachbilder, Fehlfarben, Lichtblitze – Helmholtz‘ Mängelliste war lang. Riley aber stellt diese Bewertung auf den Kopf, indem sie die vermeintliche Schwäche als Stärke versteht. Die Eigenwilligkeiten des Auges sind die Grundlage für das Vergnügen des Sehens. Sie sind kein Mangel, sondern liefern den Reichtum, aus dem die Kunst schöpfen kann.

Diese Vielfalt ist Rileys Lebensthema: In Intervals Wall Painting, 2021, sind es zunächst einfach scheinende Akkorde von drei Farbtönen die für Überraschungen sorgen, bei Rajasthan (Wall Painting), 2012, sucht der Blick vergeblich die Grenze, wo das Bild aufhört und die Wand beginnt. In Cosmos, 2017, scheinen die Punkte wie Sterne im All über der Wand zu schweben, mal näher, mal ferner. Es sind Bridget Rileys Werke, die uns daran erinnern, dass wir die Malerei brauchen, um das Hochgefühl des Sehens zu verstehen.

Julia Voss

Zeitgleich mit dieser Retrospektive von Bridget Rileys Wandgemälden in Berlin wurde das erste Deckengemälde der Künstlerin Anfang Mai 2023 in der British School at Rome enthüllt. Das großformatige Werk mit dem Titel Verve wurde im Foyer der BSR installiert. Es erstreckt sich über vier Tonnengewölbe der Decke und nutzt Rileys “ägyptische Palette”, um „einen Blick auf die Natur in ihrer vielversprechendsten und heitersten Stimmung” zu bieten.

Bridget Riley wurde 1931 in London, Vereinigtes Königreich, geboren, wo sie lebt und arbeitet. Einzelausstellungen der Künstlerin fanden in internationalen Institutionen statt, darunter das Hammer Museum, Los Angeles (2023); Art Institute of Chicago (2022 und 2014); Zentrum Paul Klee, Bern; Yale Center for British Art, New Haven; Philips Collection, Washington, D.C. (alle 2022); Hayward Gallery, London (2019-2020); National Galleries of Scotland, Edinburgh; National Gallery, London (beide 2019); Kawamura Memorial DIC Museum of Art, Sakura (2018); Gemeentemuseum, Den Haag; Scottish National Gallery of Modern Art, Edinburgh (beide 2016); The Courtauld Institute, London (2015); Museum für Gegenwartskunst, Siegen (2012); The National Gallery, London (2010); Musée d’Art Moderne de Paris (2008); Museum of Contemporary Art, Sydney (2004); Tate Britain, London (2003); Dia Center for the Arts, New York (2000); Serpentine Gallery, London (1999); National Museum of Modern Art, Tokio (1980); Museum of Fine Arts, Dallas (1978); Kunsthalle Bern; Kunsthalle Düsseldorf (beide 1971); Kunstverein Hannover (1970); Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam (1969); und The Museum of Modern Art, New York (1966). Die Künstlerin vertrat Großbritannien auf der 34. Biennale in Venedig (1968), wo sie mit dem Preis für Malerei ausgezeichnet wurde. Riley nahm an der Documenta IV (1968) und der Documenta VI (1977) teil.

Bridget Rileys Werke befinden sich in den öffentlichen Sammlungen von mehr als 113 Museen und Stiftungen weltweit, darunter das Centre Pompidou, Paris, Dallas Museum of Art, Museum of Contemporary Art, Los Angeles, Museum of Modern Art, New York, Staatsgalerie Stuttgart und Tate, London.

Das Werk der Künstlerin wird von Juni bis Oktober 2023 in einer Einzelausstellung in The Morgan Library & Museum, New York, zu sehen sein.

Location : Potsdamer Straße 77–87, 10785 Berlin

Vernissage : Freitag, 9. Juni 2023, 18:00 – 20:00 Uhr

Ausstellungsdaten: Freitag, 9. Juni – Samstag, 19. August 2023

Zur Galerie

 

 

Bildunterschrift Titelbild: Bridget Riley, Rajasthan (Wall Painting), 2012 Photo: Staatsgalerie Stuttgart

Ausstellung Bridget Riley – Galerie Max Hetzler | Contemporary Art – Zeitgenössische Kunst in Berlin – Ausstellungen Berlin Galerien – ART at Berlin

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