post-title Beate Kuhn | Esther Schipper | 16.03.-14.04.2018

Beate Kuhn | Esther Schipper | 16.03.-14.04.2018

Beate Kuhn | Esther Schipper | 16.03.-14.04.2018

Beate Kuhn | Esther Schipper | 16.03.-14.04.2018

bis 14.04. | #1919ARTatBerlin | Esther Schipper zeigt zur Zeit eine Ausstellung mit Keramiken der Künstlerin Beate Kuhn.

Esther Schipper freut sich, eine Ausstellung mit Werken aus dem Nachlass von Beate Kuhn anzukündigen. Von der bedeutenden deutschen Keramikerin werden Arbeiten aus verschiedenen Schaffensperioden gezeigt.

Beate Kuhn gehörte zu den wichtigsten deutschen Keramikerinnen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Nicht zuletzt beeinflusst von der intensiven Beschäftigung mit zeitgenössischer Musik, insbesondere der Kompositionen der Neuen Musik nach 1945, entwickelte sie ein geradezu avantgardistisches Verhältnis zu ihrem eigenen Metier, dessen Grenzen sie früh schon über alles Herkömmliche oder Zweckhafte hinaustrieb. Als eine der ersten sah sie hier die Möglichkeiten struktureller Analogien und übertrug die kompositorischen Grundprinzipien von Wiederholung und Variation in die zeitgenössische Keramik. So erfand sie sich ein ganz eigenes, unverwechselbares Idiom: Indem sie auf der Scheibe gedrehte, endlos variierte, farbig glasierte Elemente zu größter Komplexität montierte, entwickelte sie eine zwar aus den genuinen Mitteln und Techniken der Töpferei stammende, gleichwohl aber freie keramische Plastik, wie es sie vorher nie gegeben hatte. Motivische Anregungen waren ihr hierbei, im weitesten Sinne, Geschöpfe und Gebilde der Natur, die sie – programmatisch in abstrahierender Interpretation von Gewächs als organische Komposition – mittels Reihung und Montage in plastische Formen verwandelte. Nachträglich braucht es nicht viel, in den ungegenständlichen Reihungen, zu Agglomerationen und Clustern verbundenen, in Größe, Chromatik und Rhythmik modulierten Volumina Kompositionen zu sehen, die aus ihrer plastischen Räumlichkeit wiederum in klangliche Zeitlichkeit übersetzbar und als akkordische und melodische Partituren lesbar wären.

Am 1. Juli 1927 in Düsseldorf geboren entstammte Kuhn einem künstlerischen Elternhaus – der Vater war Bildhauer, die Mutter Pianistin. Ein kurz nach dem Ende des 2. Weltkriegs begonnenes Kunstgeschichtsstudium in Freiburg prägte sie nachhaltig. Als die künstlerische Moderne nach Deutschland zurückkehrte, waren die Heroen der jungen Kunstenthusiastin Maler wie Paul Klee und Joan Miró. In einem Vorkriegskatalog abgebildet fand sie Gefäße des Keramikers Jan Bontjes van Beek und sah hier mit einem Mal ihren Weg. Ab 1949 studierte Kuhn an der Werkkunstschule in Wiesbaden, nach der Gesellenprüfung an der Werkkunstschule Darmstadt bei Friedrich Theodor Schroeder. 1953 übernahmen sie und der gleichfalls an der Darmstädter Schule ausgebildete Karl Scheid die Werkstatt ihres Lehrers im südbadischen Dorf Lottstetten, wo Beate
Kuhn organische Geschirre und anthropomorphe Gefäßplastiken bemalte, gürliche Abstraktion in der Art
ihrer Maler-Favoriten auf Keramik übertragend. Ab 1957 lebte Kuhn in Düdelsheim in Hessen, wo sie in unmittelbarer Nachbarschaft der neuen Werkstatt des Ehepaares Karl und Ursula Scheid und des Ateliers
des Bildhauers Bernhard Vogler einen von ihrem Bruder entworfenen Wohn- und Werkstatt-Bungalow
bezog: ein ungewöhnliches Einraum-Gebäude, welches Ort des Lebens und Arbeitens wurde. Mit ihrer
gegen das Ende der 1950er Jahre entwickelten Sprache der aus Drehteilen montierten Plastik wurde Kuhn
zu einer hochgeachteten, spätere Entwicklungen antizipierenden Ausnahmeerscheinung in der deutschen Keramik nach 1945. Anerkennungen und Preise häuften sich: 1968 wurde sie Mitglied der Genfer Académie Internationale de la Céramique, später gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern der Gruppe 83; zahlreiche Preise und Auszeichnungen wurden ihr zuteil; Ausstellungen hatte sie weltweit.

Am 10. Dezember 2015 starb Beate Kuhn im Alter von 88 Jahren und hinterließ ein in seiner Vielschichtigkeit und Konsequenz beindruckendes Lebenswerk. Die Pinakothek der Moderne in München widmete ihr 2017 eine große Werkschau.

Auswahl Einzelausstellungen: Beate Kuhn. Keramiken aus der Sammlung Freiberger, Die Neue Sammlung – The Design Museum, Pinakothek der Moderne, München (2017); GRASSI Museum für Angewandte Kunst, Leipzig (2016); Keramikmuseum Westerwald, Höhr-Grenzhausen (2012); Bruno11 und Schloss Büdingen, Büdingen (2010); Keramion – Museum für zeitgenössische keramische Kunst, Frechen (2007); Werkstatt Beate Kuhn, Düdesheim (2002); Museum Historisches Rathaus, Mölln (1997); Museum für Kunsthandwerk, Frankfurt am Main (1988); Keramion – Museum für zeitgenössische keramische Kunst, Frechen (1982).

Ausstellungsdaten: Freitag, 16. März bis Samstag, 14. April 2018

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Bildunterschrift: Beate Kuhn (1927–2015) in Lottstetten, 1956 Photo © Susanne Kuhn

Ausstellung Beate Kuhn – Esther Schipper – Contemporary Art Kunst in Berlin | ART at Berlin

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