post-title Ester Fleckner | All models are wrong, some are useful | Galerie Barbara Wien | 08.07.–26.08.2017

Ester Fleckner | All models are wrong, some are useful | Galerie Barbara Wien | 08.07.–26.08.2017

Ester Fleckner | All models are wrong, some are useful | Galerie Barbara Wien | 08.07.–26.08.2017

Ester Fleckner | All models are wrong, some are useful | Galerie Barbara Wien | 08.07.–26.08.2017

bis 26.08. | #1462ARTatBerlin | Galerie Barbara Wien zeigt seit dem 08. Juli 2017 die Ausstellung „All models are wrong, some are useful“ der Künstlerin Ester Fleckner.

In ihrer ersten Einzelausstellung in der Galerie Barbara Wien zeigt Ester Fleckner zwei neue Serien mit Holzschnitten: All models are wrong, some are useful und Companions 1-5, sowie Betonskulpturen. Auf den großen, unikaten Drucken finden sich Muster, komplexe, scheinbar abstrakte, geometrische Motive, die von der exakten Geometrie abweichen. Es ist nicht einfach, diese ausgefalteten Formen gedanklich zusammenzusetzen oder sich die Konstruktionen vorzustellen, die aus diesen eigenartigen Bildern gebaut werden könnten.
Ergänzt werden die Drucke der Serie All models are wrong, some are useful durch Betonobjekte, die am Boden liegen und die vielschichtige Verbindungen zu den Drucken haben. Es scheint als seien diese dreidimensionalen Objekte räumliche Umsetzungen der aufgefalteten Polyederformen auf den Drucken.

Polyeder sind feste, geometrische Formen mit mehreren Flächen und klaren Kanten. Sie werden in vielen Disziplinen benutzt, hauptsächlich in der Mathematik, wurden aber auch schon als metaphorisches Werkzeug zur Erklärung der menschlichen Psyche verwendet. Im späten 19. Jahrhundert schrieb der amerikanische Psychologe und Philosoph William James über die „Komplexität der Persönlichkeit, die schwelenden emotionalen Feuer“ und verglich als erster menschliche Charaktere mit der Form von Polyedern. Seine Auffassung von der Vielseitigkeit von Identität und Verhalten, die durch den amerikanischen Intellektuellen und Aktivisten Gregg Bordowitz aktualisiert wurde, ist die Inspiration für Fleckners letzte Serien. Fleckner bezieht sich auf diese geometrischen Anthropomorphismen und entwickelt Figuren, die zu unvollkommen aussehen, um als geradlinige Geometrie gelesen zu werden. Sie wirken fehlerhaft, nicht der Regel entsprechend, in gewisser Weise menschlich. Tatsächlich entstehen Fleckners Holzschnitte aus dem Handgelenk heraus und nähern sich dem Motiv durch Wiederholung – sie kopiert und wiederholt die Umrisse perfekter Polyedermodelle mit der Hand. Erwartungsgemäß entstehen auf diese Weise unvollkommene Formen und Asymmetrien.
Fleckners Polyeder wirken wie eine Sammlung krummbeiniger, verbogener Formen, die sich nicht zusammenzusetzen lassen. Die aus der Hand entwickelten Schwachstellen stören die geometrische Logik und verhindern ein effektives Ineinandergreifen.

Durch ihr mit Mängeln behaftetes System verweigert Fleckner eine normierende Ordnung, die chaotische und andere komplexe Formen geringschätzt. Ihr Vorhaben ist es, den wissenschaftlichen Disziplinen und Klassifizierungen, die danach streben, Fehler, Abweichungen und Unsicherheiten auszumerzen, etwas entgegen zu setzen.

Die zweite Serie Companions 1-5 verbindet eine Sammlung vertikaler Formen. Sie ähneln anatomischen Zeichnungen von Körpern mit übereinandergelagerten und dadurch unscharfen Rastern und erinnern an Wirbelsäulen. Ähnlich den Polyeder-Puzzles ist es auch bei dieser Serie schwierig, sich vorzustellen, von welchen Formen die ausgefalteten Modelle der Zeichnungen stammen. Tatsächlich gehen die Formen auf ausgefaltete Globen zurück. Zu diesen Drucken gibt es keine vergleichbaren Objekte im Raum, die Aufschluss geben könnten. Durch Abstraktion, das Fehlen von Konturen, Normen und Kategorien verhindert Fleckner einfache Zuordnungen.

Ein anderer Aspekt der Arbeit von Fleckner ist die Sprache. Sie überarbeitet die unikaten Drucke am Ende, indem sie Texte hinzufügt. Auch hier lassen Wiederholungen, Fehler und Durchstreichungen ihren Arbeitsprozess erkennen.

In dem Interview mit Mathias Danbolt „Fragments of Failure“ (2015) fasst Fleckner zusammen:

My interest in abstraction lies in the opportunity it gives to work with alternative languages and existences that relate to very concrete and real questions of the perception of bodies and difference.

Gauthier Lesturgie

Ester Fleckner
wurde1983 in Dänemark geboren. Sie lebt und arbeitet in Berlin.
Nach ihrem Abschluss 2013 an der Royal Danish Academy of Fine Arts in Kopenhagen, Dänemark, hatte sie mehrere Einzelausstellungen in der dänischen Hauptstadt, unter Anderem 2016 im Overgaden Institute of Art. Sie hat an zahlreichen Gruppenausstellungen teilgenommen, u.A. im Kunstnernes Hus, Oslo, Norwegen (2016), KH7 Artspace, Aarhus, Dänemark (2016), im Schwulen Museum, Berlin, (2015) im LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster, (2016), National Art Museum of Ukraine, Kiew, (2016), Latvian Centre for Contemporary Art, Riga, Lettland (2015), Dalian Art Museum, China (2014) und in der Malmö Konsthall, Schweden (2013). Ester Fleckner hat zahlreiche Stipendien und Preise bekommen, darunter von der Danish Arts Foundation (2014-2017), dem Aage og Yelva Nimbs Fond (2016), der Hielmstierne-Rosencroneske Stiftelse (2016), den Art Brussels Solo Prize (2016) und der Ole Haslunds Kunstnerfond (2015).

Vernissage: Freitag, 07. Juli 2017, 18:00 bis 21:00 Uhr

Ausstellungsdaten: Samstag, 08. Juli bis Samstag, 26. August 2017

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Bildunterschrift: Ester Fleckner, All models are wrong, some are useful, 2017 (detail)

Ausstellungen Berliner Galerien: Ester Fleckner – All models are wrong, some are useful – Galerie Barbara Wien | ART at Berlin

 

 

 

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