bis 09.06. | #1981ARTatBerlin | Daniel Marzona zeigt ab 27. April 2018 die Ausstellung „Schablone und Fragment“ des Künstlers Magnus Plessen.
Daniel Marzona freut sich, die Ausstellung Schablone und Fragment mit neuen Arbeiten von Magnus Plessen ankündigen zu dürfen. Die Ausstellung zeigt Arbeiten aus seiner Serie „1914“, an der Plessen die letzten vier Jahre gearbeitet hat und die sich grundsätzlichen Fragen von Glück und Vergänglichkeit des menschlichen Daseins widmet. Hierbei nehmen die Arbeiten pointiert auf die Geschichte der Kriegsversehrten des Ersten Weltkrieges Bezug.
Ausgangspunkt für Magnus Plessens „1914“ – Serie ist das Buch Krieg dem Kriege (1924) des deutschen Pazifisten Ernst Friedrichs – eine bahnbrechende Publikation, die fotografisches Material verstümmelter Soldaten versammelt und zum ersten Mal nach dem Ende des Ersten Weltkrieges die verheerenden Folgen der automatisierten Kriegsführung verdeutlichte. Plessens Arbeiten zeigen das menschliche Subjekt so radikal gebrochen und aus dem Kontext gerissen, dass im Ergebnis eine häufig desorientierende Komposition entsteht, die traditionellen Repräsentationsformen widerspricht. Durch die mehrfache Drehung der Leinwände während des Arbeitsprozesses entstehen multiple Perspektiven. Auf der Fläche der Leinwand oszilliert das Dargestellte zwischen Zwei- und Dreidimensionalität und in der Auflösung der Figur-Grund-Beziehung zerfließt im malerischen Ansatz Plessens die vertraute illusionistische Bildräumlichkeit, so dass der Betrachter gleichsam in eine fast traumartige, verunklarte Dimension der Wahrnehmung geworfen wird.
Plessen kontrastiert in den neuen Arbeiten wiederkehrende, schablonierte Bildelemente mit Bereichen, die spärlich ausgearbeitet und zunächst unvollendet wirken. So vereinen seine Gemälde scheinbar frei schwebende Körperfragmente wie Köpfe, Arme, Beine und Hände mit Objekten des Alltags, die sich in kontrastierenden Tönen von beispielsweise tiefem Schwarz, Grau, Beige und fleischigem Rosa, zur irritierenden Darstellungen fragmentierter Körperlichkeit zusammenfügen. Hatten bereits die frühen Bilder aus der „1914“ – Serie versucht, traditionelle Formen der Repräsentation zu unterlaufen, spitzen die neuen Arbeiten in der Auflösung der Figur-Grund-Beziehung diesen Ansatz weiter zu. Der Malgrund und die auf ihm erscheinenden Formen fallen radikal in eins – gedoppelte Gesichter, Gliedmaßen, Gegenstände des Alltags finden keinen eigens ausgewiesenen und räumlich definierten Ort auf den Bildflächen, sondern erscheinen vielmehr als seien sie wie Intarsien in den Bildträger eingelegt. Das Gemälde ‚Ohne Titel (47)‘ führt die Idee des Zusammenfalls von Figur und Grund ins Extrem. Ein halb ausgearbeiteter Oberkörper, der sonderbar unbeholfen einen Schädel umfasst, verschmilzt mit der Andeutung eines Hintergrundes, der wiederum auf einer Ebene mit der ansonsten unbearbeiteten Leinwand angeordnet ist. Der Kopf der Figur bleibt dem Blick der Betrachter durch ein überdimensioniertes hutartiges Gebilde entzogen. Obwohl hier nichts stimmt, Perspektiven gebrochen erscheinen, der Bildraum in die Fläche gezwungen wird, kommt der Darstellung eine fast perverse Intensität und Dringlichkeit zu, die an bestimmte Bildformen des Surrealismus anschließt. Insgesamt evozieren die neuen Arbeiten Plessens eine sowohl tatsächliche als auch metaphorische Flachheit, wirken wie Schnittmuster, deren Ganzes aus disparaten Teilen zusammengefügt wurde und suggerieren ein beinah Bühnenhaftes, simultanes Ereignis unterschiedlichster Momente auf die Bildfläche. Dass es den Arbeiten dennoch gelingt, die fragmentarisch gebrochene Körperlichkeit mit einer enormen Präsenz zu versehen und in einen emotional und intellektuell berührenden Resonanzraum zu überführen, bezeugt die eigentliche Qualität der neuen Bildexperimente von Magnus Plessen.
Vernissage: Freitag, 27. April 2018, 18-21 Uhr
Ausstellungsdaten: Freitag, 27. April bis Samstag, 9. Juni 2018
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Bildunterschrift: Magnus Plessen, Untitled (45), 2018, 138 x 116,5 cm, Oil and charcoal on canvas, Courtesy the artist & Daniel Marzona, Berlin.
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