post-title Michael Joo | Simultaneity Biases | BLAIN|SOUTHERN | 20.01.-24.02.2018

Michael Joo | Simultaneity Biases | BLAIN|SOUTHERN | 20.01.-24.02.2018

Michael Joo | Simultaneity Biases | BLAIN|SOUTHERN | 20.01.-24.02.2018

Michael Joo | Simultaneity Biases | BLAIN|SOUTHERN | 20.01.-24.02.2018

bis 24.02. | #1804ARTatBerlin | BLAIN|SOUTHERN zeigt ab 20. Januar 2018 die Ausstellung „Simultaneity Biases“ des Künstlers Michael Joo.

In der Ausstellung Simultaneity Biases bei BLAIN|SOUTHERN thematisiert Michael Joo in seinen Arbeiten durch unterschiedliche Herangehensweisen die Idee des transitorischen Momentes von Objekten, Identitäten und Kunstwerken.

Geologische Transformationen, Umweltkatastrophen, menschliche Einflüsse, umstrittene Grenzgebiete, industrielle Prozesse, Materialverarbeitung und chemische Prozesse auf der Atomebene: All diese Formen der Veränderung spielen in seiner Arbeit und in seiner Auseinandersetzung mit den Räumen des Übergangs eine gleichwertige Rolle.

Zwei der ausgestellten Werkreihen beruhen auf seiner Erforschung der Insel Sapelo, einer Landmasse, die sich auf natürliche Weise durch Ablagerungen vor der Küste des US-Bundesstaats Georgia gebildet hat. Die Insel war über Jahrhunderte eine Enklave für Wirtschaftszweige, wie Tabakplantagen und Sägewerke, die vorwiegend Sklaven einsetzten. Heute ist sie ein grünes Naturreservat und zum großen Teil im Besitz der überwiegend aus direkten Nachkommen der versklavten Arbeitskräfte bestehenden Bevölkerung. Die sich aus ihrer wechselvollen Geschichte ergebenden komplexen sozialen und biologischen Schichten überschreiben sich ständig gegenseitig.

In That Which Just Evaporates All Around Us (2016) entpackt Joo diese Schichten mit einer zyklischen Herangehensweise. Das Werk spielt auf eine riesige, aus Sägemehl bestehende Landmasse an – die Überreste der umfangreichen Abholzungen auf Sapelo. Auf der Insel aufgenommene Naturklänge werden von Lautsprechern wiedergegeben, die in einem Würfel aus gefrorenem Sägestaub stecken. Dieser taut im Verlauf der Ausstellung immer weiter auf. Wie der „Puls“ der Insel hauchen die Naturklänge Sapelos dem Lautsprecher Leben ein und sind immer deutlicher zu vernehmen, je weiter die künstliche Form des Würfels sich auflöst. Den Ideen von Energieübertragung, Erschaffung und Zerstörung geht Joo auch in Entasis nach, einer Werkreihe, aus drei großen, aus einer Silbernitratmischung angefertigten Bildern von uralten Bäumen bestehend, die vom Blitz getroffen wurden und versteinerten. Diese jahrhundertealten Wächter, Zeugen von vielen Generationen menschlichen Lebens, wurden von einem Moment zum nächsten in versteinerte Monumente verwandelt und gehen jetzt langsam wieder in einen Zustand über, in dem sie die Insel ernähren. Diese Silbernitrat-„Gemälde“ werden mit einer Mischung aus traditionellen fotografischen Entwicklungsprozessen gefertigt, was einmal mehr das nachhaltige Interesse des Künstlers an transformativen und chemischen Prozessen veranschaulicht.

Besonders gut zum Ausdruck kommt sein zyklischer Ansatz in einer Werkreihe von Glasarbeiten, die alle zusammen den Titel Simultaneity Bias tragen. Hier kehrt er den Herstellungsprozess komplett um, indem er Werkzeuge und anderes Zubehör einer Glasbläserei aus Glas nachbaut: unter anderem Paletten, einen Sägebock und eine Stehleiter. Bei der Herstellung von Glasgüssen aus aufgeblasenen Papiertüten dreht er den Entstehungsverlauf der Glasbläserei um und geht bis zu seinem Ausgangspunkt zurück, also zu dem ursprünglichen Gedanken des Atems, der dem Glas die Form gab. In diesem Sinne erkundet Joo den Fertigungsprozess als einen Raum des Übergangs zwischen der psychischen und physischen Sphäre. Die Materialeigenschaft von Glas ermöglicht es dem Künstler, Geschwindigkeit zu nutzen, um das Konzept Zeit so darzustellen, dass sie gespürt und inszeniert werden kann. Er kreiert einen Kreislauf, der mit langsam sich bewegendem geschmolzenem Gussglas beginnt, das in einen erkalteten und festen Zustand übergeht und Werkzeuge formt, die anschließend in einer menschlichen Ablaufgeschwindigkeit benutzt werden, die wiederum selbst durch die Eigenschaft des ursprünglichen Materials vorgegeben ist.

Simultaneity Biases läuft parallel zu der Ausstellung von Avigdor Arikha Landscapes.

Über den Künstler
Michael Joo (geb. 1969, Ithaca, USA) schafft Narrative, in denen Orte, Menschen und Objekte nur durch eine neu gedeutete Wahrnehmung erkundet werden. Seinen Master of Fine Arts erwarb er 1991 an der Yale School of Art, Yale University, New Haven, nachdem er 1989 den Bachelor of Fine Arts an der Washington University, St Louis, gemacht hatte. Seine Einzelausstellungen (Auswahl): Single Breath Transfer, Kukje Gallery, Seoul, Korea; Uniformitarian Assumptions (and other ghosts), Galeria Carles Taché, Barcelona, Spanien; Seven Sins, Carolina Nitsch Project Room, New York, USA (2017); Barrier Island, SCAD Georgia, Savannah, Georgia, USA (2016); Perspectives: Michael Joo, Smithsonian Freer|Sackler Museum, Washington D.C., USA (2016); Radiohalo, Blain|Southern, London, UK (2016); Drift (Bronx), The Bronx Museum of Arts, New York, USA (2014); Transparency Engine, SCAD Moot Gallery, Sham Shui Po, Hong Kong (2014); Solo presentation of Doppelganger, Cass Sculpture Foundation, Goodwood, UK (2014); Michael Joo: Drift, The Aldrich Contemporary Art Museum, Connecticut, USA (2014) und er bespielte zusammen mit Do-Ho-Suh den südkoreanischen Pavillon auf der 49. VenedigBiennnale, Italien (2001). Joos Arbeiten befinden sich in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen, darunter im Fonds National d’Art Contemporain (FNAC), Paris, im Guggenheim-Museum, New York; im Museum of Modern Art, New York; im Samsung Centre for Art and Culture, Seoul, und im Whitney Museum of American Art, New York.

Vernissage: Freitag, 19, Januar 2018, 18:00 bis 21:00 Uhr

Ausstellungsdaten: Samstag, 20. Januar — Samstag, 24. Februar 2018

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Bildunterschrift: Michael Joo, That Which Just Evaporates All Around Us, 2016, Courtesy Savannah College of Art and Design. Photo John McKinnon

Ausstellung: Michael Joo – Simultaneity Biases  – BLAIN|SOUTHERN | Contemporary Art – Kunst in Berlin – ART at Berlin

 

 

 

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